Frost, Jeaniene
beruhigte sich allmählich wieder.
»Nichts ist passiert! Ich habe ein Stück Seife durchs Zimmer geworfen, das
war's. Sieh dir nur an, was du mit der Tür gemacht
hast.«
Holzsplitter
lagen auf dem Boden, wo Alten das Schloss herausgebrochen hatte. Sein Blick
fiel auf die Seife, die eingedellt auf dem Boden nahe der whirlpoolgroßen Wanne
lag.
»Oh«,
machte er. »Tut mir leid. Es klang, als wärst du in Gefahr.«
Denises
Gesicht glühte. Wenigstens war sie vollständig bekleidet gewesen; sie hätte ja
auch mit heruntergelassenen Hosen auf dem Klo sitzen können.
»Könntest
du, äh, jetzt bitte gehen?«
Alten
lehnte die Tür wieder gegen den Rahmen und blieb draußen stehen.
»Wenn du
fertig bist, repariere ich sie«, verkündete er so gelassen, als wäre nichts
passiert.
Denise
sagte nichts. Düster betrachtete sie ihre Handgelenke, die wie immer von
langen Ärmeln bedeckt waren. Sie konnte es sich nicht leisten, auf Spade zu
warten, und ihre Familie genauso wenig. Die Kreuzfahrt ihrer Eltern dauerte
drei Wochen, und fünf Tage davon waren schon dem Nichtstun zum Opfer
gefallen.
Kam Spade
in den nächsten Tagen nicht zurück, würde sie ihre Suche nach Nathanial ohne
ihn fortsetzen müssen.
Denise war
gerade damit beschäftigt, einen Imbiss zwischen Mittagessen und Abendbrot zu
sich zu nehmen, als Alten den Kopf schief legte.
»Da ist
jemand«, stellte er fest. »Ich höre einen Wagen.«
Scheppernd
ließ Denise die Gabel auf den Teller fallen. Sie sprang auf, ohne auf Alten zu
hören, der sie beschwor, zuerst Emma nachsehen zu lassen, wer der Besucher war,
und flog buchstäblich zur Haustür. Was eine Weile dauerte, weil das Haus sehr
groß war und die Küche weit entfernt im ersten Stock lag. Aber Denise fand es
einfach unnötig, Emma den Tisch im Speisezimmer decken zu lassen, wenn sie als
Einzige feste Nahrung zu sich nahm. Emma war als Erste an der Tür. Die
Vampirin mit den grau melierten Haaren lächelte Denise an und warf dann noch
einmal einen Blick auf die lange Auffahrt.
»Es ist
Spade«, verkündete sie.
Mit einer
Hand schirmte Denise ihre Augen gegen die Strahlen der untergehenden Sonne ab,
die direkt hinter dem Wagen stand, der gerade die letzte Kurve umrundete. Wer
darin saß, konnte sie im Dämmerlicht und wegen der getönten Scheiben nicht
erkennen, aber sie vertraute Emma. Wäre es Denise nicht zu aufdringlich
vorgekommen, hätte sie in der Auffahrt und nicht in der Tür gewartet - aber es
waren verdammt noch mal fünf Tage vergangen! Fünf Tage, in denen sie in diesem
goldenen Alcatraz festgesessen hatte. Jetzt würde sie Spade auf jeden Fall erst
einmal gründlich die Meinung sagen.
Der Wagen
hielt an, Spade stieg aus und war noch genauso umwerfend wie immer. Beim
Näherkommen lächelte er ihr zu, die dunklen Brauen hochgezogen.
»Willst du
mich nicht in meinem eigenen Haus willkommen heißen, Denise?«
Sie öffnete
den Mund - und wurde so heftig zur Seite gestoßen, dass sie zu Boden ging.
Verdutzt
sah Denise sich um. Emma - die nette, zierliche, zurückhaltende Emma - stand da
und hatte die Reißzähne gebleckt.
»Scher
dich weg von hier«, zischte sie.
Da erst fiel
Denise der Geruch auf, der ätzend zur Tür hereinwaberte. Auch Spade hatte die
Zähne gebleckt, während sein Gesicht zerfloss, bis es Roms Züge angenommen
hatte.
»Lass mich
ein«, forderte er, jedes Wort ein zorniges Knurren.
Emma
schlug die Tür zu, sodass Denise seine tollwütige Grimasse nicht länger sehen
konnte. Alten zog sie hoch, ohne auch nur einmal den Blick von Emma abzuwenden.
»Jag die
Zündsätze hoch«, wies er Emma an.
Emma
rannte in Richtung der großen Halle davon. Denise blickte sich um, überzeugt,
Rom würde jeden Moment auftauchen. Seltsamerweise tat er das nicht. Von draußen
brachte ein unirdisches Jaulen buchstäblich die Fensterscheiben zum Klirren.
Es reichte aus, um Denises Herz schneller schlagen und die Zeichen auf ihren
Handgelenken brennen zu lassen.
Alten
fasste sie am Arm. Die Haut des Vampirs fühlte sich durch ihren Blusenärmel
hindurch kühl an, sein Griff war sanft, aber unerbittlich.
»Keine
Bange. Wir haben es da draußen mit einem körperlichen Dämon zu tun, ungebeten
kann er also nicht hereinkommen.«
»Ich habe
das immer für einen Vampirmyhtos gehalten«, gestand Denise mit zittriger
Stimme, während sie die Information verdaute. Deshalb hatte Rom wohl auch die
Gestalt eines kleinen Mädchens angenommen, als er damals vor ihrer Haustür
erschienen und
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