Frost
den Wind ab, aber der Schnee fiel immer noch in dichten Flocken.
Im Schutz des überdachten Wegs schaute ich zu.
Die Zigarette war meine erste seit dem Nachmittag, und ich hatte sie im Handumdrehen aufgeraucht. Ich nahm eine zweite aus der Tasche und zündete sie an der ersten an, dann ging ich zur Hausecke und schaute mich auf dem Parkplatz um.
Ein paar vereinzelte Autos standen hier. Einige von ihnen waren scheinbar seit Jahren nicht mehr bewegt worden, aber so genau konnte man das unter der dicken Schneedecke nicht sehen. Eins war sicher: Ausgebucht war das Motel nicht.
Von hier aus hatte ich einen guten Blick auf den Spielplatz am anderen Ende des Parkplatzes. Es war zu dunkel, um alles genau zu erkennen, aber da waren eine Schaukel und eine Turnstange und ein paar Sprungfederwippen. Sie waren im Kreis um ein Ding angeordnet, das wie eine riesige Schildkröte aussah.
Wahrscheinlich täuschte mich der Schnee.
Eine Riesenschildkröte passte irgendwie nicht dahin, undich überlegte, näher hinzugehen, um nachzusehen. Ich war schon drauf und dran, als ich plötzlich eine Tür schlagen hörte. Ich ging um das Gebäude herum und entdeckte direkt hinter unserem Zimmer einen großen, heruntergekommenen Wellblechschuppen. Er hatte keine Fenster, und die Wände waren rostig. Die Tür schwang im Wind hin und her.
Eine Sekunde später trat ein Mann hinaus in den Schnee.
Er trug eine braune Outdoor-Jacke und eine schwarze Strickmütze. In der einen Hand hielt er eine Profi-Taschenlampe und in der anderen eine braune Papiertüte. Er schob die Tür zu und ging dann in Richtung Parkplatz.
Ich glitt lautlos in den Schatten, dann folgte ich ihm und beobachtete, wie er den Parkplatz überquerte und in dem Haus verschwand, das unserem gegenüberlag. Irgendetwas in mir wollte nicht, dass er mich sah.
Es war sicher Unsinn, so nervös zu sein, aber es war immerhin ein wirklich seltsamer Tag gewesen, also hatte ich eine Entschuldigung, fand ich.
Ich blieb draußen, bis ich die Zigarette zu Ende hatte, dann ließ ich die Kippe in den Schnee fallen und machte mich auf den Rückweg zu unserem Zimmer. Nach ein paar Schritten hörte ich, dass die Schuppentür sich quietschend öffnete und wieder zuschlug. Dann quietschte sie erneut.
Ich ging zurück, um nachzusehen.
Es war niemand im Schuppen, aber die Tür stand offen. Bei jeder Windbö schlug sie zu, um dann wieder aufzuschwingen.
Ich verließ den Schutz des Daches und stapfte durch den Schnee. Eigentlich wollte ich die Tür fest schließen, aber dann merkte ich, dass der Riegel eingefroren war und sich nicht bewegen ließ.
Ich sah mich nach etwas um, womit ich ihn losschlagen konnte. Aber alles war unter einer dicken Schneedecke verborgen,also ging ich hinein. Nach einer Minute hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Ich suchte nach etwas Schwerem.
Die Luft war kalt und roch giftig nach Ammoniak und Bleichmittel. Der Schuppen war fast leer bis auf eine Werkbank an der einen und eine Reihe leerer Schweineställe auf der anderen Seite. Ich ging auf die Werkbank zu und blieb auf halbem Weg stehen.
In der Dunkelheit konnte ich die Umrisse von Plastikeimern und gläsernen Milchkannen ausmachen, die auf der Bank standen. Ein paar Brenner waren darauf aufgebaut, von denen sich Gummischläuche hoch zu einem mit Isolierband zugeklebten Loch in der Schuppenwand wanden. Neben der Werkbank stapelten sich leere Reinigungsmittelflaschen. An der Seite stand eine Segeltuchtasche, aus der raketengroße Feuerwerkskörper herausschauten.
Ich wusste sofort, was ich da gefunden hatte. Es war höchste Zeit zu gehen.
Ich zog mich aus dem Schuppen zurück und schloss die Tür. Sie würde nicht zubleiben, aber das war mir egal. In irgendjemandes Drogenküche erwischt zu werden, war das Letzte, was ich wollte.
Mir schlug das Herz bis zum Hals, als ich durch den Schnee auf unser Zimmer zustapfte. Plötzlich hatte alles Sinn. Das Motel stand mitten im Nirgendwo, in einer völlig verlassenen Gegend. Es war der perfekte Ort, um Crystal Meth herzustellen.
Warum auch nicht?
Ich beschloss, Sara nichts davon zu erzählen.
Sie konnte wirklich nicht noch mehr Stress gebrauchen.
Ich ging an der Vorderseite entlang zu unserer Tür. Meine Augen wanderten immer wieder zu dem Zimmer gegenüber.Da war ein Schatten, aber ich sagte mir, dass er bestimmt nur eine Spiegelung im Glas war.
Dann bewegte sich der Schatten.
Und verschwand.
10
Sara stand immer noch unter der Dusche, als ich
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