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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Marriott
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schließlich. Es folgte ein allgemeines Aufseufzen.
    »Sie war hier«, sagte jemand leise.
    »Sie ist immer hier«, sagte Luca.
    Ein Schrei gellte durch die Nacht. Es war die Stimme einer Frau, irgendwo ganz in der Nähe. Fast im gleichen Augenblick wurde sie vom wütenden Brüllen eines Mannes übertönt. Luca sprang sofort auf und ließ meine Hand los.
    »Hauptmann! Hilfe!«, rief jemand.
    Luca war schon unterwegs. Wir folgten ihm, doch die Menge schob und drängte sich um mich, so dass ich nicht weiterkam. Ich arbeitete mich mit aller Kraft vorwärts und sah den dunklen Umriss der Gefängnisbaracke direkt vor mir. Eine vertraut aussehende Bergwächterin saß davor im Gras und hielt sich den Kopf. Über eine Seite ihres Gesichts lief Blut und sie presste ein zusammengefaltetes Taschentuch auf die Wunde. Ein anderer Soldat – zu meinem Schrecken erkannte ich Dinesh, den Jungen mit dem roten Schal, den Livia mir mittags im Verpflegungszelt gezeigt hatte – stand über der am Boden liegenden Gestalt von … von Birkin.
    Der große Mann wimmerte wie ein verwundetes Tier und kauerte sich zusammen, um sich vor Dineshs hinterhältigen Tritten zu schützen. Birkins Hände waren auf dem Rücken zusammengekettet. Sein Gesicht war blutverschmiert, die Augen fast zugeschwollen.
    Luca packte Dinesh an der Schulter und drehte ihn so heftig um, dass der Junge ausrutschte und beinahe hingefallen wäre. Dinesh hob eine Faust, als wolle er zuschlagen, erbleichte jedoch, als er merkte, dass es Luca gewesen war, der ihn weggezerrt hatte.
    »Er hat Adela angegriffen!«, platzte er heraus. »Als sie ihm sein Essen bringen wollte, hat er ihr einen Kopfstoß verpasst und versucht zu fliehen.«
    »Und da hast du dir gedacht, du trittst ihn tot, während seine Hände auf den Rücken gebunden sind«, sagte Luca. Seine Stimme war leise und gefährlich ruhig.
    Die Wut und der Drang, sich zu rechtfertigen, verschwanden aus dem Gesicht des jungen Bergwächters. Ein Schauder lief durch seinen Körper. »Ich … ich sah Adela und ich …«
    »Ich habe dich nicht darum gebeten«, sagte die Bergwächterin mit schneidender Stimme.
    Dinesh sah am Boden zerstört aus. Luca ließ ihn los und beugte sich über Birkin. Der Mann gab keinen Laut mehr von sich. Ich hielt ihn für tot.
    »Hol jemand die Heilerin!«, zischte Arian.
    »Bin schon da!«, rief Livias Stimme. Leicht keuchend drängte sie sich an mir vorbei und kniete sich neben den Aufrührer. Sie legte ihm die Hand auf die Kehle. »Er lebt. Helft mir, ihn ins Krankenzelt zu schaffen.«
    Zwei Bergwächter traten hastig vor, um den bewusstlosen Birkin hochzuheben. In der Zwischenzeit redete Arian leise mit Adela. Die verwundete Frau rappelte sich auf und folgte dem Zug mit Birkin. Die Menge teilte und schloss sich schweigend hinter ihnen.
    Luca starrte zu Boden. Schließlich richtete er sich auf und sah Dinesh eindringlich an. »Ist dir klar, was du um Haaresbreite getan hättest? Das wäre Mord gewesen. Nichts anderes.«
    Dinesh schüttelte den Kopf. Ich meinte Tränen in seinen Augen zu erkennen. »Es tut mir leid«, flüsterte er.
    »Ich weiß«, sagte Luca. Seine Stimme klang müde, doch er streckte ruhig die Hand aus, um die Schulter des Jungen zu drücken. »Du bist ein guter Mann. Wir alle hier sind gute Männer und Frauen. Deshalb ist es so gefährlich für uns, Tag für Tag diese Arbeit zu machen. Du darfst nicht werden wie sie. Wie er. Dann bist du nicht einmal mehr ein Soldat, sondern nur ein Mörder. Ich möchte nicht, dass dir das widerfährt.«
    Luca wandte sich um und sah zu denen, die noch immer schweigend im flackernden Fackelschein warteten. »Ich möchte nicht, dass es irgendeinem von euch widerfährt. Wir kämpfen im Namen des Königs und der Reia für die Wiederherstellung von Gerechtigkeit und Sicherheit in diesen Bergen. Sobald wir das vergessen, sobald wir nur noch hier sind, um zu morden und anderen Schmerzen zuzufügen, sind wir genau das geworden, was wir verabscheuen. Nur eine weitere Verbrecherbande. Wir müssen besser sein, meine Freunde. Wir müssen besser sein als sie.«

Dreizehn
    Ich lag auf den Teppichen und Fellen hinter dem Wandschirm in Lucas verdunkeltem Zelt. Mein Magen rumorte und ich drehte unruhig den Wolfszahn in meiner Hand hin und her. Birkins zerschlagenes Gesicht wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Ich ging die Szene immer wieder durch, rief mir Lucas bewusst ruhige Hand in Erinnerung, die er Dinesh entgegengestreckt hatte, und die Angst in Arians

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