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Frost, Jeaniene

Frost, Jeaniene

Titel: Frost, Jeaniene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtjaegerin
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geerbt. Da war ich allerdings schon ein Vampir und
fand es unangemessen, mich so zu nennen. Der Titel gebührt einem lebenden Sohn,
und der war ich ja nicht mehr.«
    Bei der
Erinnerung wurde Spades Stimme unwillkürlich heiser. Zum letzten Mal hatte er
seinen Vater im Gefängnis gesehen, kurz bevor er in die Kolonien geschickt
worden war. Er hatte nichts zu ihm gesagt, einfach nur dagestanden und geweint,
seine einst so stolze Gestalt war gebeugt gewesen. Nicht aus Scham darüber,
dass sein einziger Sohn in die Strafkolonie kommen würde, weil er seine
Schulden nicht bezahlen konnte, sondern aus schlechtem Gewissen.
    Denise
schwieg eine Weile. Schließlich sagte sie: »Ich will gar nicht wissen, wie das
Haus ausgesehen hat, das du mir zuliebe an Ian verschenkt hast. Kein Wunder,
dass du mir immer wieder sagst, du willst nicht, dass ich dir deine Auslagen
erstatte. Das könnte ich ja vermutlich nicht mal, wenn ich dir jeden Cent
vermachen würde, den ich besitze.«
    Spade
verjagte die Geister der Vergangenheit. »Hörst du wohl endlich auf, dich
deswegen verrückt zu machen? Ian wird mir die Bude innerhalb der nächsten paar
Jahre vermutlich ohnehin wieder als Wetteinsatz anbieten, sodass ich sie
zurückgewinnen kann. Vielleicht bittet er mich auch mal um einen Gefallen, und
ich bekomme sie auf diese Weise zurück. Ist jedenfalls kein dauerhafter
Verlust.«
    Sie
schenkte ihm ein dünnes Lächeln. »Das würdest du auch behaupten, wenn es gar
nicht wahr wäre, stimmt's?«
    Ja, das
stimmte, aber das würde er natürlich nie zugeben. »Unsinn. So sind Vampire
eben. Alles hat seinen Preis, aber man bekommt auch alles wieder zurück.«
    Alten
parkte vor dem Anwesen und sprang dann aus dem Wagen, um ihr Gepäck aus dem
Kofferraum zu holen. Denise wandte den Blick von Spade ab.
    »Von mir
hast du noch nie etwas verlangt«, sagte sie; ihre Stimme war beinahe ein
Flüstern.
    Spade
spürte, wie sich etwas in ihm zusammenzog, während er gebannt ihr Profil
anstarrte. Oh, ich will so vieles von dir, Denise. Sogar mehr, als
ich dir im Augenblick sagen kann.
    »Du bist
keine Vampirin«, antwortete er jedoch nur.
    Alten
öffnete ihm die Wagentür. »Darf ich bitten?«
    Spade
stieg aus und streckte Denise die Hand entgegen. Sie ergriff sie, ließ sie aber
gleich wieder verlegen los, als sie ausgestiegen war.
    Spade ging
zur Haustür, die von seiner Haushälterin Emma geöffnet wurde. Dann verriet er
Denise den letzten Teil seines Plans.
    »Ich reise
jetzt ab. Alten wird die nächsten Tage über bei dir bleiben.«
    Denise war
perplex. »Du reist ab?«, fragte sie. »Wohin? Warum?«
    Spade
beugte sich vor und senkte die Stimme. »Verlasse das Haus unter keinen
Umständen, und was auch passiert, lass niemanden ein.«
    Der
überraschte Ausdruck verschwand zwar nicht aus ihrem Gesicht, aber darunter
verbarg sich noch etwas anderes. Kränkung.
    »Kommst du
wieder?«
    Er fühlte
sich hin- und hergerissen zwischen Frustration und einer anderen, tieferen
Empfindung. Glaubte sie allen Ernstes, er wäre extra mit ihr hergeflogen, um
sie dann sitzenzulassen? Kannte sie ihn inzwischen nicht gut genug, um zu
ahnen, was er vorhatte?
    »Ja, ich
komme wieder«, antwortete er mit kratziger Stimme.
    Dann tat
er, wonach er sich schon länger sehnte, als er zugeben mochte. Er zog sich sie
an sich, bog ihr den Kopf in den Nacken und presste seinen Mund auf ihren. Als
Denise nach Luft schnappte, teilten sich ihre Lippen, und er ließ die Zunge
über sie gleiten. Sie waren noch köstlicher als ihre übrige Haut, und als er
weiter vordrang, ihre Zunge mit seiner massierte und das Innere ihres Mundes
erforschte, stellte er fest, dass sie nach rotem Wein schmeckte - schwer, berauschend
und süß. Der betäubende Effekt ihres Blutes fehlte, aber die Wirkung war nicht
weniger stark.
    Spade ließ
Denise los und drehte sich abrupt weg. Wenn er jetzt nicht aufhörte, würde er
sie auf der Stelle ins Bett tragen und damit seinen schönen Plan
zunichtemachen.
    Er stieg
in seinen Wagen und brauste davon. Denise konnte ihm nur nachstarren.
     
    Denise
warf Alten einen strengen Blick zu und schloss die Badezimmertür hinter sich.
Hätte sie nicht darauf bestanden, dass es Orte gab, an die ihr der Vampir
nicht folgen durfte, hätte er sich noch auf den Waschtisch gesetzt und ihr beim
Pinkeln zugesehen.
    Alten
zufolge hatte Spade angeordnet, dass immer jemand bei ihr sein sollte. Immer.
Und so folgten entweder Alten oder Emma ihr wie Schatten, nur ins Badezimmer
nicht ...

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