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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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Veranstaltung komplett verdrängt, denn die Euphorie der Teilnehmerinnen hatte mich mitgerissen. Deshalb hatte ich auch etwas bestellt, einen Turbochef, mit dem man zum Beispiel Pesto herstellen konnte. Nudeln mit Pesto waren fast das einzige Gericht, das ich mir zutraute, deshalb waren die 44,90 Euro gut angelegt. Das hatten mir alle anderen Frauen und auch Dominic, die den Turbochef selbstredend schon lange im Gebrauch hatten, bestätigt. Obwohl – fast fünfzig Euro für so ein Plastikteil? Dafür hätte ich mir auch etwas Schönes zum Anziehen oder den Chubby Stick Moisturizing Lip Balm von Clinique kaufen können, zwei sogar. Andererseits war es bestimmt nicht verkehrt, auch einmal in etwas Praktisches zu investieren. Vielleicht würde ich sogar einmal an einem Kochkurs teilnehmen oder Karla könnte mir die Basics beibringen. Karla! Sie hatte sich leider noch nicht gemeldet, und allmählich wurde ich immer trauriger. Ich hatte auf einmal das dringende Bedürfnis, ihr alle meine Erlebnisse und Eindrücke von der Tupperparty zu schildern.
    Ich küsste Sophie zum Abschied auf die Wange. „Wir sehen uns Morgen“, sagte ich und griff nach meiner Strandtasche. „War ein schöner Tag mit dir.“
    Sophie ließ den Motor wieder an und winkte mir zu: „Fand ich auch. Bis Morgen.“
    Als ich gerade die Haustür aufschließen wollte, sah ich Leon am anderen Ende des Flures um die Ecke kommen. Ich ließ den Schlüssel stecken, drehte mich zur Seite und wartete mit vor meiner Brust verschränkten Armen, bis er vor mir stand.
    „Wo warst du?“, stellte ich ihn zur Rede.
    Er lächelte und wollte mich umarmen, aber ich stieß ihn von mir weg.
    „Wollen wir nicht erst einmal reingehen?“, frage er mich.
    Ich zuckte mit den Schultern: „Von mir aus!“
    Im Flur stand ein weißer Bautrockner und produzierte einen Höllenlärm, deshalb setzten wir uns an den Tisch in der Küche und schlossen die Tür.
    „Willst du etwas trinken?“, fragte er mich.
    Ich lehnte mich im Stuhl zurück. „Nein danke! Ich möchte einfach nur wissen, wo du warst.“
    Leon öffnete den Kühlschrank und das fahle Innenlicht erhellte für ein Moment sein Gesicht. Er sah müde aus, aber auch entspannt. Er nahm eine Flasche Weißwein heraus, griff nach einem Glas, das ich morgens zum Trocknen auf ein Handtuch neben der Spüle gestellt hatte, und setzte sich wieder.
    „Wird das jetzt ein Verhör?“
    „Das kommt ganz auf dich an“, erwiderte ich kalt.
    Leon zog den Korken aus der halb leeren Flasche und goss sich Wein ins Glas. Dann nahm er die Streichholzschachtel, die auf dem Tisch lag, öffnete sie und zündete die Kerze im Windlicht an. Das alles ging mir furchtbar auf die Nerven, ich wollte jetzt endlich wissen, was mit ihm und Betty abging.
    „Ich war mit Betty und Luisa unterwegs“, gestand mein Mitbewohner schließlich. Wenigstens sagte er die Wahrheit. „Hast du etwas dagegen?“
    „Nö, eigentlich nicht“, antwortete ich heftig. Ich blickte ihm direkt in seine Augen: „Ich würde nur gern wissen, warum du den Vater spielst.“
    Leon nippte an seinem Glas. „Weil ich der Vater bin.“
    „Das glaube ich jetzt nicht“, erwiderte ich laut. „Seid ihr ein Paar, oder was?“
    „Nicht direkt ...“
    „Nicht direkt! Du spinnst wohl! Gestern vögelst du mit mir herum und heute erfahre ich, dass du eine Familie hast.“ Tränen stiegen mir in die Augen. Ich nahm sein Weinglas und stürzte den Inhalt in einem Zuge herunter.
    Leon berührte meine Hand, aber ich zog sie weg, als ob mich ein Stromschlag getroffen hätte.
    „Ich bin nur der Vater, mehr nicht“, sagte er sanft.
    „Was soll das heißen?“, schluchzte ich und schenkte mir noch Wein nach. Leon schüttelte den Kopf, ging zum Wandschrank und holte ein zweites Glas.
    „Du weißt doch, dass Betty und ich eine Zeit lang zusammengewohnt haben?“
    Ich nickte.
    „Erst war zwischen uns alles freundschaftlich, aber dann hatten wir einen Abend auch Sex. Sie hat mich richtig verführt, mit Strapsen und allem Drum und Dran.“
    Das wollte ich alles gar nicht so genau wissen, aber Leon fuhr unbeirrt fort. „Dann besuchte uns Nele, die mir sofort sympathisch war. Wir drei waren nach kurzer Zeit beste Freunde, bis mir Betty gestand, dass sie mit Nele zusammen ist.“
    „Wie meinst du das?“, fragte ich begriffsstutzig.
    Leon lächelte mich belustigt an: „Na, die beiden sind lesbisch und ein Paar, hast du das denn gar nicht bemerkt?“
    „Lesbisch?“ Nein, auf diese Idee war ich

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