Frost, Jeaniene
zurück.
Einen
Moment glaubte sie, ihre innere Stimme spöttisch schnauben zu hören. Denise
achtete allerdings nicht darauf und konzentrierte sich auf die Gästeschar, die
sie umgab. Und da wurde ihr auch schon klar, dass sie einen Fehler gemacht
hatte.
So viele
bleiche Gesichter. Die schnellen, zielgerichteten Bewegungen. Kühle Leiber
überall. Reißzähne. All die Funkelaugen ...
Vertraute
Panik stieg in ihr auf. Denise versuchte, sie zu verdrängen, aber sie machte
sich umbarmherzig breit, begrub sie unter einer Flut von Erinnerungen.
»Ich muss
hier raus«, murmelte sie.
Spade
drehte abrupt den Kopf in ihre Richtung. Er hatte sich am anderen Ende des
Saales mit jemandem unerhalten und sie inmitten der Kreaturen aus ihren
Alpträumen zurückgelassen. Überall Vampire. Blut würde
folgen. Tod auch. So war es immer.
Immer
weiter stürmten die Erinnerungen auf sie ein, bis sie schließlich ganz Besitz
von ihr ergriffen hatten. Das schreckliche Heulen, es nähert
sich. All die anderen Schreie. Wir sitzen in der Falle, und sie kommen immer
näher. Etwas packte ihren Arm. Denise wollte sich entsetzt
losreißen, aber die eisige Hand ließ nicht locker.
»Loslassen«,
brüllte sie.
»Was hat
sie denn?«, murmelte jemand. Denise begriff nicht, warum die Person so
verständnislos klang. Warum rannte niemand weg? War den anderen denn nicht
klar, dass man die Kreaturen, die es auf sie abgesehen hatten, nicht töten konnte?
Die Hand
packte sie fester, während eine zweite sich auf ihren Mund presste. Denise
wehrte sich, kam aber nicht frei. Es ist hoffnungslos. Wir sitzen im
Keller in der Falle, und sie kommen. Jeden Augenblick wird die Tür aufgestoßen
werden, eine groteske Gestalt auf mich zustürzen. Nein. Nein. NEIN!
Kaltes
Wasser klatschte ihr ins Gesicht. Sie blinzelte, hustete und schaffte es, die
Hand zu heben, um den nächsten eisigen Guss so gut es ging abzuwehren.
»Aufhören.«
Spade war
über sie gebeugt, eine Hand hielt er unter einen laufenden Wasserhahn. Sie
blinzelte wieder. Von vorn war sie klatschnass, zitternd kauerte sie auf dem
Boden eines Badezimmers. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie dorthin gekommen
war.
»Nicht
schon wieder«, stöhnte sie.
Spade
drehte das Wasser ab und kniete sich zu ihr. »Jetzt weißt du, wo du bist.« Es
war eine Feststellung.
Sie lehnte
den Kopf an das Schränkchen neben sich, schlug ihn sogar leicht dagegen, so
frustriert war sie.
»Drei
Kilometer vor der Klapse mit dem Fuß auf dem Gaspedal, würde ich sagen.«
Spade gab
einen Laut von sich, der wie ein Seufzer klang. »Das ist dir schon mal
passiert?«
»Ja, aber
das ist jetzt schon Monate her. Das letzte Mal war das geschehen, als ...«
Ein
wissender Ausdruck trat in sein Gesicht. »Als du mit ansehen musstest, wie ich
diesen Typen umgebracht habe«, beendete er ihren Satz. »Warum hast du mir nicht
gesagt, dass du unter posttraumatischem Stress leidest?«
Jetzt, wo
alles vorbei war, fühlte sie sich peinlich berührt. »Ich habe dir doch gerade
gesagt, dass es mir schon eine ganze Weile gutging. Und unter den Umständen,
unter denen wir uns wiedergesehen haben, war das meine geringste Sorge.«
Zur Bekräftigung
hielt Denise ihre Handgelenke in die Höhe. Die Zeichen des Dämons waren unter
breiten Silber- und Goldarmreifen verborgen, aber sie wussten beide, dass sie
da waren.
»Ich habe
gerade den Plan für den heutigen Abend ruiniert, was?«, stöhnte sie. »Wie
konnte mir das nur passieren.«
Spade fuhr
ihr mit einem Papiertuch über das Gesicht. »Wäre ich aufmerksamer gewesen,
hätte ich mit so etwas gerechnet. Wir gehen jetzt. Wir können uns später
darüber Gedanken machen, wie du einen Blick auf meine restlichen
Sippenmitglieder werfen kannst.«
»Nein.«
Denise nahm ihm das Papiertuch aus der Hand und tupfte ihre Augen ab. Ihre
Wimperntusche war bestimmt völlig verschmiert. »Jetzt sind wir hier. Bringen
wir's hinter uns. Ich schaffe das, wenn ... wenn du bei mir bleibst. Als ich so
ganz allein unter all diesen Vampiren war, hat mich das einfach zu sehr an ...
an diesen Abend erinnert.«
Über
Spades Gesicht huschte ein Ausdruck, der so schnell wieder verschwunden war,
dass sie ihn nicht deuten konnte. »Ich lass dich nicht allein.« Er streckte
ihr die Hand hin. »Darf ich bitten?«
Sie legte
ihre Hand in seine. Kurz sah sie ihr Spiegelbild.
»Mein
Make-up ist ruiniert.«
»Unsinn,
du bist wunderhübsch. Ich habe sogar schon zwei Angebote für dich bekommen.«
Seine
Stimme hatte
Weitere Kostenlose Bücher