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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Marriott
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war meine Mutter. Bevor ich geboren wurde. Das hier … war das letzte Mal, dass sie ihn lebend gesehen hatte.
    Geh mit ihm.
Die Stimme der Flammen sprach in meinem Kopf zu mir.
Du musst sehen, was als Nächstes passiert.
    Vor Aufregung zitternd gehorchte ich und folgte dem Mann – meinem Vater – in den Wald.
    Von einem Moment auf den anderen wurde es Nacht. Als ich aus dem Wald heraustrat, fand ich mich auf einer Lichtung wieder und sah auf einen Unterstand aus kräftigen abgeschälten Ästen und Öltuch. Darin saß mein Vater, den Mantel aus Wolfspelz um die Schultern. Auf einem niedrigen Feuer köchelte etwas fröhlich in einem kleinen Topf vor sich hin. Der Duft von schmorendem Fleisch und Kräutern wehte mir um die Nase und ließ meinen Magen knurren.
    Als ich näher kam, schlugen die blau, gelb und grün getönten Flammen unter dem Topf hoch. Mein Vater schien es nicht zu bemerken. Er begann zu singen, seine Stimme war sanft, als er in dem Topf rührte.
    »Leb wohl, mein Lieb, es ist so weit,
    so gern ich bleiben möcht;
    es ist so weit, mein einzig Lieb,
    weit fort ruft mich die Pflicht –«
    Ein bösartiges, grollendes Knurren unterbrach das Lied. Garin Aeskaar erstarrte und ging langsam in die Hocke. Ich konnte sehen, wie seine Augen hin und her schnellten, als er die Dunkelheit absuchte. Wieder war das Knurren zu hören. Garin nahm einen Ast und hielt ihn so lange ins Feuer, bis er brannte, mit der anderen Hand umfasste er den Schaft seiner Axt.
    Ein Paar eisig silberne Augen glitzerte im Dunklen.
    Ein pechschwarzer Wolf, von der Schnauze bis zum Ende des Rumpfs über zwei Meter lang, trat auf die Lichtung. Er fletschte die Zähne. Der Dämonenwolf. Die Bestie, die mein Vater getötet hatte. Es war dasselbe Tier, das mich schon mein ganzes Leben in meinen Träumen verfolgte.
    Mein Vater zog den brennenden Ast aus dem Feuer und stand langsam auf. Der Wolf wich zurück, als Garin den Ast schwenkte, doch er lief nicht davon. Als er vorsichtig näher kam und das kleine Feuer umkreiste, richtete sich sein Nackenfell auf.
    »Wie du willst«, sagte Garin grimmig. »Bringen wir es hinter uns.«
    Der Wolf knurrte, seine kräftigen Hinterläufe setzten zum Sprung an.
    Ich kniff die Augen zusammen.
    Du musst hinsehen.
    Ich konnte die Stimme nicht ausschalten. Zitternd zwang ich mich, die Augen zu öffnen. Doch die Szenerie vor mir hatte sich verändert. Die Lichtung lag im schwachen blassen Licht des Morgengrauens. Garins Unterstand war zerstört, sein Feuer erloschen. Im Schnee waren Blutspuren, dunkel und halb gefroren. Zwei Körper lagen am Rande der Lichtung nebeneinander.
    Ich schnappte nach Luft, als eine der Gestalten sich matt aufrichtete. »Edel …«, flüsterte er. Der Name meiner Mutter. »Saram …«
    »Das ist mein Name!«, rief ich und versuchte einen Schritt vorzutreten. »Kann er mich sehen?«
    Die Luft um mich verdichtete sich und hielt mich fest.
Er spricht zu seinem ungeborenen Kind
, sagte die Stimme der Flammen.
Er hat diesen Namen für dich ausgesucht, als du noch im Leib deiner Mutter warst. Deine ersten Bewegungen erinnerten ihn an das sanfte Züngeln einer Flamme.
    »Flamme?« Ich schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber mein Name bedeutet nicht – er bedeutet Kummer.«
    Das haben die jungen Männer in deinem Dorf behauptet, als sie dich verhöhnten. Sie dachten, es käme von dem Wort ›sarm‹, was Trauer und Verlust bedeutet. Doch dein Vater kam hoch aus dem fernen Norden und dort ist ›saram‹ das Wort für Feuer und Wärme. Dein Name war nie ›Kummer‹, mein Kind.
    Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich meinen Vater anstarrte, der im Schnee starb – meinen Dad, der mich geliebt hatte, bevor ich zur Welt kam, und der mich nach dem Feuer benannt hatte. Kein Wunder, dass meine Mutter meinen Spitznamen gehasst hatte. Kein Wunder, dass sie sich geweigert hatte mich Frost zu nennen. Wenn sie es mir doch bloß gesagt hätte!
    Sieh hin.
    Über den zwei Körpern wand und drehte sich etwas. Ein klares silbriges Licht kämpfte gegen Schwärze, wie Sternenlicht, das eine dichte Wolke zu durchbrechen versucht. Das Silberlicht tanzte in verschiedenen Formen: Eisblumen und Schneeflocken. Das Dunkle war einfach nur undurchdringlich dunkel. Man hörte das Heulen eines Wolfs und hartes Klatschen, das wie Donner klang. Es war schön und schrecklich zugleich.
    »Was ist das?«
    Es sind dein Vater und das Geschöpf, das er getötet hat. Dieser Wolf war kein gewöhnliches Tier. Eure Priester

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