Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frost

Frost

Titel: Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
Vom Netzwerk:
nicht die Wahrheit.»
    «Und was ist die Wahrheit?»
    «Ich habe Gott nicht im Gefängnis gefunden», sagte er. «Gott hat mich im Gefängnis gefunden. Und weißt du, wo?»
    Ich schüttelte den Kopf.
    «In einer Ecke meiner Zelle, als ich dort in meiner eigenen Scheiße und Pisse saß, schwitzend und kotzend von all den Drogen, die ich draußen auf der Straße genommen hatte.» Er hielt inne. «Und weißt du, was er zu mir gesagt hat?»
    «Gott hat zu dir gesprochen?»
    «Er sagte, dass ich auserwählt sei. Er sagte, die Bestien seien schon an der Tür, und von nun an sei es an mir, Ihn zu verteidigen.» Zack lehnte sich zurück, das Kinn gereckt, sein Blick konzentriert. «Er sagte, von nun an sei ich ein Krieger in Seinem Namen.»
    Zack starrte mich lange an.
    Keiner von uns sagte etwas.
    «Ich weiß, dass du in meinem Schuppen warst, Nate.»
    Ich widersprach nicht.
    «Du weißt, was dadrin ist, oder?»
    Ich nickte.
    Zack nahm einen Schluck. «Sprüche einundzwanzig-zwei. Kennst du das?»
    Ich schüttelte den Kopf.
    «Einen jeglichen dünkt sein Weg recht; aber der Herr wägt die Herzen.»
    «Das verstehe ich nicht.»
    «Es herrscht Krieg, Nate. Es herrscht Krieg gegen die Schweine, die Gottes Schöpfung verunreinigen.» Er zeigte auf die Broschüren. «Du fragst, ob ich das ernst meine mit den Kindermorden, die jeden Tag in jeder Stadt in diesem Land verübt werden? Ich sage dir, das ist die verdammte Frontlinie dieses Krieges.»
    Ich blieb still.
    Zack beobachtete mich. «Und deshalb wollte ich mit dir reden.» Er lehnte sich zurück. «Sieh mal, ich hab darüber nachgedacht, wie ich darauf reagieren soll, dass du hier herumschnüffelst, aber dann   …»
    «Erstens, ich hab hier nicht herumgeschnüffelt. Der Wind hat die Tür aufgerissen, und ich wollte Ihnen einen Gefallen tun   …»
    Zack hob die Hand. «Lass mich ausreden.»
    Das tat ich.
    «Sieh mal, ich habe darüber nachgedacht. Soll ich einfach so darüber hinwegsehen, oder soll ich dich zerhacken und deine Überreste in die Gefriertruhe packen, bis der Schnee geschmolzen ist und ich dich zu Cormans Schweinefarm runterbringen kann.»
    Ich lächelte.
    Zack lächelte nicht.
    «Also habe ich Gott um Rat gefragt, und er sagte, gehe hin und sprich mit ihm. Zuerst fand ich das sinnlos, aber ich habees trotzdem getan.» Er zeigte mit dem Finger auf mich. «Und daran erkennt man mal wieder Gottes Wunderwerk. Du warst nicht da, aber deine Freundin, und als ich herausfand, dass sie schwanger ist, wusste ich, dass du Verständnis für meine Lage haben würdest.»
    «Und was ist das für eine Lage?»
    «Der Krieg», sagte er. «Er ist nicht billig. Wir können es uns nicht leisten, Boden zu verlieren und mit dem Abschaum in die Gosse gespült zu werden. Und wenn das bedeutet, dass wir Geld von Drogensüchtigen nehmen müssen, die sowieso in die Hölle kommen, dann tue ich das.» Er hielt inne. «Und das hast du im Schuppen gefunden. Du hast meine Investition gefunden.»
    «Was sagt Butch dazu?»
    Zack wedelte herablassend mit einer Hand in der Luft herum. «Butch wird auf seine Weise in die Hölle kommen. Er kümmert sich nicht um das, was ich hier mache.»
    Ich wartete einen Augenblick ab, dann sagte ich: «Sie waren doch selbst drogenabhängig.»
    «Das ist wahr.»
    «Kommen Sie auch in die Hölle wie die anderen?»
    Zack lachte. «Nein, ich habe mich Gott bewiesen.»
    «Aber es muss doch eine Versuchung sein, wenn man ständig mit Drogen zu tun hat. Glauben Sie nicht, dass Gott Zweifel an Ihrer Willensstärke hat?»
    Zack langte nach seinem Glas auf dem Nachttisch und sagte: «Gott zweifelt nicht an mir.»
    «Sie klingen so ernst.»
    «Er zweifelt nicht an mir.»
    Ich sagte nichts mehr.
    Zack beobachtete mich. «Im Gefängnis, nach dem Entzug, wusste ich, dass ich Gott beweisen musste, dass mein Willestark genug ist. Stark genug, um zu bewältigen, was er von mir forderte.»
    «Und wie haben Sie das gemacht?»
    «Der Bund des Fleisches.»
    Ich schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln.
    «Habt ihr das nicht in der Sonntagsschule gelernt?»
    «Anscheinend nicht.»
    Zack nickte. «Beschneidung.»
    «Also   …»
    «Also habe ich eine Rasierklinge aus einem Einwegrasierer genommen, mich vor das Waschbecken hinten in meiner Zelle gestellt und Gott meinen Willen bewiesen.»
    Ich schwieg eine ganze Weile. Dann sagte ich: «Du meine Güte.»
    Zack nahm einen weiteren Schluck.
    «Gott zweifelt nicht an mir.»
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also sagte ich

Weitere Kostenlose Bücher