Froschzauber
Handschuh über und streck die Hand aus.« Er schüttete etwas blaue Schmiere in Olivias behandschuhte Handfläche und verstaute die Flasche wieder in seiner Gürteltasche.
Olivia warf Max die blaue Schmiere ins Gesicht.
BÄNG!
Er verschwand und auf dem Boden saß nun ein kleiner orangefarbener Frosch mit blauen Punkten.
»Uuuumpfff«, machte er. »Ich hatte vergessen, was für ein komisches Gefühl das ist.«
»Okay«, sagte Olivia. »Das hat schon mal funktioniert. Und jetzt das Gegenmittel.«
Sie entkorkte die grüne Flasche und wollte gerade ein paar Tropfen auf Max schütten, als die Tür aufging und eine laute, schnarrende Stimme sie unterbrach.
»Na, wenn das nicht die kleine Olivia Pendragon ist! Und ganz allein! Wie schön, dich wiederzusehen. Und wo steckt dein nichtsnutziger Bruder?«
Der Junge war groß und blass. Er hatte stachelige schwarze Haare und einen höhnischen Ausdruck. Hinter ihm stand ein kleiner, stämmiger Junge mit rotem Haar und einem Mopsgesicht. Er schielte ein bisschen und sah gemein aus.
»Oh ... hallo, Adrian«, sagte Olivia nervös, korkte die grüne Flasche wieder zu und hängte sie sich schnell um den Hals. »Was machst du denn hier?«
In der Hoffnung, Max würde die Gelegenheit nutzen und unter ihr Kleid hüpfen, schob sie sich vor ihn. Aber die Bewegung ließ Adrian Hogsbottom aufmerksam werden. Er stürzte sich auf den Fußboden.
»Aha!«, sagte er, als er wieder auftauchte, den orangefarbenen Frosch fest im Griff. »Was für eine herrliche Kreatur. Dein Haustier, Olivia?«
»Äh, ja«, sagte Olivia. »Gib ihn mir wieder, bitte! Ichmuss – äh – aufs Zimmer zurück! Meiner Mutter helfen.«
»Oh, sicher, natürlich«, quäkte Adrian gelangweilt. »Aber weißt du, erst habe ich ein paar Fragen an dich. Und wie es aussieht, gebe ich dir den Frosch nur zurück, wenn du sie auch beantwortest. Stimmt’s, Jakob?«
Der kleinere Junge nickte und kam näher. Olivia war plötzlich umzingelt. Adolphus, der nicht recht wusste, wie er die Situation einordnen sollte, und erst mal zwischen den Füßen der beiden Jungen herumgeschnüffelt hatte, beschloss nun, dass sie nett waren, und ging fröhlich mit dem Schwanz wedelnd ein paar Kellerasseln suchen.
»Okay«, sagte Olivia und versuchte, nicht allzu besorgt zu klingen. »Was willst du wissen?«
»Ich will wissen, wo dein verflixter Bruder steckt undwas für einen Zauber er ausbrütet. Ich will alles über diesen Zauber wissen, weil ich nämlich dafür sorgen werde, dass er morgen nicht gewinnt. Für den passenden Gegenzauber muss ich alles wissen, kapiert?« Adrians gemeines Gesicht kam Olivias ganz nah. Er winkte mit dem Frosch.
Trotz Adrians Zangengriff strampelte Max wütend mit den Hinterbeinen. Kein Wunder, dass sein Eimerzauber im letzten Jahr nicht funktioniert hatte! Adrian hatte einen Gegenzauber verwendet. Dieser miese, dreckige, schummelnde Schleimbeutel!
»Das sage ich nicht!«, rief Olivia zornig. »Du gemeiner Betrüger! Warum sollte ich meinen eigenen Bruder verraten?«
»Weil«, sagte Adrian genüsslich, »ich sonst gezwungen bin, deinen Frosch in den Burggraben zu werfen. Da drin lebt ein zwei Meter langer Hecht, habe ich gehört.«
Er ging zum Fenster und streckte seinen Arm hinaus. Tief unten lag der Burggraben. Olivia sah, dass Max wie irre seinen Froschkopf schüttelte. Aber hieß das: Sag ihm nichts! Lieber sterbe ich! Oder hieß das: Nein, ich will nicht in den Burggraben. Sag ihm alles! Ich habe keinen Stolz!
Olivia seufzte.
»Okay, du hast gewonnen. Er will ...«
Der Frosch quakte laut und strampelte wild mit den Beinen.
»... mir ein lila Gesicht zaubern«, beendete Olivia den Satz. Max seufzte vor Erleichterung. Leider währte die nicht lange.
»Lila?«, spottete Adrian. »Was für ein Schwachkopf! Das ist der einfachste Zauber im ganzen Buch. Ehrgeiz hat er wohl gar keinen, was? Na, danke jedenfalls«, fügte er wie nebenbei hinzu und ließ den Frosch los, der wie ein Stein fünfzehn Meter tief aufs graue Wasser zustürzte.
»Du verlogener Schleimbeutel!«, kreischte Olivia und wollte sich schon auf Adrian werfen, aber Jakob hatte sie schneller gegen die Wand gedrückt, als man »abgesoffener Frosch« hätte sagen können. Kichernd ging Adrian an ihr vorbei.
»Oh, er ist mir aus der Hand gerutscht. Aber warum Theater machen um einen alten Frosch? Im Ententeich der Burg gibt es noch jede Menge.«
Im Vorbeigehen bespritzte Adrian sie mit ein paar Tropfen aus einem Flakon, der an
Weitere Kostenlose Bücher