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Frostengel

Frostengel

Titel: Frostengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamina Berger
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im Gegensatz zu mir. Trotzdem freute ich mich für meine Mutter, die über das ganze Gesichte strahlte.
    »Ich hol mal schnell das Essen«, sagte ich. Nacheinander brachte ich für jeden eine Schüssel Salat und danach immer zwei Teller mit Lasagne herein. Schon der Duft ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Eigentlich gut, dass Klaus gekommen war. Mamas Lasagne war preisverdächtig. Schade, dass sie die nur so selten kochte.
    »Mhm!«, kam es von Klaus, als er den ersten Bissen gekostet hatte. »Ich schwöre, ich habe noch nie eine so gute Lasagne gegessen. Nicht mal in Italien.«
    Ich kicherte. »Mamas Lasagne ist die beste der Welt, da können selbst die Italiener nicht mithalten!« Klaus hatte gerade das Eis gebrochen. Einer, der Mamas Lasagne schätzte, bekam gleich mehrere Sympathiepunkte von mir.
    »Du hast recht!«, stimmte er mir zu. »Und die Pizza ist auch nicht so gut wie bei uns.«
    Ich dachte an die Stufenfahrt letztes Jahr. Da waren wir in Rom gewesen. »Aber das Eis in Italien ist klasse.«
    »Apropos Eis. Ich kenne in Graz einen Eissalon, da müssen wir hin, sobald sie wieder aufhaben. Sa-gen-haft!, sag ich euch. Das beste Eis überhaupt. Bestimmt noch besser als das italienische.«
    Ich streckte Klaus meine Hand entgegen. »Gut, wetten wir.«
    Er schlug ein. »Wette gilt! Ende April öffnen sie wieder. Dann lad ich euch dorthin ein.«
    Ich grinste. »Egal, wie unsere Wette ausgeht, ich gewinne auf jeden Fall. Und wenn’s nur zwei Kugeln Eis sind.«
    Klaus zwinkerte mir zu und in dem Moment wünschte ich, diese Beziehung zwischen Mama und ihm könnte endlich einmal funktionieren. Auf jeden Fall bis zu unserem Eistermin. Klaus war echt in Ordnung.
    Außerdem hielt ich ihm zugute, dass er weder während des Essens noch nachher meine Mutter abgrapschte oder mit ihr in unserem Beisein schmuste. Klar wusste ich, dass sie das ohnehin machten, aber ich war froh, nicht zusehen zu müssen.
    Gegen zehn verabschiedete er sich. Das machte ihn mir noch sympathischer. Einer, der unsere Wohnung nicht gleich als sein Zuhause ansah!
    Meine Mutter begleitete ihn zur Tür und kam kurz darauf mit strahlenden Augen und rosigen Wangen zurück ins Wohnzimmer. »Und?«, fragte sie und sah von mir zu Corinna. »Was meint ihr? Ist Klaus nicht nett?«
    »Schon. Wird das was Ernstes?«, wollte Corinna wissen.
    Meine Mutter hob fragend die Hände. »Wer weiß?«, sagte sie und ihr Lächeln verriet, dass sie es sich wünschte.
    »Er ist okay«, meinte ich und setzte hastig hinzu, »sofern man das auf den ersten Eindruck sagen kann. Und er mag deine Lasagne. Besser geht’s eigentlich nicht.«
    Allerdings fand ich es neben Klaus’ Vorliebe für Lasagne und Eis gut, dass er meine Mutter nicht zum Saufen entführt hatte wie viele andere vor ihm. Einen Freitagabend, den sie zu Hause verbrachte, hatte es schon lange nicht mehr gegeben.
    Während meine Mutter und Corinna sich vor den Fernseher setzten und Frauengespräche führten, verzog ich mich in mein Zimmer und schaltete mein Netbook ein. Julia und ich waren hin und wieder in einem Chatroom unseres Schulforums gewesen, sie öfter als ich, weil ich weniger Zeit übrig hatte. Sie hatte immer mal wieder mit mir darüber diskutiert, warum es vielen aus unserer Schule offensichtlich leichter fiel, über Dinge zu schreiben, wenn sie anonym waren. Und tatsächlich kam man oft mit vielen Leuten eher ins Gespräch als auf dem Schulhof. Vielleicht wusste im Chat jemand etwas über Julias Pläne?
    Nachdem ich mich zu erkennen gegeben hatte, war Julia das Gesprächsthema Nummer eins. Die meisten schrieben mir ihre Bestürzung über Julias Tod. Wahrscheinlich taten sie sich leichter damit, nicht von Angesicht zu Angesicht ihre Gefühle mitzuteilen. Jemand wollte Julia an dem besagten Samstag im Bus gesehen haben, aber ich wusste ja bereits, dass sie gar nicht eingestiegen war. Eine Verwechslung, mehr nicht.
    Schließlich lud mich einer der User, ein gewisser MTS, in einen privaten Chatraum ein. Auch er schrieb mir, wie leid es ihm um meine Freundin tat – und: Ich kann dich verstehen. Auch ich habe jemand verloren, der mir sehr wichtig war. Es dauert lange, bis man damit klarkommt. Aber es wird besser. Du wirst sehen.
    Wann?, tippte ich.
    Für die Antwort ließ er sich etwas mehr Zeit. Das kann ich nicht sagen. Ist halt bei jedem anders. Aber Julia hätte nicht gewollt, dass du dich vergräbst, oder?
    Nein. Sie war so lebenslustig, schrieb ich zurück.
    Siehst du.
    Wie gut es tat,

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