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Frost, Jeaniene

Frost, Jeaniene

Titel: Frost, Jeaniene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtjaegerin
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Hals unter dem Haar verborgen, schaffte sie es
bis in den Aufzug, ohne dass ein Hotelangestellter die Polizei alarmierte. Was
sie wohl auch der fortgeschrittenen Uhrzeit zu verdanken hatte; die wenigen
Leute, denen sie begegnete, wirkten alle ziemlich verschlafen.
    Als die
Aufzugtür sich auf der richtigen Etage öffnete, hatte sich ihr fieberhaftes
Verlangen verflüchtigt, und Denise war über sich selbst entsetzt. Sie hatte
Spade ja geradezu angefleht, es ihr dort draußen im Schnee zu besorgen. Hatte
ihn deshalb die Blutgier überwältigt? Hatte ihre Sexbesessenheit die
Selbstbeherrschung zunichtegemacht, über die Vampire sonst in diesen Fällen
verfügten? Und was war nur los mit ihr, dass ein Vampirbiss sie zur Nymphomanin
werden ließ? Ja, es war ein gutes Jahr her, seit sie zum letzten Mal Sex
gehabt hatte, aber das erklärte keinesfalls die Heftigkeit ihrer Reaktion.
    Über sich
selbst wütend, schloss Denise die Zimmertür hinter sich. Erschöpft lehnte sie
sich dagegen ... und rümpfte dann die Nase. Was war das für ein Geruch?
    Rom kam um
die Ecke spaziert. »Hallo.«
    Der Dämon
war schon an der Tür, bevor sie sie wieder aufreißen konnte, sein
Schwefelgeruch raubte ihr den Atem.
    Rom
lächelte. »Endlich allein.«
    Spade
nutzte sein letztes bisschen Willenskraft, um sich zu vergewissern, dass Denise
es auch wirklich bis zum Hotel schaffte. Als er sie durch die gläserne
Eingangstür stolpern sah, konnte er die Wirkung ihres Blutes nicht länger unterdrücken.
Die dunkle, berauschende Magie darin ließ Realität und Halluzinationen,
Gegenwart und Vergangenheit miteinander verschmelzen.
    Spade fiel
vom Baum, spürte kaum, wie er am Boden aufschlug. Kahle
Zweige bogen sich im Wind, während Crispin und er im gestreckten Galopp
dahinjagten, hinter den Spuren her, die die Kutsche im schmutzigen Schnee
hinterlassen hatte. Sie mussten am selben Morgen noch entstanden sein, wenn
nicht sogar später. Spade beugte sich vor, trieb sein Pferd voran.
    Er wälzte
sich am Boden, hörte sein eigenes kehliges Stöhnen, als er versuchte, die
Erinnerungen zurückzudrängen. Nein. Ich will das nicht noch
einmal sehen müssen. Nicht noch einmal.
    Er
rappelte sich auf und rannte los. Die Bäume nahmen groteske Formen an, schienen
ihre skelettartigen Äste nach ihm auszustrecken, peitschten ihn, als er an
ihnen vorüberjagte. Dann wurden die Stämme dicker, verwandelten sich in den
Wald von Argonne an jenem Tag vor hundertfünfzig Jahren.
    »Nein«,
stieß Spade zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er rannte schneller,
stolperte über aus der Erde ragende Felsbrocken, die ihm zuvor seltsamerweise
gar nicht aufgefallen waren. Das war nicht die Wirklichkeit. Es war nicht die Wirklichkeit.
    Oder doch?
Was, wenn er wieder dort war? Was, wenn es noch nicht zu spät war, sie zu
retten?
    »Giselda«,
rief er. »Ich komme!«
    Crispin
sah das Rad als Erster, es lag zerbrochen im Straßengraben. Kurz war Spade
erleichtert. Giseldas Kutsche hatte einen Unfall gehabt, deshalb hatte sie sich
verspätet. Aber dann witterte er ihn. Den Geruch von Blut und Tod.
    Spade
sprang vom Pferd, jagte auf die Kutsche zu, ohne auch nur den Boden zu berühren;
es war das erste Mal, dass er flog, und es war ihm egal.
    Crispin
war schneller, packte ihn von hinten und rang ihn zu Boden. »Nicht, mein
Freund. Lass mich gehen.«
    Spade
schüttelte ihn ab, seine Hand fuhr zu seinem Messer, als Crispin sich erneut
auf ihn stürzen wollte.
    »Fass mich
noch einmal an, und ich bringe dich um«, knurrte er, fuhr herum und lief in die
Richtung, aus der Giseldas Geruch am stärksten zu ihm drang - vermischt mit
anderen, unheilvollen Aromen.
    Er blieb
nicht stehen, um nach dem Diener zu sehen, der zusammengesunken am Waldrand
lag. Ein Fetzchen Stoff hing an einem Dornengestrüpp ganz in der Nähe des Mannes.
Spade rannte in den Wald, immer dem Geruch nach, und sah entsetzt die vielen
Fußabdrücke im Schneematsch. Sie war weggelaufen, aber jemand war hinter ihr
her gewesen.
    Der
aufgewühlte Flecken Erde, den er dann vorfand, ließ ihn schlitternd stehen
bleiben. Der Boden stank nach Schweiß, Blut, Angst und Lust. Wut überkam ihn,
als er die Überreste eines Damenuntergewands sah, Stiefelabdrücke darum herum,
dann den größeren Abdruck von einem auf den Boden gepressten Körper, Blut und
andere Flecken darin.
    Spade
drehte sich um, folgte dem in der Luft hängenden Gestank nach Blut, bis er eine
große Lache entdeckte. Alles in ihm erstarrte, als er den

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