Frostblüte (German Edition)
sie beide raus! «
Rani kniete sich neben das Bett und warf mir einen Blick zu, der eine Mischung aus Panik und Flehen war.
»Schon gut«, sagte ich und taumelte zurück. »Ich gehe.«
Arian folgte mir aus dem Zelt, er streckte die Hand aus, um mich zu stützen. Ich zuckte zurück.
»Es tut mir leid«, sagte er. Seine Stimme war leise, sie zitterte fast. »Es tut mir leid. Das – das entspricht Luca überhaupt nicht. Ich werde ihm alles erklären. Er wird es verstehen.«
Ich schüttelte den Kopf, in meinen Ohren brannte noch immer der Hass in Lucas Stimme. Ich will die zwei nicht hier drin haben. Ich will Frost nirgendwo in meiner Nähe . Schaff sie beide raus .
Livia schlug die Zeltplane zurück. Ich spähte ins Zelt. Luca saß nun aufrecht im Bett. Er starrte mich an. Ich trat einen Schritt vor.
Er drehte den Kopf weg.
Livia ließ die Plane hinter sich zufallen. Sie war bleich und sah mitgenommen aus.
»Es tut mir leid«, sagte sie ruhig. »Dieses Mal ist er wirklich wach. Er … will dich einfach nicht sehen, Frost.«
»Lass mich mit ihm reden«, sagte Arian.
Livia schüttelte den Kopf. »Er will auch dich nicht sehen. Er sagte – Arian, er sagte, dass du nicht länger das Kommando hast. Er möchte, dass wir Hind zu ihm bringen.«
Arians Kopf zuckte zurück, als hätte man ihn geschlagen. Seine Augen schlossen sich, der Kiefer spannte sich an. Es entstand ein schreckliches Schweigen.
»Er ist gerade erst aufgewacht«, sagte Livia. »Vielleicht ist er verwirrt. Es muss nicht bedeuten …«
»Doch, das tut es«, sagte ich matt. Ich drehte mich um und ging davon.
Dreißig
In der Ferne erklang die Morgenglocke. Rings um mich im Gemeinschaftszelt rührten sich die Frauen, schlugen die Decken zurück und streckten sich. Links neben mir gähnte Hind so breit, dass ihr Kiefer knackte. Nach kurzem Zögern beugte sie sich zu mir und berührte meine Schulter.
»Frost? Bist du wach?«
»Meine Augen sind offen«, sagte ich tonlos und richtete mich auf.
Aus Hinds kunstvollen Zöpfen hatten sich lockige Haarsträhnen gelöst, hingen ihr in wilden Ponyfransen ins Gesicht. Zusammen mit der schwarzen Augenbinde verlieh ihr das etwas Verwegenes, was in seltsamen Widerspruch zu der ruhigeren, ernsthafteren Frau stand, die sie seit dem Überfall war. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass ich vor nicht allzu langer Zeit schrecklich eifersüchtig auf Hind gewesen war. Nach Lucas Zurückweisung hatte ich schließlich begriffen, wie lächerlich das gewesen war. Er hätte mich niemals mit Hind betrogen, die sowieso nichts von Männern wollte. Er hätte mich nie mit irgendjemandem betrogen.
Und dann betrog ich ihn.
Hind nahm die Augenklappe ab, die sie nachts trug, um ihr immer noch heilendes Auge nicht zu reiben. Eine leuchtend rote Narbe lief jetzt mitten über das Augenlid. Sie blinzelte heftig, um sich an das Licht zu gewöhnen. Dann musterte sie mich mit ihrem anderen Auge unangenehm durchdringend.
»Es wird besser werden«, sagte sie. »Es ist ja erst eine Woche her.«
»Ich weiß.« Ich schlug die Decken zurück und stand auf. »Ich weiß.«
Wir gingen in einer verschlafenen, schwatzenden Gruppe zum Fluss hinunter. Jede von uns wusch sich schnell in dem nachtkalten Wasser, bevor wir durch das Lager und zum Verpflegungszelt zurückliefen, wo uns warme Küchengerüche munter machten. Ich ließ mich von den anderen mitziehen, Stimmen, Gelächter und Gesichter vermischten sich. Als wir am Verpflegungszelt ankamen – nun zwei kleinere Zelte, die hintereinander standen und deren Rückseiten miteinander verbunden waren, um Platz für alle zu schaffen –, klopfte mir Hind aufmunternd auf die Schulter, bevor sie weiterging. Ich blickte ihr nicht hinterher, ich wollte nicht wissen, wohin sie sich wandte.
Ich setzte mich an einen leeren Tisch in der hintersten Ecke, stützte die Ellbogen auf das raue Holz und legte den Kopf in die Hände. Nach ein paar Minuten setzten sich Livia und Rani zu mir. Wortlos schob Rani drei Teller von ihrem Tablett in meine Richtung und stellte eine Tasse Anistee neben meinen Ellbogen. Während beide Frauen zu essen begannen, versuchte ich ein Muster in den Astlöchern des Holzes zu erkennen.
»Trink wenigstens deinen Tee«, sagte Livia.
Ich sah auf und wollte antworten – doch die Worte erstarben mir auf der Zunge, als ich Luca auf der anderen Seite des Zeltes sah. Hind saß links von ihm. Sie aß mechanisch und starrte auf die Zeltwand, als wäre sie lieber woanders. Der Grund
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