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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Marriott
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nicht –« Ich schüttelte heftig den Kopf, meine Finger umklammerten Lucas, bis ich meine Knöchel gegen seine reiben spürte. Etwas hatte sich in mir gelöst. Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen.
    Arian quetschte sich mit einiger Schwierigkeit neben mich. Er schob Livias Schemel beiseite, legte mir den Arm um die Schultern und drückte mein Gesicht in die Kuhle an seinem Hals. Er sprach keine der tröstlichen Lügen aus, mit denen mich Livia und Rani überschütteten. Anfangs sah er mich nicht einmal an, auch wenn mich sein Arm fest an sich drückte. Dafür war ich ihm dankbar. Ich schmiegte mich an ihn, akzeptierte seinen Trost, während ich versuchte mich wieder zu fangen.
    Einen Moment später beugte er sich zu mir herunter und küsste mich.
    Zunächst war dieses Aufeinandertreffen von Mündern seltsam unbeholfen. Wie die tastende Zuneigung eines Kindes, das versuchte nachzuahmen, was es bei den Erwachsenen gesehen hatte. Doch langsam sickerte seine Wärme in mich. Der Trost seines kräftigen Körpers erlaubte mir zum ersten Mal seit Wochen, mich zu entspannen, und ich konnte loslassen, statt mich mühsam aufrecht, gerade und tapfer zu halten. Wir saßen eng aneinandergedrückt, konnten uns kaum rühren, doch eine seiner Hände fuhr sanft die Form meines Gesichts nach und ich konnte seine zitternden Finger und seinen stoßweisen Atem spüren. Unbewusst öffneten sich meine Lippen. Ich überließ mich seufzend dem Kuss, verzehrte mich, sehnte mich danach … einfach zu vergessen. Kummer, Sorge, Schmerz zu vergessen. Mich selbst zu vergessen.
    Luca zu vergessen.
    Luca. Dessen Hand noch immer in meiner lag. Luca mit seinem sorglosen, strahlenden Lächeln und seinen blaugoldenen Augen. Luca mit den schrecklichen Narben und dem kahl geschorenen Kopf.
    Luca, den ich liebte.
    Ich erstarrte. Sofort ließ ich Lucas Hand los und stieß Arian mit beiden Händen sanft, aber nachdrücklich weg. Wir starrten einander schweigend an. Arians Gesicht – ausnahmsweise frei von eisiger Ausdruckslosigkeit – war ein Musterbeispiel widerstreitender Empfindungen, Schuldgefühle ließen ihn die Stirn runzeln und machten seinen Mund hart.
    »Arian … ich …«
    Lucas flacher, gleichmäßiger Atem ging plötzlich stoßweise, der Rhythmus wurde schneller, als würde er sich anstrengen. Als ich den Kopf drehte, flatterten seine Augenlider. Dann öffneten sie sich.
    Mir war sofort klar, dass es dieses Mal keines dieser falschen Erwachen war. Dieses Mal war Luca tatsächlich wach. Dieses Mal sah er mich. Für einen langen, intensiven Moment blickten wir einander an und ich sah alles, was ich mir je gewünscht hatte, in diesen Nachthimmelaugen.
    Dann huschte ein finsterer Ausdruck über sein Gesicht. Sein Blick wurde härter, als er zu Arian wanderte und dann zurück zu mir. Mit einem flauen Gefühl im Magen wurde mir klar, wie es für ihn aussehen musste. Arians Hände hielten meine Schultern umfasst und meine lagen auf seiner Brust. Unsere Lippen waren feucht und ein wenig geschwollen. Am verräterischsten war Arians schuldbewusste Miene.
    Luca hob die Hand, seine Finger zitterten, als er den dicken, aufgeworfenen Schorf auf seinen Wangen berührte.
    Dann schloss er die Augen wieder und murmelte mit trockener, heiserer Stimme: »Ion hat mir erzählt … dass er Arian mit einem Mädchen gesehen hat. Mit dir. Er hat mich damit aufgezogen, als er merkte, dass es mir etwas ausmachte. Ich glaubte ihm nicht. Ich glaubte ihm nicht.« Seine Augen öffneten sich von neuem und ich zuckte zurück, als ich sah, wie verletzt er war. »Aber er hat die Wahrheit gesagt.«
    »Luca, es ist nicht –«
    »Verschwindet!«, brüllte er, seine Stimme versagte. Er rollte sich herum, um so weit wie möglich von mir wegzukommen, und vergrub den Kopf zwischen den Armen. »Geht mir aus den Augen!«
    Ich erhob mich, rührte mich jedoch nicht von der Stelle. Sollte ich Hilfe holen oder Luca zu beruhigen versuchen? Arian wartete neben mir. Bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, hörte ich Schritte vor dem Zelt und Rani warf die Zeltplane zurück und kam herein. »Was ist passiert?«
    »Ich – Er ist aufgewacht und für einen Moment schien es ihm gut zu gehen, doch dann –«
    »Er fantasiert noch immer«, sagte Arian, als Livia hereinkam. »Es ist die einzige Erklärung. Er kann nicht wirklich glauben –«
    »Schaff sie raus.« Lucas Stimme übertönte unsere. »Ich will die zwei nicht hier drin haben. Ich will Frost nirgendwo in meiner Nähe. Schaff

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