Frost, Jeaniene
reagiert?«, erkundigte sich Crispin kühl.
Denise war
noch völlig außer sich, weil Spade sie fast geküsst hatte, als er sich, mit
einer Hand das Handy abschirmend, wieder zu ihr umdrehte.
»Ich muss
reden«, sagte er und ging.
Eine Weile
starrte sie ganz verdattert den leeren Türrahmen an. Hatte sie sich den
emotionsgeladenen Augenblick gerade eben nur eingebildet? Waren die Gefühle auf
Spades Gesicht, als er sich zu ihr gebeugt hatte, tatsächlich da gewesen, oder
hatte sie nur gesehen, was sie hatte sehen wollen? So musste es sein. Spade
hatte schließlich ganz distanziert gewirkt, als er einfach so gegangen war,
als wäre nichts gewesen.
Empört
wandte sich Denise dem Tablett zu, das Spade ihr gebracht hatte, und begann zu
essen. Ihrem Magen war es offensichtlich egal, dass sie gerade einen Korb
bekommen hatte; er knurrte und grummelte ungerührt. Sie dachte darüber nach,
wie es wäre, den Rest ihres möglicherweise ausgesprochen langen Lebens so
verbringen zu müssen - auf der Flucht vor Rom, mit einem Körper, der ihr in
vielerlei Hinsicht immer fremder wurde, ausgestoßen aus ihrer Welt und auch in
keiner anderen voll akzeptiert.
Erging es
Cat so, die sich als Halbvampirin weder in der Welt der Menschen noch in der
der Vampire gänzlich daheim fühlte? Wenn ja, war das echt übel.
Aber Cat
hatte immerhin nützliche Fähigkeiten. Ihr hingegen hatte
ihr kurioser Zustand bisher nichts als einen unersättlichen Appetit und
zeitweise deformierte Hände eingebracht. Verbrecher
aller Länder, nehmt euch in Acht! Ich fresse euch die Haare vom Kopf UND lehre
euch mit meinen Monsterpranken das Fürchten!
Sie aß
noch ihre Fritten und den Schokokuchen, dann schob sie den Teller von sich. Es
nutzte nichts, sich in Selbstmitleid zu suhlen. Sie musste sich mit ihrem
Leben abfinden, wie es war. Erst würde sie sich duschen. Dann hatte sie zumindest
etwas für ihre Körperhygiene getan. Danach würde sie Spade für alles danken,
was er für sie getan hatte, und Cat anrufen, um ihr klarzumachen, dass sie in
eine Art vampirisches Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden musste. Sie war
der anderen zwar in letzter Zeit nicht gerade eine gute Freundin gewesen, aber
Cat würde ihr trotzdem helfen.
Und Spade
würde sein Leben weiterleben können, ohne in
ständiger Todesgefahr schweben und seine gesamte Existenz auf den Kopf stellen
zu müssen. Es war für alle das Beste.
Erst als
Spade das Schlafzimmer verlassen, die Treppe hinunter- und zur Haustür
hinausgegangen war, meldete er sich.
»Hallo,
mein Freund. Entschuldige, dass ich nichts von mir habe hören lassen. War
leider ziemlich beschäftigt.«
»Klar.« So
wie Bones das Wort aussprach, klang es wie Schwachsinn.
Spade
wartete ab, wollte nichts sagen, das der andere als defensiv oder verdächtig
interpretieren konnte. Er war sich nicht sicher, ob Crispin Bescheid wusste.
Jedenfalls würde er es ihm nicht leichtmachen, etwas herauszufinden, aber er
wollte seinen besten Freund auch nicht anlügen, wenn es nicht unbedingt sein
musste.
»Hast du
mir nicht etwas zu sagen, Charles?«, erkundigte sich Crispin, als das Schweigen
sich allmählich in die Länge zog.
Spade hätte
fast gelächelt. »Nein.« Das war die ungeschminkte Wahrheit.
»Okay.«
Spade konnte buchstäblich vor sich sehen, wie Crispins Miene sich verhärtete.
»Dann will ich dir mal auf die Sprünge helfen. Fang einfach mit dem an, was du
mit Denise MacGregor im Schilde führst.«
Ian musste
ihm was gesteckt haben. Außer ihm kannte niemand Denise. Mieser Verräter.
»Nichts,
worüber du dir Sorgen machen müsstest«, antwortete Spade in dem gleichen
kühlen Tonfall, den Crispin angeschlagen hatte.
Ein
Schnauben. »Die Verbindung muss schlecht sein, weil ich gerade unmöglich
verstanden haben kann, dass ich mir keine Sorgen um die beste Freundin meiner
Frau machen soll, oder?«
Spade
schloss die Augen, als er die offene Herausforderung in Crispins Stimme hörte.
»Ich weiß, dass du dich für Denise verantwortlich fühlst, weil sie mit Cat
befreundet ist, aber sie ist kein Mitglied deiner Sippe«, wandte Spade behutsam
ein, seine Worte sorgfältig abwägend. »Dazu müsstest du Denise gebissen oder
mit ihr geschlafen haben, und das hast du nicht. Ich sage es dir also in aller
Freundschaft noch einmal, Crispin: Es geht dich nichts an.«
Nun klang
das Schnauben am anderen Ende der Leitung ein wenig erstaunt. »Verdammte
Scheiße, Charles, was ist bloß in dich gefahren? Ich habe Ian
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