Frost, Jeaniene
Eifersucht gefallen hatte.
»Nein, und sie mich auch nicht«, antwortete er gelassen. »Madeline wollte bei
Hof aufsteigen, und ich habe kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich ihr Geld
brauchte. Es war ein für beide Seiten vorteilhaftes Arrangement.«
Und ein
trauriges dazu, wie bei so vielen arrangierten Ehen damals. »Trotz Madelines
gut gefüllter Truhen war es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis die
Schulden meines Vaters wieder überhandnahmen.«
Durch den
zeitlichen Abstand, den er inzwischen zu den Ereignissen hatte, konnte Spade
ihr den Rest der Geschichte erzählen, ohne von seinen Gefühlen überwältigt zu
werden.
»Erst hat
er es mir verheimlicht. Die Briefe seiner Bekannten und die Gerüchte bei Hof
kleingeredet. Aber als er beim Kartenspiel gegen den Herzog von Warwick verlor
und seine Schulden nicht bezahlen konnte, legte der Beschwerde beim König ein.«
Und weil
man seinen Vater auch noch beim Ehebruch mit der hübschen jungen Herzogin
ertappt hatte, war Warwick alles andere als milde gestimmt gewesen. Er hatte
sämtliche Höflinge zusammengetrommelt, bei denen sein Vater in der Kreide
gestanden hatte, und sie gegen ihn aufgewiegelt. Schließlich hatte er beim
König im Namen aller Gerechtigkeit gefordert.
»Mitten in
der Nacht sind sie gekommen, um meinen Vater zu holen, und haben ihn nach
Newgate gebracht, wo er schmoren sollte, bis er auch noch den letzten Heller
abbezahlt hatte«, erzählte Spade. »Warwick wusste, dass mein Vater zu
gebrechlich war, um noch den Tag zu erleben, an dem ich eine Möglichkeit finden
würde, seine Schulden zu begleichen. Selbst junge und kräftige Männer starben
in Newgate wie die Fliegen. Er hatte ihn nicht ins Gefängnis bringen, sondern
in den Tod treiben wollen.«
»Unglaublich,
dass man ihn aufgrund von Geldschulden eingesperrt
hat«, empörte sich Denise.
Spade ließ
ein süffisantes Auflachen hören, während er Denise weiter im Takt der Musik
wiegte. »Na ja, ein Unterschied zu heute war, dass man damals nicht einfach
Insolvenz beantragen und weitermachen konnte wie gehabt, schon gar nicht, wenn
man das Missfallen des Königs erregt hatte. Der Grundbesitz meiner Familie
wurde der Krone übereignet, Madeline verließ mich, da mein Titel nun wertlos
war, und mein Vater baute im Gefängnis zusehends ab. Ich sprach also beim
Herzog vor, um ihm einen Handel anzubieten: Er sollte die Schulden meines
Vaters auf mich übertragen.«
Er dachte
noch immer mit Bitterkeit an jenen Tag zurück; Warwick hatte über ihn gelacht,
gehöhnt, er würde seinen Vater ohnehin bald zu Grabe tragen müssen, und
schließlich von Spade verlangt, ihn anzuflehen, die Schulden seines Vaters übernehmen
zu dürfen. Spade hatte es getan, die Demütigung ertragen, um das Leben seines
Vaters zu retten, ohne sich jedoch bewusst zu sein, dass Warwick sich nur auf
den Handel eingelassen hatte, um die Schmach seines Vaters noch zu vergrößern.
Und er hatte Erfolg gehabt. Keine zwei Jahre nach Spades Deportation hatte sich
sein Vater zu Tode gesoffen.
»Aber dir
war doch klar, dass du ins Gefängnis kommen würdest...«
»Denise.«
Spade hielt ihrem Blick stand. »Außer meiner Freiheit hatte ich nichts mehr zu
verlieren, und die hätte ich ja irgendwann wiederbekommen. Mein Vater aber
hätte im Gefängnis den sicheren Tod gefunden. Was für eine Wahl hatte ich
denn?«
Er wusste,
dass gerade sie das verstehen würde. Schließlich hatte Denise in den
vergangenen zwei Wochen auch ihr Leben für ihre Familie aufs Spiel gesetzt.
Eine Gemeinsamkeit mehr zwischen ihnen.
Sie
seufzte. »Und deshalb bist du also ins Gefängnis gekommen.«
»Ich hatte
ja nicht erwartet, dass meine Strafe anders ausfallen würde als die meines
Vaters, aber Warwick hielt es für ausgesprochen lustig, den König davon zu
überzeugen, dass ich der Krone in Neusüdwales mehr nutzen würde als hinter
Gittern. Und auf der Überfahrt dorthin habe ich Crispin, Ian und Timothy
kennengelernt.«
»Und dich
mit ihnen angefreundet.« Ihre Stimme klang sanft.
»Nicht
sofort.« Spade zog die Augenbrauen hoch. »Ich, der zukünftige Earl of Ashcroft,
zusammengekettet mit gemeinen Verbrechern, die zweifelsohne jeden Augenblick
ihrer Strafe verdient hatten? Ich konnte mich tagelang nicht dazu herablassen,
auch nur ein Wort mit ihnen zu wechseln.«
Denise
musste über den betont hochnäsigen Tonfall lächeln, den er angeschlagen hatte.
»Was hat das Eis gebrochen?«
»Nachdem
die anderen ein paar Tage lang meine stumme
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