Frost, Jeaniene
würde sie abreisen und Spade nie
wiedersehen, falls er ihr nicht zufällig einmal bei Cat und Bones über den Weg
lief. Der Gedanke machte ihr mehr zu schaffen als die Aussicht, den Rest ihres
Lebens Roms Zeichen tragen zu müssen. Trotz besseren Wissens, hatte sie sich in
Spade verliebt. Und ausgerechnet am Vorabend ihres Abschieds wurde ihr richtig
klar, wie viel er ihr inzwischen bedeutete. Wie konnte sie mit ihm zusam men das
glückliche Paar geben, wenn sie sich fühlte, als würde ihr gleich das Herz
brechen?
Der Abend
konnte nicht schnell genug zu Ende gehen.
Wenigstens
war das Essen köstlich und so üppig, dass selbst Denise nach der zweiten
Portion abgefüllt war. Die Party fand im Erdgeschoss und im ersten Stock statt,
wo sich auch der Ballsaal befand. Nachdem Denise beobachtet hatte, wie einige
Vampire in einem der Salons oben verschwunden und dann mit deutlich rosigeren
Wangen wieder aufgetaucht waren, wurde ihr klar, dass Spade dort wohl eine
andere Art von Büffet aufgefahren hatte. Sie fragte sich, ob er irgendwelche
Menschen als Snacks anbot, oder ob da oben einfach eine leicht abgeänderte
Version des Champagnerbrunnens von unten zu finden war. Sie beschloss, nicht
nachzusehen.
Alten
leistete Denise Gesellschaft, weil Spade in der vergangenen Stunde damit
beschäftigt gewesen war, mit Monacos untoter Elite zu plaudern. Sie wusste,
dass sie sich unnötig quälte, aber sie hielt weiter Ausschau nach seinem
dunklen Schopf, der zwischen den anderen Gästen so leicht zu entdecken war,
weil Spade die meisten von ihnen überragte. Er sah absolut umwerfend aus in
seinem klassischen Festgewand mit der kompliziert geknoteten Halsbinde, die
aussah wie ein seidener Wasserfall, dem prächtigen bestickten dunkelblauen Rock
mit passenden Hosen, Schwert und kniehohen Stiefeln.
Wow, war ihr
erster Gedanke gewesen, als sie ihn in diesem Aufzug gesehen hatte, und gleich
darauf: nicht sabbern. Gerade jetzt wieder leckte sie
sich unwillkürlich die Lippen.
»Denise.«
Sie
blinzelte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Alten zu. »Verzeihung?«
Seine
Mundwinkel zuckten, als er sah, dass sie Spade anstarrte. »Ich hatte dich
gefragt, ob dir das Filet Mignon schmeckt?«
»O ja.
Ausgezeichnet«, antwortete sie automatisch und nahm noch einen Bissen.
»Gut.
Genieße es, solange du noch kannst.«
Jetzt war
ihm Denises Aufmerksamkeit sicher. Hatte Spade Alten erzählt, dass sie morgen
abreiste? »Warum sagst du das?«
Er zuckte
mit den Schultern »Essen schmeckt anders, wenn man ein Vampir geworden ist.«
Denise
hätte sich fast an ihrem Steak verschluckt. Alten wollte ihr auf den Rücken klopfen,
aber sie hielt ihn mit einer Handbewegung zurück, würgte den Bissen hinunter
und spülte mit einem großen Schluck Champagner nach.
»Warum
sollte ich das vorhaben?«, keuchte sie, die Stimme noch immer ein wenig heiser
von dem Stück Steak, das ihr beinahe in der Luftröhre stecken geblieben wäre.
Trotz der
weißen Maske, die Altens Gesicht zur Hälfte verdeckte, konnte sie erkennen,
dass er verblüfft war.
»Weil du
mit Spade zusammen bist«, antwortete er, als müsste ihr das längst selbst klar
sein.
»Und?«,
fragte Denise. Dann erst fiel ihr wieder ein, dass sie ja in Wirklichkeit
überhaupt nicht Spades Freundin war, sodass sich das Thema im Grunde genommen
von selbst erledigt hatte.
Bevor
Alten zu einer Antwort ansetzen konnte, kam auch schon Spade angerauscht, die
Lippen zu einer harten Linie zusammengepresst.
»Pass
nächstes Mal besser auf«, wandte er sich in scharfem Tonfall an Alten, bevor
er sich vorbeugte und von hinten die Arme um Denise legte. »Alles in Ordnung,
Darling?«, murmelte er und küsste ihren Nacken.
Es ist nur
gespielt, rief Denise sich in Erinnerung. »Mir geht's gut - und Alten kann
nichts dafür, dass ich vor dem Schlucken nicht gekaut habe.«
Spade und
Alten tauschten einen Blick, den sie nicht deuten konnte. Dann richtete Spade
sich wieder auf und streckte ihr die Hand entgegen.
»Komm,
tanz mit mir.«
So heikel
wie ihre Gefühlslage Spade betreffend im Augenblick war, hielt Denise das für
keine gute Idee, aber andererseits hätte es auch einen seltsamen Eindruck
gemacht, wenn sie sich geweigert hätte. Sie nickte und ließ sich von Spade aus
dem Stuhl ziehen.
22
Als sie im
Ballsaal angekommen waren, ergriff Spade Denises behandschuhte Hand und fasste
sie bei der Taille.
»Kannst du
Walzer tanzen?«, fragte er sie, wobei er sich zu ihr herunterbeugte,
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