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Frost

Frost

Titel: Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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leid?»
    «Ihr beide habt absolut keine Ahnung, was da auf euch zukommt.»
    «Was denn?»
    Syls Augen schlossen sich für einen Moment, und ich berührte seine Schulter. Er zuckte zurück, die Augen aufgerissen.
    «Worum geht es hier eigentlich?», fragte ich.
    «Um das Geld», sagte er. «Sie ist hinter dem Geld her.»
    «Lilith?»
    «Wir hatten alles genau geplant. Sie kannte den Tagesablauf ihres Mannes. Sie hatte mir gesagt, wann er allein zu Hause war. Ich habe ihr vertraut.»
    «Syl, ich   …»
    «Sie hatte ihm gesagt, dass sie nicht in der Stadt sein würde, aber bevor sie ging, hatte sie ein Fenster geöffnet. Ich musste nur einsteigen und warten. Der Rest war leicht.»
    «Haben Sie jemanden getötet?»
    «Er war ein Krimineller», sagte Syl. «Ein Möchtegern-Gangster. Es war nicht schade um ihn.» Er zögerte. «Aber ich hab es nicht für das Geld getan. Ich hab es für sie getan.»
    Syl sah auf. Seine Augen rollten nach hinten. Eine Sekunde lang dachte ich, dass er wieder bewusstlos werden würde, aber er blieb bei sich.
    «Sie sollte auf mich warten», sagte Syl. «Das hatten wir soverabredet. Lass es wie einen Einbruch aussehen. Geh rein, drück ab, nimm das Geld und hau ab.»
    «Sie hat nicht auf Sie gewartet?»
    «Sie war da.»
    Ich zögerte. «Das verstehe ich nicht.»
    «Sie war da, im Haus. Sie hat auf mich gewartet.» Syl sah mich an. «Sie hat mich dazu benutzt, ihren Ehemann zu töten.»
    «Hat sie Sie angeschossen?»
    «Ich habe das Geld an mich gerissen und bin weggelaufen», sagte er. «Ich bin in Panik geraten.»
    Syls Körper bebte, aber seine Stimme war fest.
    «Sie hat für ihn gearbeitet», sagte Syl. «Bevor sie ihn geheiratet hat. Ich hätte das durchschauen müssen. Ich wusste ja, was für eine Sorte Frau sie war.»
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    «Ich habe die Stadt verlassen und nur Seitenstraßen benutzt, aber es hat nichts genützt. Sie wusste, was ich tun würde, wen ich anrufen würde.»
    «Sie sind ein Bulle. Sie hätten die anderen Bullen rufen können.»
    «Nein», sagte er. «Konnte ich nicht.»
    Ich wartete darauf, dass er weitersprach. Stattdessen schwankte er ein wenig. Seine Lider flatterten.
    Er wurde immer schwächer. Ich brauchte ihn aber wach, also redete ich einfach weiter. «Sie kann doch gar nicht wissen, dass Sie hier draußen sind.»
    «Sie weiß es», sagte Syl. «Sie weiß es, weil ich alles verbockt hab.» Er hustete. Noch mehr Blut. «Ich hab meinen Bruder angerufen. Er hatte hier in der Nähe ein Haus für die Jagd. Er wollte mich an der Raststätte abholen.»
    «Wo wir uns getroffen haben?»
    «Als er nicht kam, habe ich ihn nochmal angerufen. Da hat sie sich gemeldet. Sie hatte ihn dazu gebracht, ihm zu verraten, wo ich war und wohin ich wollte, dann hat sie ihn getötet.»
    «Glauben Sie, dass sie hierherkommt?»
    «Sie ist schon hier», sagte Syl. «Ich habe sie gesehen.»
    «Im Dunkeln?»
    «Genau.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Sie ist nicht hier, Syl.»
    «Ihr könnt das Geld nicht behalten», sagte er. «Sie wird nicht   …»
    Er hustete erneut, und dann bemerkte ich, dass er langsam nach hinten sank. Ich streckte die Hand aus und half ihm, sich auf den Boden zu legen. Dann deckte ich ihn mit dem Laken zu.
    «Bringt es hierher, lasst es hier liegen, dann haut ab.»
    Ich antwortete nicht.
    «Benutz deinen Verstand, Junge. Es ist wahrscheinlich schon zu spät, aber wenn sie das Geld hat, geht sie vielleicht wieder.»
    «Wir können fliehen.»
    «Sie wird euch finden.»
    «Wie? Wir können überallhin gehen.»
    «Sie wird euch finden», sagte er. «Und das wollt ihr nicht. Sie hat eine schwarze Seele.»
    Ich lehnte mich zurück und starrte ins Feuer. Es fiel mir schwer, das alles ernst zu nehmen. Er phantasierte bestimmt oder hatte sich die Geschichte ausgedacht, um mich dazu zu bringen, das Geld zurückzugeben.
    Aber das würde er nicht schaffen.
    Ich wollte ihn weiter nach Lilith ausfragen, aber es hätte nichts mehr gebracht. Er war wieder bewusstlos.
    Wieder war das Feuer heruntergebrannt, also legte ich ein paar Scheite auf die Kohlen und stocherte mit dem Schürhaken darin herum, bis sie Feuer fingen.
    Ich sah auf meine Uhr.
    Es war zehn nach zwölf.
    Zack kam zu spät.
    Ich setzte mich an den Tisch und wartete. Syl lag auf dem Boden. Er hatte sich seit zwei Stunden nicht gerührt und keinen Ton von sich gegeben. Mir kam der Gedanke, dass ich die letzte Person gewesen sein könnte, mit der er in seinem Leben gesprochen hatte.
    Diese

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