Frost, Jeaniene
du
bist wach«, stellte Spade fest und klappte mit einem Klicken sein Handy zu.
»Ich habe dir Frühstück bestellt, dein Essen von gestern Abend hast du ja nicht
angerührt.« Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Es dürfte dich freuen zu
erfahren, dass du mein Frühstück verschlafen hast.
Vielleicht verschlägt es dir dann diesmal nicht den Appetit.«
»Bedienst
du dich immer an den Leuten vom Zimmerservice?«, fragte Denise schockiert.
»Natürlich.
Aber mach dir um die keine Sorgen. Ich gebe ihnen jedes Mal ein gutes
Trinkgeld.«
Ein
heftiges Rumoren in ihrem Magen lenkte Denises Aufmerksamkeit auf den Servierwagen
mit den abgedeckten Speisen, deren Duft ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen
ließ. Plötzlich heißhungrig geworden, schlug sie die Bettdecke zurück, lief zu
dem Wägelchen und hob die Abdeckhaube vom ersten Teller. Pfannkuchen. Sie nahm sich einen, stopfte ihn in den Mund und schloss verzückt die
Augen. So lecker.
Viel zu
schnell war er aufgegessen. Sie schnappte sich den nächsten, zu hungrig, um
sich mit Sirup oder Besteck aufzuhalten, und verschlang ihn ebenfalls. Mmmm.
Köstlich. Mehr.
Gerade
hatte sie den dritten Pfannkuchen verdrückt, als ihr auffiel, dass Spade sie
beobachtete. Sein Blick wanderte von ihrem inzwischen leeren Teller zu dem
unberührten Besteck und schließlich zu ihr.
Denise
spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Was war nur los mit ihr? So lange war
es doch nun auch wieder nicht her, seit sie das letzte Mal etwas gegessen
hatte.
»Ich, äh,
hatte ziemlichen Hunger«, stammelte sie.
Seine
Mundwinkel zuckten. »Scheint so.«
Wie zum
Beweis verspürte sie ein erneutes Grummeln in den Eingeweiden, gefolgt von
einem vernehmlichen Knurren. Denise zwang sich, die Serviette ordentlich auf
den Schoß zu legen, zum Besteck zu greifen, und das nächste Gericht - Schnitzel
mit Rührei, das mochte sie besonders! - in kleine Stücke zu schneiden, bevor
sie den ersten Bissen nahm. Inzwischen war ihr Magenknurren fast zum Gebrüll
geworden. Spade beobachtete sie ungeniert weiter, das schiefe Grinsen noch im
Gesicht.
»Ist immer
schön, eine Frau mit gesundem Appetit zu sehen«, bemerkte er, offensichtlich
erheitert.
Denise
hielt sich nicht länger zurück. Sie spießte zwei Schnitzelstücke zusammen auf
und kaute, während sie Spade mit einem drohenden Blick bedachte. Dann war sie
halt im Augenblick ein bisschen zu hungrig, um zu essen wie ein Spatz, na und?
Vielleicht war ihre letzte Mahlzeit ja doch länger her, als sie dachte.
»Hast du
schon einen Plan, wie wir unsere Suche nach Nathanial angehen sollen?«,
erkundigte sie sich, nachdem sie ihr Schnitzel aufgegessen hatte. Wäre es zu
ungehörig, sich gleich dem nächsten Teller zuzuwenden? Egal. Wer wusste schon,
wann sie das nächste Mal Zeit zum Essen haben würden.
»Durchaus«,
antwortete Spade. »Wir fangen bei meiner Sippe an. Ich kenne zwar niemanden mit
dem Namen Nathanial, aber dein Vorfahr kann sich schließlich auch umbenannt
haben. Rom hat ihn dir doch gezeigt, dann weißt du bestimmt noch, wie er
aussah, nicht wahr?«
Denise
schauderte. »Ja.« Als könnte sie je die schrecklichen Bilder vergessen, die Rom
ihr ins Gedächtnis gebrannt hatte.
»Gut. Ich
werde eine Versammlung einberufen, dann kannst du dir die Leibeigenen meiner
Leute ansehen. Vielleicht ist er ja dabei.«
»Weißt du,
es ist ziemlich unhöflich von dir, Menschen als Besitz zu bezeichnen. Ich bin
auch ein Mensch, schon vergessen?«
In seinen
Augen blitzte es. »Nein, keineswegs. Weshalb ich dich meiner Sippe auch als
meine neuste Erwerbung vorstellen werde.«
Sie war
entsetzt. »O nein, das wirst du nicht tun.«
Er winkte
mit einer eleganten Handbewegung ab. »Du willst doch nicht, dass Crispin und Cat
erfahren, was du vorhast, also ist das die beste Tarnung. Ich unterhalte keine
romantischen Beziehungen zu Sterblichen; das weiß jeder. Aber ich habe andere
Verwendungen für sie, und niemand kann Anstoß daran nehmen, dass ein Vampir mit
einer Leibeigenen unterwegs ist. Genau genommen reisen wir selten ohne den
einen oder anderen Sterblichen im Gefolge.«
Er warf
ihr einen herausfordernden Blick zu. Denise sagte nichts. Was, wenn Spade nur
versuchte, sie loszuwerden? Weigerte sie sich, bei seiner Farce mitzuspielen,
würde er womöglich nicht zögern, sie im Stich zu lassen. Vielleicht war ihm ja
gar nicht so sehr daran gelegen, Bones aus der Sache herauszuhalten, wie sie
gehofft hatte.
»Okay«,
antwortete Denise
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