Frost
geringere Rolle, als man denkt.» Sie zeigte auf meine Hand. «Wie viele?»
Ich zog zwei Karten und schob sie über den Tisch.
Caroline nahm zwei vom Haufen und schob sie herüber.
Ich bekam meine Straße nicht voll. Das überraschte mich nicht.
«Alles, was du wissen musst, ist, wie die Person gegenüber ihr Spiel spielt. Sobald du das weißt, kannst du es zu deinem Vorteil nutzen.»
«Was haben Sie damit gemeint, dass die Polizei es nicht erfahren muss?»
Caroline sah nicht auf. «Wir sind sieben Leute hier, oder?»
Ich nickte.
«Wie viel macht zwei Millionen geteilt durch sieben?»
Hinter ihr hörte Zack auf zu pfeifen.
Caroline sah mich an. «Butch und ich haben auf dem Weg hierher darüber gesprochen. Wir finden, dass du auch lieber mit weniger hier herauskommen möchtest als mit gar nichts.»
«Ihr wollt das Geld unter uns allen aufteilen?»
«Warum nicht?» Caroline lehnte sich zurück. «Wir wären alle gleichberechtigte Partner, und wir hätten alle etwas davon.»
«Und Butch ist auch einverstanden?»
«Ja, ist er», sagte Caroline. «Marcus auch, wenn ich es ihm sage. Sara will überhaupt kein Geld, aber ich bin mir sicher, dass sie tut, was du ihr sagst. Das kleine Mädchen ist ganz verrückt nach dir, Nate.»
«Und was ist mit Megan?»
«Wir sprechen mit ihr.»
«Und er?» Ich machte eine Handbewegung in Richtung Syl. «Was machen wir mit ihm?»
«Das ist Butchs Sache», sagte sie. «Offenbar kennt er jemanden in der Nähe, der helfen kann.»
Ich schaute an Caroline vorbei zu Zack. Er stand neben dem Kamin und starrte mich an. Sein Gesicht war im Schatten kaum zu erkennen.
Caroline deckte ihre Karten auf.
Drei Damen.
Ich lächelte, ich konnte nichts dagegen tun.
«Haben wir einen Deal?»
«Ja», sagte ich. «Wir haben einen Deal.»
33
Zack ging hinaus, um Kaminholz zu holen. Caroline und ich spielten weiter Karten.
Ich gewann zwar nicht, aber ich wurde immerhin besser. Dabei hörte ich zu, wie sie erzählte. Marcus und sie hatten ihre gesamten Ersparnisse an der Börse verloren. Die Einzelheiten verstand ich nicht, aber es war eindeutig, dass sie Geld brauchten.
Eine perfekte Situation für jeden von uns.
Ich hatte gerade wieder ein Spiel verloren, als die Türglöckchen bimmelten und Zack mit einem Arm voller Feuerholz hereinkam. Er schwitzte, und er atmete schnell und schwer.
«Ich dachte, du wärst Butch», sagte Caroline. «Ich frage mich, warum er so lange braucht.»
«Vielleicht hat jemand das Notizbuch geklaut», sagte ich.
Caroline lachte. «Immerhin hast du diesmal ein Alibi.» Sie schaute zu Zack herüber. «Hast du Butch gesehen?»
Zack reagierte nicht. Er stapelte das Holz neben dem Kamin.
Caroline wartete, drehte sich dann zu mir um und verdrehte die Augen. «Na, er wird schon irgendwann auftauchen, nehme ich an. Warum wolltest du eigentlich wissen, wer nach euch noch eingecheckt hat gestern Nacht?»
Ich machte eine Handbewegung in Richtung Syl. «Wegen der Geschichte, die er mir erzählt hat», sagte ich. «Und wegen seiner Finger.»
«Seine Finger?»
«Sie sind gebrochen. Zuerst dachte ich, dass das draußen passiert sein könnte, aber wir hätten das sicher bemerkt, als wir ihn hereingebracht haben.»
«Du glaubst, jemand hier hat ihm die Finger gebrochen?»
Ich stellte mir vor, wie sich jemand über ihn beugte, immer und immer wieder ein und dieselbe Frage wiederholte und ihm dabei einen Finger nach dem anderen brach.
«Wo ist das Geld?»
Ich schob den Gedanken zur Seite und sagte: «Es ist dumm, ich weiß.»
«Es ist nicht dumm», sagte Caroline. «Ich frage mich nur, warum jemand so etwas tun sollte.»
«Vielleicht, weil er weiß, dass er das Geld hat, und weil er es finden will.»
«Lilith?»
Ich zuckte die Achseln. «Ich sage doch, dass es dumm ist.»
Zack ordnete mit bloßen Händen die Holzscheite im Kamin. Er langte hinein, verschob einen und zog dann leise fluchend die Hand weg. Offenbar hörte er gar nicht zu.
«Jeder hier weiß von dem Geld», sagte Caroline. «Wir werden nicht herausfinden, ob Lilith hier ist.»
«Deshalb wollte ich ja wissen, wer nach uns hier angekommen ist. Wenn sie ihn verfolgt hat, dann muss sie später gekommen sein.»
«Also ich persönlich glaube, dass er phantasiert», sagte Caroline, «aber wenn es sie wirklich gibt, dann hoffe ich, dass sie mit einem Siebtel des Geldes leben kann.»
Wir lachten beide.
Zack richtete sich auf, nahm den Schürhaken und benutzte ihn, um den Funkenschirm zu schließen.
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