Frost, Jeaniene
mir
hast, weil ich einer anderen Spezies angehöre?«
Er hätte
ihre Frage beantworten können, doch Spade wählte einen anderen Weg, um es
Denise zu ermöglichen, ihn zu verstehen.
»Im 18.
Jahrhundert war ich verliebt. Giselda erwiderte meine Liebe, doch sie wollte
kein Vampir werden. Ich dachte, dass sie es sich mit der Zeit anders überlegen
würde. Als wir ein Jahr zusammen waren, benötigte mein Erzeuger meine Dienste,
und ich musste fortgehen. Dann, als die Zeit meiner Rückkehr nahte, schickte
Giselda eine Botschaft, dass sie sich in meinem Haus mit mir treffen würde. Auf
dem Weg dorthin hatte sie mit ihrer Kutsche einen Unfall. Nicht lange danach
kamen die Fahnenflüchtigen.«
Spade
hielt inne, und bei der Erinnerung daran durchströmten ihn derselbe alte
Kummer und dieselbe altbekannte Wut. Denise schloss ihre Hand um die seine.
»Erzähl
mir den Rest, Spade.«
Er zog sie
an sich, getröstet von ihrer Nähe. »Giselda floh, versuchte, sie im Wald
abzuschütteln, doch sie waren schneller. Alle fünf haben sie verprügelt,
vergewaltigt und anal geschändet. Doch trotz des brutalen Überfalls verlor
Giselda nicht den Kopf. Sie gab vor, tot zu sein, bis sie glaubte, sie wären
fort. Dann rappelte sie sich auf und begann, in Richtung meines Hauses zu
laufen. Doch der einstige Hauptmann kam zurück, um das Schwert zu holen, das
er vergessen hatte. Er folgte der Blutspur im Schnee, und als er Giselda
fand, schnitt er ihr so tief die Kehle durch, dass er ihr beinahe den Kopf abtrennte.
Dann warf er ihre Leiche in eine Schlucht. Dort habe ich sie gefunden. Sie war
so voller Blut, dass ich sie auf den ersten Blick nicht einmal erkannt habe.«
Denise
holte tief Luft. »Und gerade gestern hat Web mir ein Messer an die Kehle
gehalten. O Gott, welche Erinnerungen das bei dir ausgelöst haben muss ...«
»Ja«,
sagte Spade knapp.
Ihre Hände
waren warmer Balsam auf seinen Schultern. »Du hast etwas ausgelassen. Giselda
war nicht mehr am Leben, konnte dir die Einzelheiten also nicht erzählen.«
Spades
Blick wich nicht von ihr. »Wir erfuhren sie, nachdem Crispin und ich die
Mistkerle gefangen und sie gezwungen haben, alles zu beschreiben, was sie ihr
angetan haben.«
Giselda
war auf jede erdenkliche Weise gerächt worden, doch wie Denise nur zu gut
wusste, ließ Vergeltung den Schmerz nicht vergehen.
Spade
berührte ihr Gesicht. Wenn dies seine Chance war, sie dazu zu bringen, ihn zu
verstehen, würde er mit nichts hinter dem Berg halten.
»Ich bin
irgendwie über Giseldas Tod hinwegkommen, aber wenn ich deinen miterleben
müsste, würde ich das nicht schaffen.«
In ihren
Augen glitzerten Tränen. »Wie ich schon sagte, ich will dich auch nicht
verlieren. Was, wenn ... wenn ich ein Mensch bliebe, jedoch nicht altern würde
und schwerer zu töten wäre?«
Es gab bloß
eine Möglichkeit, einen solchen Zustand hervorzurufen, doch er musste sich
sicher sein, dass sie es ernst meinte. »Du wärst bereit, von meinem Blut zu
trinken?«
Seine
Stimme war ruhig, täuschte über seine aufgewühlten Gefühle hinweg. Denise
nickte und streckte die Hand aus, um mit einem leichten Streicheln seinen Hals
zu berühren.
»Ja.«
Spade
konnte nicht anders - er drückte sie an sich, und Erleichterung strömte durch
seine Adern. Wenn Denise jeden Tag von ihm trank, selbst wenn es nur eine
kleine Menge war, würde das genügen, um ihr Leben unbegrenzt zu verlängern.
Man konnte sie immer noch leichter umbringen als einen Vampir, doch mit seinem
Blut konnte man sie auch als Ghul wiedererwecken, falls sie doch ein
vorzeitiges Ende fand ...
»Bedeutet
das, dass wir uns einig sind?«, brachte Denise atemlos hervor.
Er drehte
sie auf den Rücken, und seine Erleichterung verwandelte sich in Freude. »Ja.
Und es bedeutet außerdem, dass ich unglaublich verliebt in dich bin.«
Als sie
diese Worte hörte, hatte sie das Gefühl, als würden sie durch ihren gesamten
Körper hallen. Verliebt in dich, verliebt in dich, verliebt in
dich. Reine Wonne brandete über sie hinweg, von der sie nicht
geglaubt hatte, dass sie so etwas jemals wieder empfinden würde, und Denise
lächelte, selbst als Spades Gesicht durch ihre Tränen verschwamm. »Ich liebe
dich auch«, flüsterte sie.
Ihr
stockte der Atem, als Spade sie fest an sich drückte, aufstand und sie im Kreis
herumwirbelte, bis ihre Beine wild umherschwangen. Denise lachte, obwohl seine
feste, besitzergreifende Umarmung ihr kaum Luft zum Atmen ließ.
»Ich hätte
nie gedacht, dass
Weitere Kostenlose Bücher