Frost
bekleckert.»
Carolines Kopf war nur noch ein feuchter rotschwarzer Klumpen, und ich bemühte mich, nicht hinzusehen, während ich ihn verpackte. Als das Laken endlich an seinem Platz war, legte ich meine Hände unter ihren Kopf und zog sie hoch.
Es fühlte sich an, als ob man einen Sack voller Eiswürfel und Gelee zu heben versuchte.
Als ich sie endlich aufgerichtet hatte, floss ein Schwall Blut ihren Rücken hinunter auf den Boden. Ich sprang erschrocken weg, und Carolines Leiche sank nach vorn, knallte gegen den Tisch und glitt seitlich vom Stuhl auf den Boden.
«Was zum Teufel machst du da eigentlich?» Zack deutete erst auf Caroline, dann auf mich. «Hör endlich auf mit dem Scheiß. Wir müssen die beiden hier rausbringen und dann alles sauber machen. Wir haben verdammt nochmal nicht die ganze Nacht Zeit.»
Ich schaute auf Caroline herunter, die seitlich auf dem Boden lag, und spürte, wie sich mein Magen verkrampfte. Einen Moment lang dachte ich, dass ich mich übergeben müsste, aberdann schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf meine Atmung, bis die Übelkeit verflog.
Nur der Schmerz hinter meinen Augen blieb. Der Schmerz und die Stimme in meinem Hinterkopf, die sagte, dass ich genau das bekam, was ich verdiente.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Stimme recht hatte.
Ich kniete mich hin und drehte Caroline auf den Rücken. Das Laken hatte sich schon mit Blut vollgesogen, und ich brauchte all meine Willenskraft, um sie aufzuheben.
Ich legte meine Hände unter ihre Arme und zog so lange, bis sie saß. Gerade wollte ich Zack sagen, dass er ihre Beine nehmen sollte, als die Türglöckchen bimmelten.
Zack und ich fuhren beide herum.
Wir hörten, wie jemand den Schnee von seinen Schuhen trat. Dann sagte Butch: «Du hattest recht, Minnesota. Ihr wart nicht die Letzten, die …»
Er hielt das Notizbuch in der einen und die Jacke in der anderen Hand. Als er uns sah, hielt er inne und starrte uns an.
Ich versuchte mir vorzustellen, was wir für ein Bild abgaben, beide über die Leichen gebeugt, beide blutbesudelt im flackernden Licht des Kaminfeuers.
Einen Moment lang sagte niemand etwas, dann machte Butch einen zaghaften Schritt vorwärts. Er schaute von mir zu Caroline und dann zu Zack.
«Du idiotischer Wichser.»
«Jetzt warte doch mal eine Minute», sagte Zack. «Es gibt einen guten Grund hierfür, also …»
Butch war schneller.
Zack kniete immer noch über Syls Leiche, als Butch schon bei ihm war und ihn gegen die Brust trat. Es war ein beeindruckenderTritt für einen Mann seines Alters. Wenn Butch zwanzig oder dreißig Jahre jünger gewesen wäre, hätte Zack sicher total verängstigt auf dem Boden gelegen und sich nicht zu rühren gewagt.
«Was zum Teufel hast du getan?»
Zack antwortete nicht, sondern blieb, wo er war, und hörte sich Butchs Geschrei an.
«Wir hatten doch alles so gut geplant, und dann kommst du und versaust alles. Aus dieser Scheiße hier helfe ich dir aber nicht raus, diesmal nicht.» Butch zeigte mit dem Finger auf ihn. «Das hier musst du ganz allein wieder hinkriegen.»
«Ich hab dich gar nicht um deine Hilfe gebeten.»
«Umso besser.» Butch sah zu mir hin. «Vermutlich hilft dir dieser verdammte Kerl hier. Vielleicht kommt ihr ja sogar in dasselbe Gefängnis.»
«Keiner geht hier ins Gefängnis», sagte Zack. «Nicht, wenn wir uns jetzt beeilen und alles sauber …»
Butch schlug Zack mit der Handfläche ins Gesicht. Es gab ein scharfes, klatschendes Geräusch, und ich zuckte zusammen.
Diesmal veränderte sich Zacks Gesicht. Sein Blick wurde dunkel.
Butch schlug ihm erneut ins Gesicht, diesmal noch härter.
Ich sah, dass sich Zacks Hand langsam zu der Waffe in seinem Gürtel vorarbeitete, aber auf halben Weg ließ er sie wieder sinken.
«Du denkst wohl, dass die Cormans diesmal wieder ihre Schweine schicken, was?», fragte Butch. «Glaubst du wirklich, dass sie diesmal wieder ihren Kopf für uns hinhalten?»
«Sie werden uns helfen.»
Butch deutete auf Caroline. «Dies hier ist aber keine gottverdammte Autobahnhure, die keiner vermisst, Junge!»
Zack schwieg.
«Verstehst du überhaupt, was ich dir sage?»
«Sie werden uns helfen», wiederholte Zack.
Butch hob erneut die Hand, und diesmal zog Zack die Waffe aus seinem Gürtel. Er zielte nicht direkt auf Butch, das war auch gar nicht nötig. Es reichte, dass Butch sie sah.
Butch senkte langsam die Hand.
«Du hast keine Ahnung, wie tief du in der Scheiße steckst», sagte Butch.
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