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Frostbite

Frostbite

Titel: Frostbite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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zu
groß und zu leer. Man hätte mich niemals gefunden. Wenn ich überleben wollte,
musste ich zu Fuß dort weg.«
    Dzo nickte, beobachtete aber weiter seine Pfanne.
    »Ich musste andere Menschen finden, Menschen, die mich in Sicherheit
bringen würden. Die genaue Landkarte hatte ich im Fluss verloren, aber ich
besaß noch immer einen Prospekt von dem Hubschrauberwanderladen mit einer
Karte. Darin steht, wenn ich geradewegs nach Norden gehe, komme ich zu einer
Stadt namens Echo Bay.«
    Das erregte seine Aufmerksamkeit, wenn auch nicht unbedingt auf die
Weise, die sie sich erhofft hatte. Dzo lachte dröhnend. »Echo Bay? Was in aller
Welt willst du denn dort?«
    »Das war die einzige Stadt auf der Karte«, beharrte sie. »Hier,
sehen Sie selbst!« Sie zog die zerknüllte, mit Wasserflecken übersäte Broschüre aus der Tasche. Strich sie auf dem
Oberschenkel glatt und hielt sie ihm hin. Die Karte zeigte die Straßen um
Yellowknife und Echo Bay herum sowie den gewaltigen See, der sich dort
anschloss. Dazwischen lag ein ordentliches Stück leerer Raum. »Das ist am Ufer des Großen Bärensees, am Ostufer und …«
    Er hob die Hand, um sie zu unterbrechen. »Ich weiß, wo das ist, und
deine Orientierungskünste sind Scheiße, Lady. Du bist ein paar Hundert Klicks
über dein Ziel hinausgeschossen.«
    »Was soll das denn heißen? Das ist nördlich von meiner Position.«
Sie packte den Kompass am Reißverschluss und wedelte damit herum. »Das hat man
uns gesagt, als man uns absetzte – wenn wir nur weit genug nach Norden
gehen, würden wir dort landen. Und ich bin dieser Richtung gefolgt.«
    »Du traust dem Ding?« Dzo kicherte. Lachte sie aus. »Das Ding zeigt
auf den magnetischen Nordpol. Du brauchst aber den echten Nordpol.«
    Sie konnte ihn nur anstarren, als hätte sie nicht die geringste Ahnung,
wovon er überhaupt sprach.
    Er seufzte und hielt die Hände hoch, als wolle er sagen: Was kann man schon anderes von diesen Südländern erwarten? »Der magnetische Norden, der zeigt auf den Pol
des planetaren Magnetfelds, okay? Da zeigt dein Kompass hin, da wird er immer
hinzeigen. Aber das Magnetfeld stimmt nicht genau mit der tatsächlichen
Erdachse überein, der imaginären Linie, um das es rotiert. Der magnetische
Feldpol und die Achse sind ein paar Hundert
Kilometer voneinander entfernt. Also zeigt der Kompass eigentlich gar
nicht nach Norden. Unten im Süden, wo du
herkommst, hat vermutlich niemand von diesem Unterschied gehört, aber
hier oben muss man das immer abgleichen, wenn
man einen Kompass benutzt. Du weißt doch, dass man immer ein kleines
Stück nach Westen dazugeben muss, wenn der Kompass Norden sagt, richtig?«
    »Okay«, sagte Chey, die den Erklärungen nicht unbedingt folgen
konnte.
    Er schüttelte den Kopf und wandte
sich wieder der Pfanne zu. Mit bloßen Fingern wendete er den Inhalt, damit
alles gleichmäßig briet. »Wenn du diesem Kompass da folgst, landest du in
Nunavut. Wo es noch leerer ist als hier, ob du es glaubst oder nicht. Wow,
Lady, eigentlich ist es ein Wunder, dass du so lange überlebt hast. Wenn man
bedenkt, wie blöd du sein musst.«
    Er zuckte zusammen, als sich ihr Gesicht vor Wut rötete.
    »Hey, hey, es tut mir leid! Wie schon gesagt kann ich nicht gut mit
anderen Menschen umgehen«, beschwichtigte er sie. »Glücklicherweise bin ich mit
dem Kompass besser.« Er lachte wieder und zog etwas Bleiches und Fettiges aus
der Pfanne. »Hier, iss das!«, sagte er und warf es ihr beinahe in den Schoß.
»Ich wette, du hast auch nicht genug Proviant mitgebracht.«
    »Danke«, knurrte sie, biss aber hinein. Es war kein Fleisch. Was
auch immer es war, es schmeckte nach nichts. »Was ist das?«, wollte sie wissen
und betrachtete es misstrauisch, bevor sie den nächsten Bissen nahm.
    »Die Innenseite der Rinde der Küstenkiefer«, informierte er sie.
»Absolut genießbar, das verspreche ich. So ziemlich das Einzige, was man in
dieser gottverlassenen Wildnis essen kann.«
    Sie hatte sich auf den Schinken gefreut, aber eigentlich hatte sie
keinen Grund, sich zu beschweren. Nun ja, vielleicht ein bisschen. »Konnten Sie
denn nichts jagen?«, fragte sie und kaute energisch auf den zähen Fasern herum.
    Er zog die Pelze enger um den Körper und lächelte breit. »Ich bin
Vegetarier.«

6   Dzo
erlaubte ihr, sich auf seinen Arm zu stützen, als sie die Lichtung verließen.
Es war eine wahre Erleichterung, den verletzten Knöchel nicht mehr so schwer
belasten zu müssen. Er pochte noch immer wie

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