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Frost, Jeaniene

Frost, Jeaniene

Titel: Frost, Jeaniene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtjaegerin
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Geduld schmolz dahin. »Gerade mal vierundvierzig Jahre
untot, und schon glaubst du, du kannst deine eigene Sippe anführen?«
    »Ja«,
antwortete Turner. Dann fügte er in noch arroganterem Tonfall hinzu: »Lass
mich gehen, damit ich mein eigener Herr sein kann. Ich bin nicht auf einen
Kampf mit dir aus, aber wenn du meine Bitte ausschlägst, fordere ich dich zum
Duell.«
    Dummer.
Leichtfertiger. Narr.
    »Genau an
diesem überzogenen Selbstvertrauen liegt es, dass du noch kein Sippenoberhaupt
werden kannst. Dein hitziges Temperament würde dich den Kopf kosten, und dann
stünden alle von dir Erschaffenen ohne Schutz da. Aus diesem Grund kann ich
dir die Freiheit nicht schenken, Turner, und ich schwöre dir, dass du es
bereuen wirst, wenn du mich tatsächlich zum Duell herausfordern solltest.«
    Aus dem
Augenwinkel sah Spade, wie Denise immer wieder von Turner zu ihm blickte. Bei
genauerer Betrachtung stellte er fest, dass sie ganz bleich geworden war. Sie
wusste vielleicht nicht viel über die Regeln des vampirischen Zusammenlebens,
aber dass es gleich blutig zugehen würde, falls Turner nicht blitzartig doch
noch zur Besinnung kam, war ihr zweifelsohne klar. Was sich fatal auf Denises
hart erkämpfte Selbstbeherrschung auswirken konnte, die sie die letzten paar
Stunden über, von mehr Untoten als Lebenden umgeben, so tapfer aufrechterhalten
hatte.
    Spade
wandte sich mit wütendem Blick wieder Turner zu. Der sah sich um und griff dann
nach dem Silbermesser an seinem Gürtel.
    »Ich
fordere dich zum Duell.«
    Sehr
langsam ließ Spade Denises Hand los. Dann beugte er sich zu ihr, seine Lippen
streiften fast ihr Ohr.
    »Unseren
Gesetzen zufolge muss ich seine Herausforderung annehmen. Ich gebe dir Alten
mit, er wird bei dir im Auto warten. Es dürfte nicht lange dauern.«
    »Ich
bleibe.«
    Spade wich
ein wenig von ihr zurück, um ihr Gesicht sehen zu können. Sie war noch immer
sehr blass und krallte die Fingernägel in die Oberschenkel, aber ihre Stimme
hatte fest geklungen.
    »Möglicherweise
ist das nicht das Klügste ...«
    »Wenn ich
merke, dass ich anfange auszurasten, gehe ich, aber bis dahin bleibe ich hier.«
    Stures
Frauenzimmer. Hatten heute Abend denn alle den
Verstand verloren?
    Spade
erhob sich und warf Alten einen strengen Blick zu. »Wenn sie gehen will,
bringst du sie zum Wagen und wartest dort auf mich.«
    Alten
verbarg seine Überraschung sofort durch ein Nicken. Es gehörte sich nicht,
während eines Duells einfach aufzustehen und zu gehen. Für
Leibeigene schon gar nicht. »Selbstverständlich.«
    Das
Vernünftigste wäre es gewesen, Denise jetzt gleich von Alten zum Wagen bringen
zu lassen. Stattdessen heizte er die Spekulationen über sie sogar noch an,
indem er zuließ, dass sie sich ihm in aller Öffentlichkeit widersetzte, obwohl
sie rechts neben ihm gesessen war. Heute Abend haben wirklich alle
den Verstand verloren, sagte sich Spade müde. Allen
voran ich.
    Er
verdrängte den Gedanken und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Turner.
Er würde ein Exempel an ihm statuieren müssen, sonst würde er sich vor
Herausforderungen von jungen, hitzköpfigen Vampiren bald nicht mehr retten
können.
    Spade zog
das Hemd aus und legte es über seinen Stuhl, wobei er Turner nicht aus den
Augen ließ. »Nimm deine Herausforderung zurück, sonst kannst du von Glück
sagen, wenn ich dich am Leben lasse.«
    Turner
schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Also dann, so sei es.
     
    6
     
    Denise
konnte die Augen nicht von den beiden einander umkreisenden Vampiren abwenden,
obwohl ihr gesunder Menschenverstand ihr mehr als deutlich sagte, dass sie
besser weggesehen hätte. Alten und sie saßen nach wie vor am Tisch, aber alle
übrigen Anwesenden hatten sich an die Wände zurückgezogen, um Spade und Turner
möglichst viel Platz für ihren bevorstehenden Kampf zu lassen. Die Türen des
Ballsaals waren bewacht; die Kellner hatte man durch Hypnoseblicke dazu
gebracht, keine Notiz von der abrupt umgeschlagenen Stimmung zu nehmen. Die
Tatsache, dass sie an einem öffentlichen Ort waren, konnte also das Duell nicht
verhindern. Und zur Krönung des Ganzen stand Spade Turner auch noch unbewaffnet
gegenüber, während der andere ein großes Silbermesser in Händen hielt.
    Sie beugte
sich über Spades Stuhl hinweg zu Alten. »Warum darf Spade keine Waffe
führen?«, flüsterte sie.
    Der Vampir
wirkte verblüfft darüber, dass sie es gewagt hatte, ihn anzusprechen, aber er
antwortete mit leiser Stimme: »Er darf schon. Aber

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