Frost, Jeaniene
jemand
mithört.«
Nervosität
überkam ihn. Wollte sie ihm ihre Zuneigung gestehen? Hatte sie erkannt, dass
sie beide in gleichermaßen gefährlichen Welten lebten und in ihrer ebenso viel
Grausamkeit herrschte wie in seiner?
Scheiße
noch mal, wenn das so war, würde er die Party absagen und den Rest des Abends
mit ihr im Bett verbringen, egal ob Web oder einer der anderen Gäste sich auf
den Schlips getreten fühlte. Das konnte er alles später wieder geradebiegen,
aber er wollte verdammt sein, wenn er Denise abweisen würde, wenn sie
vorhatte, ihm ihre Gefühle zu beichten.
Er
durchquerte das Zimmer, schloss die Tür, stellte den Fernseher an und drehte
die Lautstärke so weit auf, dass sie sich sicher fühlen konnte. Dann setzte er
sich auf die Bettkante und bemühte sich nach Kräften, sie nicht zu überrumpeln.
Indem er ihr zum Beispiel die Klamotten vom Leib riss, um ihre heiße, seidig
zarte Haut am ganzen Körper spüren zu können.
»Was
gibt's?«, erkundigte er sich, in seiner Stimme keine Spur vom Aufruhr der
Gefühle, der in seinem Inneren tobte.
Sie atmete
tief durch. »Ich will das hier abblasen, alles. Dein Vorhaben mit Web, die Suche
nach Nathanial, alles eben.«
Sofort
trat Enttäuschung an die Stelle seines Begehrens. »Nicht das schon
wieder. Ich habe es dir doch schon so oft gesagt; ich lasse nicht zu, dass du
dich allein auf die Suche nach Nathanial machst.«
»Ich will
ihn ja gar nicht mehr suchen«, antwortete sie; ihre Stimme klang trotzig und
resigniert. »Du hast recht; ohne die Hilfe eines Vampirs habe ich keine Chance,
und abgesehen von Bones und dir wäre kein Vampir verrückt genug, mir zu
helfen. Wir beide wissen, dass ich Bones wegen Cat nicht mit ins Boot holen
kann, aber wenn du weiter nach Nathanial suchst, gehst du dabei drauf, und
damit ... damit kann ich nicht leben.«
Er starrte
sie verblüfft an. »Was ist mit deinen Angehörigen?«
Sie biss
sich auf die Unterlippe. »Die müssen sich mit mir verstecken. So viele sind es
ja nicht; meine Eltern, meine Cousine Felicity, ihr Verlobter und noch ein paar
entferntere Verwandte. Es ist schlimm, ihnen das antun zu müssen, aber Bones'
Leute sind über den ganzen Globus verstreut. Er könnte es so einrichten, dass
wir unter ihnen leben können wie andere Sterbliche auch, nur ohne die
Blutspenden. Er könnte sie sogar hypnotisieren, damit sie sich der Gefahr, in
der sie schweben, gar nicht bewusst sind ...«
Zuletzt
brach Denises Stimme, aber nach kurzem Durchatmen klang sie wieder fest.
»Auf diese
Weise muss niemand sterben. Du musst dein Leben nicht riskieren. Es ist der
einzig logische Ausweg.«
Spade
ergriff ihre Hände, die wie immer in langen Handschuhen steckten, um die
Tätowierungen und Dämonenzeichen zu verbergen.
»Dann
wirst du die hier nie los, Denise. Du wirst nie wieder ein Mensch sein, und du
weißt nicht, wie lange du vielleicht so weitermachen musst, denn die Zeichen
haben Nathanial offenbar ein abnorm langes Leben beschert.«
Sie
erwiderte seinen Blick. »Damit komme ich schon klar. Womit ich nicht klarkomme,
ist, dass du dein Leben für mich aufs Spiel setzt. Wenn ich zulasse, dass du
draufgehst, bin ich in meinen Augen ein noch schlimmeres Monster, als ich es
infolge der Zeichen je sein könnte.«
Ein Gefühl
von Triumph überkam ihn. Wenn sie bereit war, ihre Menschlichkeit zu opfern, um
ihn zu schützen, musste er ihr genauso viel bedeuten wie sie ihm. Und in diesem
Fall war sie bestimmt auch bereit, zur Vampirin zu
werden, wenn sie Nathanial dem Dämon ausgeliefert hatten und sie Roms Zeichen
losgeworden war. Immerhin war eine solche Zukunft doch sehr viel verlockender
als ein Dasein als dämonengezeichnete Gestaltwandlerin.
Er
streckte die Hand aus und streichelte ihr Gesicht, nahm ihren Geruch in sich
auf, der von entschlossen-aufgeregt in etwas sehr viel Opulenteres überging.
Schließlich legte er ihr ganz langsam die Hand in den Nacken. Ihr Herz schlug
schneller, als er sich vorbeugte, ganz dicht zu ihr, als sein Mund sich in
Erwartung des süßen Geschmacks ihrer Lippen öffnete.
Ein lautes
Klopfen an der Tür ließ Denise zurückfahren, während Spade sich fluchend
umwandte. »Hau. Ab.«
»Verzeihung,
Meister, aber der Anrufer sagt, es ist dringend«, erklärte Alten.
»Wehe, es
liegt nicht mindestens einer im Sterben«, murrte Spade und stürzte zur Tür.
Alten
hielt ihm stumm das Handy entgegen. Spade nahm es und polterte los: »Was?«
»Warum
hast du nicht auf meine Anrufe
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