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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Marriott
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bedeutet hatte.
    Er nickte kurz. »Ich habe heute Morgen ein paar wichtige Dinge zu verkünden, also hört gut zu. Ich werde mich nicht wiederholen. Erstens, Arian ist nicht länger mein Leutnant.«
    Das wusste ich schon, doch es schien noch nicht allgemein bekannt zu sein. Ein schockiertes Raunen lief durch das Zelt. Lucas zusammengekniffene Augen stoppten die Reaktion, bevor sie lauter werden konnte.
    »Von nun an erhaltet ihr eure Befehle von Hind und mir. Noch wichtiger, von nun an werden wir unsere Taktik ändern. Wir wurden hierhergeschickt, um eine Aufgabe zu erledigen – und wir haben versagt . Wir haben uns zurückgehalten, in den Bergen versteckt, Pläne und Ränke geschmiedet, den Leuten in der Gegend Vorträge gehalten. Nichts davon hat uns unserem Ziel irgendwie näher gebracht. Währenddessen haben die Aufrührer ihre Festung ausgebaut, das Land geplündert und über uns gelacht. Wir wurden hierhergeschickt, um diese Verbrecherbande auszuheben. Ich bin es leid zu warten. Wir packen noch heute zusammen und marschieren morgen früh los, um die Tempelfestung zurückzuerobern. Wir werden frontal angreifen und wir werden erst aufhören, wenn wir sie vernichtet haben. Es ist die einzige Möglichkeit zu gewinnen.«
    Als er sich im Zelt umsah, blitzte etwas in seinen Augen auf, das an eine Messerklinge erinnerte. Als würde er nur darauf warten, dass jemand Einspruch erhob.
    Ich wagte kaum mich zu rühren. Die Stille schien in meinem Trommelfell zu vibrieren.
    Frontal angreifen? Luca selbst hatte uns immer wieder gesagt, dass die Berggarde bei einem Frontalangriff auf keinen Fall Erfolg haben konnte. Die Aufrührer waren in der besseren Position, sie saßen in den Ruinen eines gewaltigen, labyrinthartigen Steinkomplexes voller geheimer Tunnel und Gänge, ganz abgesehen davon, dass wir ihre Truppenstärke und Bewaffnung nicht kannten.
    Es war Selbstmord.
    Als ich Livia und Rani einen Blick zuwarf, sahen beide blass und grau aus. Sie waren derselben Meinung. Warum sagten sie nichts? Warum machte Hind den Mund nicht auf? Wo war Arian – warum war er nicht da, um gegen diesen Plan zu protestieren? Warum sagte keiner etwas?
    Warum sagst du nichts?
    Ich sah auf meine Hände, die ordentlich vor mir auf dem Tisch lagen. Ich schluckte. Der Tee hatte einen metallischen Geschmack hinterlassen, wie Blut.
    Als klar war, dass niemand Einspruch erheben würde, nickte Luca noch einmal. Bildete ich es mir nur ein, oder sackten seine Schultern in diesem Moment ein wenig nach unten? Vielleicht war es Erleichterung oder … Enttäuschung? Als er weitersprach, schwang keine dieser Gefühlsregungen in seiner Stimme.
    Luca erklärte in der surrenden Stille seinen Angriffsplan, ernannte drei Gruppenführer, um die Bergwächter während der Schlacht zu formieren, und erteilte genaue Befehle, welche Ausrüstung gebraucht wurde und was zurückgelassen würde. Wir würden nur das Nötigste mitnehmen, keine Zelte. Es würde ein Gewaltmarsch werden, im Morgengrauen würden wir die Festung angreifen. Es wurde kein Signal für den Rückzug vereinbart.
    Denn es würde keinen Rückzug geben.
    Als er fertig war, starrte Luca uns an, als warte er auf etwas. Was immer es sein mochte, es kam nicht. Er nickte Hind zu und stapfte hinaus. Sie folgte ihm wie in Trance.
    Wir saßen schweigend und wie erstarrt da. Dann sprang ich auf, wobei ich meinen Schemel umwarf, und rannte Luca hinterher.
    Als ich den Eingang des Verpflegungszeltes erreichte, sah ich Luca und Hind um die Ecke des Zeltes biegen, in dem die Vorräte lagerten. Ich machte einen Schritt in ihre Richtung, dann blieb ich stehen, unfähig weiterzugehen.
    Was sollte ich sagen oder tun? Luca würde nicht auf mich hören. Seit er die Augen geöffnet und gesehen hatte, dass der Spott seines Bruders einen Funken Wahrheit enthielt, hatte er mich auf Abstand gehalten. Ich war der absolut letzte Mensch auf der Welt, der ihn von seinem wahnsinnigen Plan abbringen konnte. Der letzte Mensch, der es versuchen sollte.
    »Dann gibt es wohl kein Zurück«, sagte Arian. »Er hat es wirklich getan.«
    Er lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt, an einem Baum, dessen Zweige über dem Verpflegungszelt hingen. Angesichts der Ähnlichkeit zu Lucas Pose musste ich an mich halten. So wie Luca mir aus dem Weg gegangen war, hatte ich Arian gemieden. Hatte versucht diesen Kuss zu vergessen und Arians Gesichtsausdruck und wie ich mich hatte hinreißen lassen, als ich hätte widerstehen sollen. Als ich ihm nun

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