Frost
arme Mädchen ist nur noch ein Nervenbündel, und die beiden scheinen sich gut zu verstehen. Ich schwöre, es geht ihr gut.»
Ich streifte mir die Jacke über die Schultern und wollte zur Rezeption gehen. Butch trat mir in den Weg und machte keine Anstalten, mich durchzulassen.
Ich wollte es schon auf einen Zusammenstoß ankommen lassen.
«Nate, warte mal», sagte Caroline. «Lass uns reden, bevor du jetzt davonrennst und alles nur noch schlimmer machst. Kannst du bitte hierbleiben?»
Ich drehte mich zu ihr um. «Wenn Sie schon mit Sara gesprochen haben, dann müssen Sie doch wissen, dass ich ihn nicht angeschossen habe.»
«Das hat sie auch gesagt.»
«Aber Sie glauben ihr auch nicht?»
«Ich sage nicht, dass ich ihr nicht glaube. Oder dir», sagte Caroline. «Ich will nur reden.»
«Worüber?»
Sie zeigte auf den Stuhl. «Setz dich bitte hin. Fünf Minuten, versprochen.»
Ich sah mich kurz nach Butch um, dann setzte ich mich.
Caroline lehnte sich zu mir herüber. «Ich möchte, dass du weißt, dass ich dir glaube. Ich glaube nicht, dass du auf jemanden geschossen hast. Du siehst nicht aus wie jemand, der so etwas tut.»
Ich nickte, aber ich war mir nicht sicher, ob ich ihrer Meinung war.
Ich wusste ja selbst nicht mehr, wer ich war.
«Ich will nur wissen, was passiert ist», sagte sie. «Ich kann mir nur etwas aus den Bruchstücken zusammenreimen, die ich von ihm gehört habe, aber es ist schwierig auseinanderzuhalten, was wahr ist und was nicht, wenn man mal seinen Zustand in Betracht zieht.»
Ich schwieg.
Caroline sah mich an und wartete, dass ich etwas sagte. Dann sagte sie: «Ihr beide kennt euch, oder?»
«Was hat Sara erzählt?»
Caroline lehnte sich zurück. «Eine Hand wäscht die andere? Geht das hier so?»
«Ich muss überhaupt nicht mit Ihnen reden.»
«Nein, aber du wirst es trotzdem tun», sagte sie. «Du wirst es tun, weil du im Grunde ein guter Mensch bist, der einen Fehler gemacht hat, und du wirst jemanden brauchen, der auf deiner Seite ist, wenn die Polizei Wind von der Sache bekommt.»
«Ich habe ihn nicht angeschossen.»
Caroline schwieg einen Moment. Dann sagte sie: «Ich glaube dir.»
Hinter mir wurde die Tür zur Rezeption geöffnet. Wir sahen alle in seine Richtung, als Zack hereinkam.
Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.
Zacks Haut war ganz blass und schweißüberströmt. Seine Augen hatten die Größe von Silberdollars und zuckten in seinenSchädel zurück. Er hatte Kratzspuren am Hals, und im Gehen stolperte er über seine Füße.
Als er uns sah, blieb er stehen und zog seine Jacke aus. «Was ist hier los?»
Butch zeigte auf mich. «Das ist der Typ, der unseren Freund dahinten angeschossen hat.»
Zack sah mich an und nickte. «Ist das so?»
Caroline hob abwehrend die Hand. «Wir wissen es nicht. Wir reden nur miteinander. Ich bin sicher, dass am Ende alles einen Sinn ergeben wird.»
«Ich habe auf niemanden geschossen», sagte ich.
Butch trat dicht an Zack heran und sagte: «Der Typ hatte zwei Millionen Dollar bei sich. Dieser Junge hier hat es gestohlen.»
Wenn er versucht hatte zu flüstern, dann war ihm das gründlich misslungen.
Ich schloss die Augen, und als ich sie wieder öffnete, starrte Zack mich an. Ich konnte sehen, wie seine Kiefermuskeln unter seiner Haut mahlten und zuckten. Zuerst versuchte ich mir einzureden, dass das Zähneknirschen vom Crystal kam, aber eigentlich wusste ich es besser. Das hier kam nicht von den Drogen.
Das hier war Zorn.
Sein Blick verriet ihn.
32
«Butch», sagte Caroline. «Das hilft jetzt nicht.»
«Ich wollte es ihm nur erklären.»
Alle schwiegen.
Ich spürte, dass Zack auf meinen Hinterkopf starrte, aber ich drehte mich nicht um. Stattdessen konzentrierte ich mich auf Caroline.
«Zwei Millionen Dollar», sagte Caroline. «Da kann man sich schon denken, warum die Leute glauben, dass du das getan hast.»
«Nicht, wenn sie mich kennen.»
«Aber auf einen Mann zu schießen, für diese Summe, das ist nun wirklich nicht allzu weit hergeholt. Sogar ich wäre in Versuchung.»
Zack ging um den Tisch herum und nahm ein Scheit vom Stapel beim Kamin. Er öffnete damit den Funkenschutz. «Da hat sie recht. Zwei Millionen sind verdammt nochmal was ganz anderes als, sagen wir mal, zweihunderttausend.» Er schüttelte den Kopf. «So viel hab ich noch nie gesehen.»
Er grinste mich an.
Ich schaute weg.
«Sara hat uns gesagt, dass du eine Waffe hast», sagte Caroline. «Stimmt das?»
«Es ist seine Waffe,
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