Frost, Jeaniene
Blut. Wie es scheint,
hat die Essenz aus Roms Zeichen es in eine Art Vampirdroge verwandelt. Schon
beim ersten Schluck habe ich die Wirkung gespürt, aber das Zeug ist so stark,
dass ich mich nicht bremsen konnte. Ich habe schon davon gehört, dass
verändertes Blut auf dem Schwarzmarkt an junge, dumme Vampire verhökert wird, die
einen Thrill suchen, aber ich wusste ja nicht ...«
Spade
verstummte. Dann schüttelte er Denise, bis sie die Augen öffnete. Sein erregter
Gesichtsausdruck ließ sie vollends zu sich kommen.
»Was?«
»Das ist
es, Denise. Roms Zeichen haben dein Blut verändert, und so können wir auch
Nathanial aufspüren. Über sein Blut.«
Spade
betrat Ians Salon, ohne abzuwarten, bis der Butler ihn angekündigt hatte.
»Wo müsste
ich hingehen, wenn ich Red Dragon kaufen wollte?«
Mit einem
Schnauben schaltete Ian den Fernseher aus. »Ich muss schon sagen, Charles, du
hast dich wirklich verändert, seit du mit diesem
Mädel vögelst.«
»Sprich
nicht so von ihr«, knurrte Spade.
Denise
schien sich über die Zurechtweisung zu freuen, aber das leise Lächeln auf Ians
Gesicht bestätigte, dass er die wahren Gründe hinter Spades Reaktion kannte.
Spade verfluchte sich für sein besitzergreifendes Verhalten. Es war eine Sache,
in der Öffentlichkeit so zu tun, als wäre er mit Denise zusammen. Etwas ganz
anderes war es, auch die dazugehörigen Gefühle zu haben.
Was die betraf, kam er sich immer vor wie im Treibsand. Je mehr er sich dagegen
wehrte, desto tiefer sank er ein.
»Das wird
ja immer seltsamer«, bemerkte Ian gedehnt.
Spade warf
ihm einen bösen Blick zu.
»Den
Drachen jagen willst du also?«, hakte Ian nach; seine hochgezogenen Augenbrauen
sagten, er würde das Thema Denise auf sich beruhen lassen ... vorerst
zumindest.
»Ich weiß
nichts von einem Drachen«, flüsterte Denise.
Spade warf
ihr einen Blick zu. »Den Drachen jagen ist ein
anderer Ausdruck für high werden. Vampire nennen ihre Droge Red Dragon, weil
die einzige chemische Substanz, die sie stimulieren kann, giftiges Blut ist.«
Auch wenn
der stimulierende Effekt von Red Dragon rein gar nichts mit Chemie zu tun
hatte, wie er jetzt wusste. Den Vampiren, die es konsumierten, war entweder
egal, welcher Stoff ihnen ihren Rausch bescherte, oder aber sie waren schlau
genug, in der Öffentlichkeit kein Wort darüber zu verlieren. Konsum und Verkauf
von Red Dragon verstießen gegen vampirisches Recht. Schließlich ging von
halluzinierenden und außer sich geratenen Vampiren eine Bedrohung für die
ganze Spezies aus, denn den Untoten ging nichts über die Geheimhaltung ihrer
Existenz.
Denise
hatte keine Ahnung, wie gefährlich ihr Blut war. Fanden die Gesetzeshüter
heraus, dass sie ein wandelndes Drogenlabor war, würden, sie ihr keine Chance
mehr lassen, Nathanial zu finden und die Zeichen loszuwerden. Sie würden sie
ohne das geringste Zögern umbringen. Und kamen die Dealer erst dahinter, dass
Denises Körper den verbotenen und extrem teuren Stoff produzierte, den sie
vertickten, hätte sie erst recht keine ruhige Minute mehr.
Ein Muskel
in Spades Kiefer zuckte. Verdammt wollte er sein, wenn er das geschehen ließe.
»Könnte
nicht behaupten, dass ich was von dem Zeug dahätte«, fuhr Ian kopfschüttelnd
fort. »Ist natürlich schwer ranzukommen. Einmal hab ich's ausprobiert. Ungefähr
eine Stunde lang war's ganz lustig, aber dann hatte ich richtig beschissene
Träume und den ganzen nächsten Tag einen Brummschädel! Warum willst du dich
überhaupt mit diesem Dreckszeug abgeben, Charles?«
»Ich habe
meine Gründe«, antworte Spade.
Denise sah
auf ihre Füße, trat unbehaglich von einem auf den anderen, sagte aber kein
Wort. Kluges Kind. Er vertraute Ian in vielen Dingen, in dieser Hinsicht
allerdings nicht.
Ian sah
ihn aus klaren, türkisblauen Augen an. Spade machte ein ausdrucksloses Gesicht.
Wenn Ian ihm nicht sagen konnte, wo der Stoff zu bekommen war, würde er sich
eben an jemand anderen wenden müssen. Red Dragon war vielleicht rar und
illegal, aber auftreiben ließ es sich trotzdem. Alles ließ sich auftreiben,
wenn man nur sorgfältig genug suchte.
»Ich sag
dir, wer mir meins besorgt hat«, meinte Ian schließlich. »Versprechen kann ich
dir allerdings nicht, dass der Typ noch dealt; ist immerhin schon ein paar
Jahre her.
Sein Name
ist jedenfalls Black Jack, und er war einer von den High-Rollern im Belaggio.«
»Das
Belaggio in Vegas?«, hakte Spade nach.
Ian zuckte
mit den Schultern. »Ist immerhin
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