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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Marriott
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es mir die Axt aus den Händen.
    Ich taumelte rückwärts und starrte auf das, was ich getan hatte. Ich nahm kaum wahr, wie Luca über den gefallenen Aufrührer stieg, bis er mir mit der Rückseite seines Panzerhandschuhs vorsichtig die Blutstropfen von den Wangen wischte. Er zögerte und wollte offenbar etwas sagen – doch ein Schrei von weiter unten forderte seine Aufmerksamkeit.
    »Danke.« Er nickte mir ernst zu, dann drehte er sich um und stürzte sich ins Getümmel. Er zog sein Schwert und bedeutete mir mit einer Handbewegung, ihm zu folgen.
    Ich holte tief Luft, damit sich mein Magen etwas beruhigen konnte. Dann streckte ich die Hand nach dem Schaft der Axt aus. Knochen knirschte gegen das Metall. Ich musste meinen Stiefel auf den Rücken des Mannes stellen, um die Waffe herauszuziehen. Ich wischte notdürftig das Blut von den Klingen und rannte Luca hinterher.
    Er war schon halb den Abhang hinunter. Von irgendwoher hatte er ein weiteres Schwert geholt und kämpfte nun mit einer Waffe in jeder Hand. Seine Bewegungen waren kaum mehr als ein tödliches Aufblitzen von Silber und Gold, das die Angreifer zurückdrängte. Livia und die ruanische Heilerin waren am Fuße des Abhangs, umringt von Bergwächtern. An einer Biegung des Pfades standen Arian und Razia am Abgrund, die beiden stießen gegnerische Krieger über den Rand der Klippe oder in die Klingen der Kämpfer hinter ihnen.
    Unterhalb von mir drängten die Bergwächter stetig den Abhang hinab und versuchten den Wall aufständischer Soldaten am Ende des Pfades zu durchbrechen. Sie waren doppelt so viele wie wir, doch Lucas Training zahlte sich aus. Langsam aber stetig gewannen wir Boden und kämpften uns aus der Falle heraus.
    Jemand – Freund oder Feind? – rief: »Bogenschützen!«
    Ein weiterer Pfeilhagel regnete auf das Getümmel. Ich hörte einen gellenden Schrei und sah, wie Razia zusammenbrach. Mit einem langen, weißen Pfeil im Oberkörper stürzte sie fast vor Arians Füße. Er ließ sein Schwert sinken, seine Augen waren voller Trauer, als er sich über sie beugte.
    Ein feindlicher Soldat pirschte sich von hinten an ihn heran. Der Mann hielt einen Metallknüppel in der Hand und holte zum Schlag aus. Ich stieß einen Warnschrei aus und stürzte auf Arian zu, so schnell, dass sich der Boden unter meinen Füßen in Luft verwandelte. Arian richtete sich hastig auf – zu spät. Die Keule des Aufrührers traf ihn mit einem dumpfen Aufschlag am Hinterkopf.
    Er verdrehte die Augen. Einen Augenblick versuchte er am Rande des Abgrunds das Gleichgewicht wiederzufinden. Dann stürzte er in die Tiefe, hinab in den Fluss.
    Ich kam vor dem Soldaten, der Arian niedergeschlagen hatte, zum Stehen und brachte ihn mit einem Axthieb zur Strecke. Dieses Mal empfand ich keine Reue. Razias Blick trübte sich bereits. Ihr war nicht mehr zu helfen.
    »Frost!«, schrie Luca. Als ich mich umdrehte, starrten mich seine blauen Augen brennend an. »Er kann nicht schwimmen! Du musst ihn retten!«
    Ich zögerte den Bruchteil einer Sekunde, als ich nach unten blickte. Der Fluss unter mir wogte. Arian war nirgends zu sehen. Wenn ich versuchte die Felswand hinunterzuklettern, käme ich nie rechtzeitig zum Fluss, um ihm zu helfen.
    Ich stopfte meine Axt in die Hülle und sprang mit den Füßen zuerst in die Tiefe.

Einundzwanzig
    Der Wind pfiff mir um die Ohren und zerrte an meinen Kleidern und Haaren, als ich in die Tiefe stürzte. Mir blieb ein kurzer Moment, um zu erkennen, wie dumm ich gewesen war, und um mir über versteckte Felsen, Strudel und Sandbänke Gedanken zu machen. Dann landete ich auch schon im Fluss.
    Das Wasser schlug mit ohrenbetäubendem Krachen über mir zusammen. Ich tauchte tief unter, rings um mich schäumten weiße Blasen, die mir die Sicht nahmen und in meinen Ohren rauschten. Die Kälte brannte auf meiner Haut. Die Axt hing bleischwer über meinem Rücken und zog mich nach unten. Ich zappelte im Wasser wie eine Motte, die sich aus ihrem Kokon zu befreien versucht.
    Arian ist irgendwo hier im Wasser. Und er kann nicht schwimmen.
    Ich strampelte mit den verkrampften Beinen, zwang sie sich zu bewegen. Meine Lungen schmerzten, meine Rippen ächzten, ich ruderte im Wasser und betete, dass ich noch oben von unten unterscheiden konnte.
    Ich durchbrach die Wasseroberfläche in einer Schaumfontäne und holte tief Luft, dann würgte und hustete ich, als ich dabei Wasser schluckte.
    »Arian!«, schrie ich. »Arian!«
    Ein abgebrochener Ast trieb auf mich zu,

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