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Frost

Frost

Titel: Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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Aufschrift «$   10   000» geklebt. Das zweite Bündel war aufgerissen und ein wenig dünner, aber nicht viel.
    Ich ließ meine Finger über die Scheine gleiten.
    Es war faszinierend.
    Was sollte ich jetzt tun?
    Je länger ich darüber nachdachte, desto weniger wollte ich Butch davon erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    Schließlich legte ich den Gang ein und fuhr langsam durch den Schnee zu Gebäude Nummer drei.
    Ich brauchte nur ein wenig Zeit zum Nachdenken.
    ***
    Ich klopfte an die Tür Nummer dreizehn und wartete.
    Sara öffnete, drehte sich sofort wieder um und kroch zurück ins Bett. Zwei Kerzen brannten in den Aschenbechern auf dem Nachttisch. Als ich hereinkam, flackerten sie kurz auf.
    «Ich hol jetzt mal die Taschen rein.»
    Sie antwortete nicht.
    Ich musste mehrmals gehen, bis ich sie alle im Zimmer hatte. Dann setzte ich mich an das kleine Tischchen am Fenster und klopfte den Schnee von meinen Stiefeln.
    Sara wandte sich zu mir um und schaute mir dabei zu.
    «Was glaubst du, wer hat auf ihn geschossen?»
    «Warum denkst du denn darüber nach?»
    «Ich kann nichts dagegen tun. Er wirkte ganz nett.»
    «Das war er aber nicht», sagte ich. «Er war ein Arschloch und ein ziemlich guter Schauspieler.»
    «Wie kann man so was nur sagen?» Sie beobachtete mich genau. «Du hast mir doch versprochen, dass du versuchen willst, ein besserer Mensch zu sein. Willst du das jetzt nicht mehr?»
    «Ich arbeite dran.»
    «Das ist gut, weil mir das nämlich wichtig ist, Nate. Keine schlechten Energien mehr. Nie mehr.»
    «Ich weiß.» Ich versuchte, das Thema zu wechseln. «Sagmal, wer hat auf ihn geschossen? Was glaubst du? Wer könnte das gewesen sein?»
    Sie hielt meinen Blick noch einen Moment, dann wandte sie sich ab und sagte: «Was mir keine Ruhe lässt, ist, dass er auf keinen Fall zu einem Arzt wollte. Er muss doch gewusst haben, wie schwer verletzt er war.»
    «Vielleicht konnte er es nicht riskieren. Vielleicht war die Polizei hinter ihm her.»
    «Das glaube ich nicht.»
    «Das kann man nie wissen», sagte ich. «Wir kannten den Typen ja gar nicht. Er kann ja irgendwer gewesen sein.»
    «Ich kann die Leute meistens ganz gut einschätzen. Ich merke es sofort, wenn   …» Sie sah mich an und runzelte die Stirn. «Was ist los mit dir?»
    «Was meinst du?»
    «Was ist daran so irre lustig?»
    «Gar nichts.»
    «Und warum grinst du dann so?»
    «Hab ich gar nicht gemerkt.»
    «Du hast aber gegrinst, und ich mag das nicht. Der Mann da draußen ist tot, Nate. Ermordet.» Sie zögerte einen Moment. «Findest du das wirklich lustig?»
    «Natürlich nicht.»
    «Was hat denn der Typ an der Rezeption dazu gesagt?»
    «Ich hab’s ihm nicht erzählt.»
    «Warum nicht?»
    «Er war nicht da.»
    «Dann geh später nochmal hin und sag’s ihm.»
    Ich wollte gerade anfangen, ihr die Sache zu erklären, aber dann ließ ich es und warf Syls Rucksack auf das Fußende des Bettes.
    «Was ist das denn?»
    «Sein Rucksack.»
    Sara schüttelte den Kopf. «Ich will das nicht haben. Lass es doch einfach im Auto liegen.»
    «Schau mal hinein.»
    Sie wollte nicht, also nahm ich den 22er heraus und legte ihn auf das Bett. Als sie erkannte, was es war, setzte sie sich hastig auf und kroch zum Kopfende.
    Ich musste lachen.
    «Das ist keine Schlange», sagte ich. «Das Ding tut dir nichts.»
    «Mein Gott, Nate, ist das seine?»
    Ich zeigte auf den Schalldämpfer und erzählte ihr von den zwei fehlenden Patronen. «Klein, unauffällig, und mit dem Schalldämpfer hört man sie fast gar nicht.»
    «Schmeiß das weg.»
    «Warum?»
    «Machst du Witze? Du weißt genau, was passiert, wenn sie dich mit einer Waffe erwischen.»
    «Die erwischen mich aber nicht.»
    Sie wollte gerade etwas entgegnen, aber ich nahm den 22er in die Hand und betrachtete ihn.
    Sie hielt inne.
    «Kannst du das Ding nicht weglegen, bitte?», bat sie.
    «Da fragt man sich dann doch, was Syl vorhatte, oder?»
    «Was meinst du damit?»
    «Das ist die Waffe eines Mörders», sagte ich. «Klein, leise, stark genug, um jemanden damit umzubringen. Man muss nur ins Auge oder in die Schläfe treffen, und der Gegner fällt einfach um, ohne die Sauerei, die die großen   …»
    «Glaubst du, er war ein Mörder?»
    «Er hat doch gesagt, dass er beruflich Meinungsverschiedenheiten schlichtet.»
    «Das heißt noch lange nicht, dass er ein Mörder war.»
    «Und was ist mit seinem Revolver und seiner Schusswunde? Das passt doch alles zusammen.»
    «Es gibt auch noch andere

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