Frost, Jeaniene
strahlte Traurigkeit aus, die seine Züge verdunkelte.
Denise
blieb im Türrahmen stehen. Sie war nervös gewesen, Mencheres wiederzusehen.
Das letzte Mal waren sie einander in jener schicksalhaften Silvesternacht
begegnet, doch Spade brauchte seinen Erzeuger, wenn er den Dämonenknochendolch
in seinen Besitz bringen wollte, ohne sich dabei in tödliche Gefahr zu begeben.
»Hi«,
sagte Denise, die äußerlich ruhig wirkte; doch Mencheres würde ihr Unbehagen
wittern und ihre Gedanken lesen können.
»Wie
schön, dich wiederzusehen, Denise«, begrüßte Mencheres sie und verneigte sich.
Crispin
hieß seinen Mitherrscher kühler willkommen, als Spade es getan hatte. Er hatte
Mencheres seine Heimlichkeiten mit Cat letztes Jahr noch immer nicht gänzlich
verziehen, doch Crispin wusste auch, wie notwendig Mencheres' Anwesenheit war.
Web würde einen Angriff erwarten und dementsprechend vorbereitet sein, doch
selbst Webs beste Verteidigungsmaßnahmen konnten Mencheres' Kräfte nicht
aufhalten. Der Großmeister konnte mit seinen telekinetischen Fähigkeiten
Dutzende von Vampiren zu völliger Bewegungsunfähigkeit erstarren lassen. Mit
Mencheres' Hilfe konnte Spade losmarschieren und Web den Dolch abnehmen, ohne
dass es dem anderen Vampir auch nur möglich sein würde zu blinzeln. Spade
hatte Mencheres allein deshalb nicht zu dem ersten Angriff auf Web mitgenommen,
weil nicht genügend Zeit gewesen war, um auf die Ankunft seines Erzeugers zu
warten.
Doch
sobald sie alle im Esszimmer Platz genommen hatten - außer Fabian, der
schwebte -, verblüffte Mencheres seinen Schützling.
»Ich habe
vorhin einen Anruf von Web erhalten«, verkündete der Großmeister. »Er fragte,
ob ich Kenntnis davon hätte, dass der Vampir, den ich erschaffen habe, und mein
Mitherrscher sein Heim überfallen haben, um sein Eigentum zu stehlen. Als ich
Web vorschlug, sich doch bei den Gesetzeshütern zu beschweren, wenn er ein Problem
habe, bat er mich, dir eine Nachricht zu übermitteln, Spade.«
Denises
Gesicht erbleichte, doch Spade verbarg seine Emotionen. »Und wie lautet diese
Nachricht?«
»Web
sagte: >Ich weiß, was sie ist und was du willst, deshalb schlage ich einen
Tausch vor<«, entgegnete Mencheres, und der Blick seiner kohlefarbenen Augen
glitt interessiert zu Denise hinüber.
Spade
fluchte, während Crispin murmelte: »Wie zur Hölle ist er dahintergekommen? Wir
haben das Boot versenkt, sodass nichts von ihrem Blut geborgen werden konnte.«
Spade ließ
diesen grässlichen Moment, als Web das Boot angegriffen hatte, noch einmal vor
seinem inneren Augen Revue passieren. Web hatte Denise vor sich gehalten, doch
sie trug ihre Handschuhe, sodass er die Male des Dämons nicht gesehen haben
konnte. Dann hatte er ihr in den Bauch gestochen, aber Web hatte seine blutige
Hand nicht an seinen Mund geführt - es sei denn vielleicht später?
»Er muss
meine Hände gesehen haben«, sagte Denise leise. »Als ich seinen Arm gepackt
habe, waren sie verwandelt.«
»Das
stimmt«, keuchte Spade, als er sich daran erinnerte, wie die Klauen ihre
Handschuhe durchstießen, und an die Furchen, die sie in Webs Arme gerissen
hatte. »Nachdem er Nathanial so lange gefangen gehalten hat, hat er zweifellos
gewusst, was diese Veränderung bei dir hervorgerufen hat.«
Mencheres
hob fragend eine schwarze Augenbraue. »Wärt ihr vielleicht so gütig, mich in
das Geheimnis einzuweihen?«
»Nicht
hier«, sagte Spade mit einer bedeutungsvollen Geste in Richtung des übrigen
Hauses. Alle an diesem Tisch wussten, was in Denises Blut war und welche
Wirkung es hatte, aber weiter wollte Spade diese Information nicht die Runde
machen lassen.
Gleichwohl,
jetzt wusste Web es ebenfalls. Spade unterdrückte einen weiteren Fluch. Wem
hatte er es erzählt? Gab es jetzt sogar noch andere, die auf eine Chance
lauerten, ihnen Denise wegzuschnappen, um ihren eigenen schmutzigen
Red-Dragon-Handel aufzuziehen?
Er konnte
bloß hoffen, dass Webs Habgier ihn dazu verlei ten würde,
über die Angelegenheit Stillschweigen zu bewahren. Immerhin hatte Web das
Wissen darum, was Nathanial war, nicht mit anderen teilen wollen. Vielleicht
versuchte er nach wie vor, den Red-Dragon-Markt zu beherrschen, indem er die
andere Quelle der Droge nicht preisgab.
So oder
so, es war für Spade unmöglich, ihn am Leben zu lassen. Selbst wenn Denise die
Male loswurde, stellte Web ihr womöglich noch nach, in der Hoffnung, dass ihr
Blut nach wie vor die Droge beinhaltete. Falls es Web gelang,
Weitere Kostenlose Bücher