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Frost

Frost

Titel: Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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Streichholzbriefchen, die auf dem Tresen direkt neben dem Schlüsselschränkchen stand. «Nimm, so viel du brauchst.»
    Ich nahm ein paar, bedankte mich und kam hinter dem Tresen hervor.
    «Suchst du sonst noch etwas?»
    Ich schüttelte den Kopf.
    Butch trat hinter den Tresen und schaute sich um, dann starrte er mich an. Er sagte kein Wort.
    Ich nahm den Teller, bedankte mich erneut und wandte mich zur Tür.
    Butch hielt mich auf.
    «Tu mir einen Gefallen, Minnesota.»
    «Ja?»
    «Wenn du das nächste Mal was brauchst, frag einfach.»
    Ich nickte.
    Als ich endlich durch die Tür ging, schlug mir das Herz bis zum Hals. Ich nahm mir vor, es wiedergutzumachen. Für den Spiegel und die Unannehmlichkeiten, die wir verursacht hatten, würde ich ein paar Extrascheine im Zimmer lassen.
    Butch schien ein anständiger Kerl zu sein.
    ***
    Der Himmel war von einem milchigen Grau. Man konnte die Sonne hinter den Wolken erkennen, aber sie kam nicht durch. Keine Spur von den Schneepflügen, aber auch keine Spur von einem neuen Schneesturm, und das war immerhin etwas.
    Mit ein bisschen Glück waren die Pflüge schon auf dem Weg.
    Es ging voran.
    Immerhin hatte ich es geschafft, die Seite aus dem Notizbuch zu reißen, und zum ersten Mal an diesem Tag konnte ich mich ein bisschen entspannen. Wir hatten unsere Spuren so gut es ging verwischt, es lag jetzt nicht mehr in unserer Hand. Wir konnten nur noch abwarten.
    Ich machte mich auf den Weg über den Parkplatz zu unserem Zimmer. Der Teller in meiner Hand war noch heiß. Ich musste ihn immer wieder von einer Hand in die andere legen, um mich nicht zu verbrennen. Als ich um die Ecke bog, sah ich etwas Dunkles am Rand des Spielplatzes liegen.
    Zuerst sah es aus wie eine Decke oder vielleicht eine Mülltüte, die der Sturm hierhergeweht hatte, aber irgendwas daran wirkte komisch.
    Ich ging zum Spielplatz hinüber. Beim Näherkommen erkannte ich plötzlich, was es war, und mir wurde eiskalt.
    Es war keine Decke oder Mülltüte. Es war ein Mensch.
    Es war Syl.
    Wie gelähmt blieb ich stehen.
    Es war unglaublich, was ich da sah.
    Ich musste unbedingt hin und nachsehen.
    Als ich ganz nah dran war, sah ich, dass er mit dem Gesicht nach unten im Schnee lag. Sein Mantel war zerfetzt und seine Hosen verdreckt. Ein Schuh fehlte, und die Socke war heruntergerutscht und gab ein Stück bläuliche Haut frei.
    Ob er noch lebte oder nicht, ließ sich nicht sagen, und ichschaffte es nicht, das zu überprüfen. Das Letzte, was ich wollte, war, ihn zu berühren.
    Ich stand neben ihm und konnte es einfach nicht glauben.
    Der heiße Teller verbrannte mir die Hand, und ich ließ ihn in den Schnee fallen.
    Der Schmerz rüttelte mich auf.
    Ich kniete nieder und drehte ihn um. Dabei sah ich die Spuren hinter ihm. Keine Fußabdrücke, sondern zwei tiefe Furchen, die zurück zum Feld führten, als wäre er durch den Schnee gerobbt.
    Aber das war unmöglich.
    Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er es aus eigener Kraft den Abhang hoch geschafft hatte und dann noch den ganzen Weg zum Motel gerobbt war, und das durch den Schneesturm.
    Das ergab einfach keinen Sinn.
    Ich stand auf und sah mir die Furchen im Schnee genauer an. Da erkannte ich die Fußspuren daneben.
    Er war nicht selbst zurückgerobbt.
    Irgendjemand hatte ihn hierhergebracht.
    Ich trat zu Syl und starrte erst ihn an, dann den Teller und die leuchtend gelben Rühreier, die im Schnee lagen und dampften.
    Wie sollte ich das nur Sara erklären?
    Was uns erwartete, hatte sie nicht verdient.

18
    Hinter mir hörte ich jemanden kommen. Ich drehte michum und sah, dass Megan über den Parkplatz rannte. Als sie neben mir stand, trat ich einen Schritt von Syl zurück.
    «Weißt du, woher er gekommen ist?»
    Erst antwortete ich nicht, dann wiederholte sie ihre Frage.
    Diesmal schüttelte ich den Kopf.
    Meine Gedanken spalteten sich und schlingerten in alle Richtungen. Wenn ihn jemand zurückgebracht hatte, musste mich jemand dabei gesehen haben, wie ich ihn wegtrug.
    Es war alles so unwirklich.
    «Hey!»
    Ich schaute Megan an.
    «Ich sagte, hilf mir, ihn hineinzubringen.»
    «Lebt er noch?»
    «Ich spüre seinen Puls.»
    Ich hockte mich hin und half ihr, ihn umzudrehen.
    Da sah ich, was von seinem Gesicht übrig geblieben war.
    Ich hatte schon davon gehört, was Erfrierungen anrichten konnten, aber ich hatte es noch nie aus der Nähe gesehen. Syls Gesicht sah aus, als hätte ihn jemand mit Schuhcreme eingeschmiert. Seine Nase war geschrumpft und schwarz,

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