Frost, Jeaniene
nicht geglaubt,
als er mir erzählt hat, du würdest dich aufführen wie ein Irrer, aber gerade
hast du bewiesen, dass er recht hat.«
Besser,
Crispin glaubte, die Leidenschaft hätte ihm den Verstand geraubt, als dass er
herausfand, was wirklich geschehen war. Er stand kurz davor, Nathanial zu
finden.
»Du willst
einfach keine Vernunft annehmen, was?«, bohrte Crispin weiter; er klang jetzt
noch wütender, weil Spade ihm nicht antwortete.
»Wenn du
mit >Vernunft annehmen< meinst, ich soll dich um Erlaubnis fragen, bevor
ich mich mit einer Frau einlasse, hast du recht. Ich will keine Vernunft
annehmen«, gab Spade zurück.
»Gib mir
Denise. Ich will von ihr selbst hören, dass sie nur mit dir zusammen ist, weil
sie deine Gesellschaft so genießt«, forderte Crispin.
In
Anbetracht des Gesprächs, das er gerade mit Denise geführt hatte, wollte Spade
sie erst ans Telefon lassen, wenn er sie wieder zur Besinnung gebracht hatte.
»Sie ist
gerade indisponiert. Sie ruft dich zurück.«
Crispins
Tonfall klang jetzt nicht mehr kühl, sondern eisig. »Dir ist doch wohl klar,
dass du mir keine andere Wahl lässt als anzunehmen, dass du mir etwas
verheimlichst.«
»Es tut
mir leid, wenn du diesen Eindruck hast. Ich würde das auch gern noch weiter mit
dir besprechen, aber ich muss jetzt los. Oh, und eins noch.« Spade gab sich
keine Mühe mehr, den Ärger in seiner Stimme zu unterdrücken, als er fortfuhr.
»Du kannst Ian ausrichten, dass ich mein Haus behalte.«
Er klappte
sein Handy zu, sodass er nicht mehr hörte, was Crispin ihm vielleicht noch zu
sagen gehabt hätte. So viel dazu, die Party abzusagen und einen romantischen
Abend mit Denise zu verbringen. Jetzt, wo Crispin wusste, dass irgendetwas im
Busch war, blieb ihm sogar noch weniger Zeit, Nathanial zu finden. Aber
Freundschaft hin oder her; er würde nicht zulassen, dass Crispin sich aus
fehlgeleitetem Verantwortungsgefühl heraus in diese Sache einmischte.
Denise
gehörte ihm, und das würde Crispin bald auch noch herausfinden.
21
Nachdem
sie eine ausgiebige Dusche genommen hatte, kam Denise die Treppe herunter. Im
Erdgeschoss waren etliche Leute, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, emsig
bemüht, Vorbereitungen für die Veranstaltung am Abend zu treffen, zumindest
sah es für Denise so aus. Spade konnte das Fest jetzt als ihre Abschiedsparty
betrachten, denn sie hatte vor, am Morgen mit der ersten Maschine zu Cat und
Bones zu fliegen. Sie brauchte nur noch die Nummer, unter der sie zu erreichen
waren, aber um an die zu kommen, musste sie Spade finden, und sein Haus am
Mittelmeer war ebenso schön wie weitläufig.
»Haben Sie
Spade gesehen?«, sprach Denise einen jungen Mann an, der gerade an ihr
vorübergeeilt kam.
»Wen?«,
fragte der zurück, ein Tablett balancierend, das offenbar ziemlich schwer war.
»Vergessen
Sie's«, murmelte sie. Spades Gehör war so fein, dass sie ihn im Grunde nur
hätte rufen müssen. Er hätte sie trotz Lärm und Geplapper gehört. Aber das kam
ihr dann doch ein bisschen unfein vor, und so sah sie sich erst einmal im
Erdgeschoss um. Es war wunderschön; überall Marmor, riesige Fenster mit
Ausblick auf einen fernen Hafen, elegant funkelnde Kristallkronleuchter, hohe
Decken und Torbögen, die zu weiteren, exquisit ausgestatteten Räumen führten.
Aber so
schön es auch war, ein großer dunkelhaariger Vampir war zwischen all den
geschmackvollen Cremetönen nirgends zu entdecken. Denise wollte auch niemanden
mehr nach ihm fragen, und so ging sie nach draußen. War der Wagen da, mit dem
sie gekommen waren, musste Spade auch irgendwo sein.
In der
langen Auffahrt parkten mehrere Autos. Anscheinend Lieferwagen. Die Zynikerin
in Denise schüttelte den Kopf angesichts all der Speisen und Spirituosen, die
da angekarrt wurden. Das hier war schließlich eine Vampirparty, und die Untoten
ernährten sich von Blut und nicht von Horsd'oevres.
Nachdem
sie sich kurz im Garten umgesehen und nichts entdeckt hatte außer exotischen
Blumen, Pflanzen und einigen wirklich hübschen Statuetten, ging Denise ins
Haus zurück. Inzwischen schien die Betriebsamkeit drinnen sogar noch zugenommen
zu haben.
»Denise!«
Als sie
Spades Stimme hörte, überkam Denise Erleichterung, aber die war nur von kurzer
Dauer. Mit zusammengezogenen Brauen kam Spade auf sie zu, sein hübsches
Gesicht hatte einen drohenden Ausdruck angenommen.
»Warum
strolchst du einfach so durch die Gegend, ohne mir Bescheid zu geben?«
Sie wurde
fuchsteufelswild.
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