Frost, Jeaniene
Tisch gezogen hatte.
»'n
Abend«, sagte er und setzte sich an den Platz, den Madox gerade verlassen
hatte. »Sieht aus, als wäre hier noch was frei.«
Spade
machte sich im Geist Notizen über den anderen. Leichter
Südstaatenakzent. In Vampirjahren vielleicht ein bisschen jünger als ich, aber
nicht viel. »Ganz recht. Sie wollen hoffentlich mitspielen. Trotz der
späten Stunde fühle ich mich noch ganz frisch.«
Hinter ihm
änderte sich Denises Geruch. Sie hatte offensichtlich auch festgestellt, dass
der Neuankömmling kein Mensch war. Spade sah dem anderen unverwandt in die eisblauen
Augen und wartete. Falls der Vampir ihn hier, in seinem Territorium nicht
dulden wollte, wäre es jetzt an der Zeit gewesen, ihn das spüren zu lassen.
Doch der
andere lächelte nur. »Ich hätte schwören können, es ist noch früh. Ich steige
ein, Jackie. Und Sam, bring mir ein Tablett. Übliche Menge.«
Der
Croupier mischte die Karten, während ein anderer Mitarbeiter ein Tablett voller
Chips brachte. Zweihunderttausend, stellte
Spade fest. Ganz ansehnlich für eine »übliche Menge«.
»Ich bin
Henry«, stellte sich Spade mit dem Namen vor, unter dem er sich auch im Hotel
eingemietet hatte.
»BJ«,
antwortete der Vampir und griff nach den Karten, die routiniert ausgeteilt
worden waren.
Spade nahm
seine ebenfalls auf und musterte dabei unauffällig die bleichen Hände des
anderen. Sein linker kleiner Finger fehlte, aber am rechten trug er einen
wuchtigen Goldring mit einer Einundzwanzig aus Brillanten darauf.
Das war
also Black Jack. Ian, mein Freund, du hast was bei mir gut.
Spade
lehnte sich zurück und legte Denise den Arm um die Taille. »Dir macht es doch
nichts aus, wenn du noch ein bisschen länger warten musst, Darling?«
Sie kam
ihm ein wenig verspannt vor, und vom stundenlangen Herumstehen in Highheels
taten ihr bestimmt die Füße weh, aber ihre Antwort kam ohne Zögern.
»Nein,
überhaupt nicht. Ich sehe dir zu gern beim Spielen zu.«
Beinahe
hätte Spade lachen müssen. So sparsam wie Denise war, musste ihr das hier ein
Gräuel sein, aber ihre Stimme klang fest und zuversichtlich. Sie beugte sich
sogar vor und fuhr ihm mit den Lippen am Hals entlang.
»Vielleicht
können wir nachher ja noch was anderes unternehmen, ich bin nämlich auch noch
gar nicht müde.«
Ihre
Stimme klang rauchig und verführerisch, wie ein leises Schnurren, das ihn von
innen heraus zu massieren schien. Nur einmal hatte er sie bisher so gehört, an
jenem Abend im Central Park, als sie seinen Namen gestöhnt hatte, während er
dabei gewesen war, ihr Blut zu trinken. Als er dazu noch ihre erhitzten, seidig
weichen Lippen spürte, musste er innehalten, wo er doch eigentlich seinen
Einsatz hätte tätigen sollen. Spade wollte ihre Stimme noch einmal so klingen
hören. Wenn sie zusammen im Bett waren.
Black
Jacks Augen richteten sich interessiert auf Denise. Spade sah es und konnte es
sich gerade noch verkneifen, instinktiv die Fänge zu blecken. Stattdessen warf
er ein paar Chips auf den Tisch und fuhr Denise mit der Hand über eine
Körperseite, während er herausfordernd den Blick des anderen erwiderte. Meins.
Black
Jacks Lippen kräuselten sich, und er senkte beschwichtigend den Kopf. Vampire
waren ausgesprochen besitzergreifend. Kein Vampir hätte es toleriert, dass ein
anderer begehrliche Blicke auf sein Eigentum warf - es sei denn, das Eigentum
war veräußerlich. Was für Denise eindeutig nicht galt, wie Spade sehr deutlich
zum Ausdruck gebracht hatte.
»König
hoch, erster Einsatz BJ«, verkündete der Croupier.
Spade
zwang sich zur Ruhe. Er wollte Black Jack doch in Sicherheit wiegen und nicht
wegen einer solchen Lappalie drohen. Er hatte ganz vergessen, was für
Auswirkungen das Verliebtsein auf ihn hatte - die mangelnde
Selbstbeherrschung, die emotionalen Höhen und Tiefen. Seiner Meinung nach wirkte
es auf ihn verheerender als die stärkste Dosis Red Dragon.
»Na los,
mein Freund, bring mir Glück«, wandte Spade sich an den Croupier, als die
Karten ausgeteilt wurden.
Was Denise
anbelangte, hätte er sich mit dieser Bitte auch ans Schicksal wenden können.
17
Als Spade
aufstand und in süffisantem Tonfall verkündete, er hätte für den Abend genug,
war Denise so erleichtert, dass sie am liebsten laut losgejubelt hätte. Wenn
sie noch weiter hätte zusehen müssen, wie Spade eine Unmenge an Geld
verspielte, wäre ihr das Essen wieder hochgekommen. BJ, der Vampir, von dem sie
so inständig hoffte, dass er
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