Frost, Jeaniene
mieser Bastard bin, aber auf dieser Welt gibt es vier Leute, die
ich immer schützen würde, und wenn es mich mein eigenes Leben kostet«,
verkündete Ian; seine Stimme war fest, seine türkisblauen Augen klar. »Zwei
davon sind gerade hier, aber sie trauen mir beide nicht. Und glaubt mir, so
etwas kann selbst einen skrupellosen Halsabschneider wie mich kränken.«
»Und doch
lügst du immer wieder, Ian, und manipulierst, sogar uns beide«, stellte Bones
mit ruhiger Stimme fest.
»In kleinen, unbedeutenden Dingen. Nie, wenn es um euer Leben
geht. Kreuzdonnerwetter, Crispin, du hast mich damals wegen Cat gedemütigt,
aber habe ich je versucht, mich dafür zu rächen? Nein. Ein knappes Jahr später
bin ich für dich in den Krieg gezogen. Ich stehe zu dem, was ich bin, aber ich
lasse mir, was euch betrifft, keinen falschen Stempel aufdrücken.«
»Ihr
wisst, dass ich den Mann nicht ausstehen kann, aber er hat nicht unrecht«,
stellte Cat kopfschüttelnd fest. »Er war für Bones da, als ich es nie für möglich
gehalten hätte, und dabei ist er einige Male fast selbst draufgegangen.«
»Danke für
die Blumen, Gevatterin«, gab Ian in ätzendem Tonfall zurück.
Spade
dachte an die lange Zeit, die Ian und ihn verband. Ihre Beziehung war schwierig
gewesen vom Tag ihres Kennenlernens auf dem Gefangenentransport bis zu dem Augenblick,
da Ian ihn gegen seinen Willen in einen Vampir hatte verwandeln lassen. Über
die Jahrhunderte hinweg hatte Ian oft genug seine Hand zurückgewiesen, wenn er
sie ihm versöhnlich entgegengestreckt hatte, aber in wirklichen Notsituationen
hatte Ian ihn nie im Stich gelassen. In diesem Punkt hatte er tatsächlich
recht.
Denise
fing seinen Blick auf. »Wenn du unbedingt willst, dass wir die Suche nach
Nathanial fortsetzen, werden wir alle Hilfe brauchen, die wir kriegen können«,
sagte sie.
Spade sah
Ian fest in die Augen. »Wenn du ausplauderst, was ich dir jetzt erzähle, ist
das womöglich mein Ende. Und falls nicht, finde ich dich,
und das ist dann dein Ende.«
Ian zuckte
mit den Schultern. »Klingt fair.«
Spade sah
wieder Denise an. Im Wind vermischte ihr dunkelbraunes Haar sich mit einigen
von Cats Strähnen, und das plötzliche rote Blitzen so nahe bei Denises Gesicht
ließ die Erinnerung an Giseldas blutüberströmten, leblosen Körper wieder in ihm
wach werden. Nicht Denise, schwor er sich. Diesmal
nicht.
»Die
Grundlage für Webs Red-Dragon-Geschäft ist vermutlich ein von einem Dämon
gezeichneter Typ namens Nathanial. Ich habe vor, ihn zu entführen und dem Dämon
auszuliefern, der ihm die Zeichen verpasst hat, und das muss passieren, bevor
irgendjemand mitkriegt, dass Denise auch eine Quelle ist.«
Denise
versuchte nicht daran zu denken, wie sie das letzte Mal unter prekären
Umständen mit Spade und Cat zusammen in einem Haus gesessen hatte - ganz zu
schweigen davon, dass jetzt auch noch ein Geist unter
ihnen war. Sie war auch so schon völlig durch den Wind, da konnte sie eine Panikattacke
nicht auch noch gebrauchen. Zum x-ten Mal sah sie nach, wie spät es war. Fast zwei
Uhr früh. Was machte Ian die ganze Zeit? Und Bones?
»Willst du
nichts essen?«, erkundigte sich Spade und drückte ihre Hand.
Ihr Magen
ließ ein forderndes Knurren hören, aber so angespannt, wie sie war, fürchtete
Denise, ihr würde alles wieder hochkommen, wenn sie jetzt etwas zu sich nahm.
»Nein
danke.«
Cat war
offensichtlich auch ziemlich aufgewühlt. Sie hatte Bones begleiten wollen, aber
der hatte gemeint, es wäre besser, wenn sie zurückblieb. Nicht aus Sorge um
Cats Sicherheit, sondern weil sie zu viel Aufsehen erregt hätte. Ging er
allein und hielt seine Macht verborgen, hatte er die Chan ce, sich
unerkannt in den Straßen rings um Webs Anwesen herumzutreiben. Zusammen mit Cat
würde ihm das kaum gelingen.
Außerdem
konnte Cat im Gegensatz zu ihm keine Gedanken lesen und auf diese Weise
wissen, ob Ian in Gefahr war, wenn er einfach so bei Web hereinschneite, weil
er angeblich gerade in der Gegend gewesen war. Immerhin war es plausibel, dass
Ian sich in Monaco aufhielt, um Spade zu besuchen, und Ian kannte Web, weil er
in der Vergangenheit bereits einige krumme Dinger mit ihm gedreht hatte. Denise
hatte zwar so ihre Zweifel daran gehabt, ob es klug war, ausgerechnet Ian als
Späher in Webs Haus zu schicken, aber er hatte sie beruhigt.
»Web weiß,
dass ich ein Halsabschneider bin«, hatte Ian mit schiefem Grinsen gesagt. »Er
wird sich nichts dabei denken, wenn ich mich
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