Frost, Jeaniene
schließlich und dachte dabei an ihre Eltern. Wenn es ihre
Rettung war, ließ sich so eine kleine Peinlichkeit schon ertragen.
Spade
schien darauf zu warten, dass sie noch etwas sagte. Denise nahm ihre Gabel und
machte sich an den Obstsalat im nächsten Schälchen.
»Gut«,
meinte Spade schließlich. »Wir fahren heute noch nach Saint Louis.«
Spade
klappte sein Handy zu. Es war zwar nicht üblich, extra eine Versammlung
einzuberufen, um seiner Sippe eine neue Leibeigene vorzustellen, aber er war
fast das ganze letzte Jahr unterwegs gewesen, sodass auch sonst einiges liegen
geblieben war, das seiner Aufmerksamkeit bedurfte.
Denise war
die letzten drei Tage über sehr still gewesen. Was vermutlich daran lag, dass
sie ihre Angehörigen angerufen und ihnen mitgeteilt hatte, dass sie verreisen
und allein um ihren Cousin trauern wolle. Soweit Spade mitbekommen hatte, war
sie damit auf Unverständnis gestoßen, aber wie hätte sie ihren Verwandten auch
klarmachen sollen, dass sie ihnen in dieser schweren Zeit nicht den Rücken
kehren, sondern das Leben retten wollte?
Aber
dieses Gegrübel musste trotzdem aufhören. Fiel Denise vor seinen Leuten aus
der Rolle, würde er die Folgen noch in Grenzen halten können. Aber vor einem
anderen, nicht mit ihm befreundeten Meistervampir? Das konnte tödlich enden.
Du musst
dich zusammenreißen, Denise, dachte er. Und ich
weiß auch schon, wie ich dir dabei helfen kann.
Spade ging
ins Erdgeschoss hinunter, wo er Denise in der Küche zu finden hoffte. Sie hatte
immerzu Hunger, egal welcher Stimmung sie war. Spades Anwesen verfügten
allesamt über Köche, damit die menschlichen Mitglieder seiner Sippe stets gut
versorgt waren. Henry, der in seinem Haus in Saint Louis mit dieser Aufgabe
betraut war, hatte alle Hände voll zu tun, seit Spade vor zwei Tagen mit Denise
angekommen war.
»Herr«,
wandte Henry sich an ihn.
Denises
Reaktion amüsierte Spade. Sie hatte ihm zwar den Rücken zugekehrt, aber er
konnte deutlich sehen, wie sie zusammenfuhr. Es war ihr ungenehm, wie die
Mitglieder seiner Sippe ihn ansprachen. Spade nicht. Als er noch ein Mensch gewesen
war, hatte man sich ihm schließlich noch viel förmlicher genähert.
»Henry.«
Spade nickte dem jungen Mann zu, bevor er sich zu Denise an den Küchentisch
setzte. Ein Blick auf ihren Teller sagte ihm, dass sie Lasagne gegessen hatte,
mit viel Knoblauch.
Er musste
sich ein Lächeln verkneifen. Cat hatte Denise eine Menge über Vampire erzählt,
aber offenbar nicht alles. Spade stibitzte eine sautierte Knoblauchzehe von
ihrem Teller und verspeiste sie genüsslich seufzend.
»Ah,
Henry, köstlich. Ich nehme auch eine Portion.«
»Wird dir
nicht schlecht davon?«, erkundigte sich Denise überrascht.
Spade
verzog keine Miene. »Ich kann feste Nahrung zu mir nehmen. Aber meistens ist
mir nicht danach.«
»Das meine
ich nicht.« Denise machte eine ungeduldige Handbewegung. »Der Knoblauch.
Verträgst du den?«
»Natürlich.
Ein Grund, weshalb ich immer wieder gern in Italien bin. Dort ist so ziemlich
jeder mit diesem köstlichen Zeug abgefüllt.«
Spade
leckte sich die Lippen. Denise sah es und erbleichte, sie schob ihren Teller von
sich. Spade konnte sich das Lachen gerade noch verkneifen.
»Ich habe
ein Geschenk für dich«, verkündete er, als hätte er ihre Reaktion überhaupt
nicht bemerkt.
Denise
machte ein misstrauisches Gesicht. »Warum?«
Sie musste
wirklich an ihren schauspielerischen Fähigkeiten arbeiten. Kein Sterblicher,
der neu in seinen Reihen war, würde Spade gegenüber einen solchen Ton
anschlagen, erst recht nicht in Gegenwart anderer.
Er erhob
sich. »Komm.«
»Herr,
möchten Sie noch etwas essen?«, erkundigte sich Henry.
Spade
streckte Denise die Hand hin. Sie zögerte. »Halte eine Portion für mich warm«,
wies er Henry an und bedachte Denise dann mit einem strengen Blick. Nimm meine
Hand, befahl er ihr stumm.
Sie ließ
die Hand in seine gleiten. Ihre Haut war erhitzt, fast als hätte sie Fieber,
aber ihre Augen waren nicht glasig, also war sie wohl nicht krank. Nein, sie
blitzte ihn an, erzürnt über sein kleines Machtspielchen. Spade ignorierte es,
packte ihre Hand fester und zog sie vom Stuhl hoch. Selbst als Denise schon
aufgestanden war, ließ er sie nicht los, obwohl sie sich wehrte.
»Gehen wir
auf mein Zimmer, Darling«, sagte er, wobei er absichtlich laut und deutlich
sprach.
Ihre Augen
weiteten sich. Bisher hatte sie ein eigenes Zimmer in seinem Haus bewohnt,
denn als Dämon
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