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Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Titel: Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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waren wie immer an der Hüfte zusammengewachsen, aber heute Abend waren sie gemeinsam auf der Jagd. Kenzie stand in die eine Richtung gewandt und unterhielt sich mit Talia Pizarro, einer großen, hübschen Amazone mit ebenholzfarbener Haut, während Oliver sich in seinem Rücken mit einem Mädchen unterhielt, das ich nicht kannte, wahrscheinlich von der New York Academy.
    Oliver bemerkte, dass ich ihn ansah, und sein Gesicht wurde hart vor Wut. So wie er mich anstarrte, war er wohl immer noch sauer, weil ich ihn heute im Bus hatte auflaufen lassen. Was auch immer. Ich wusste immer noch nicht, warum er sich überhaupt neben mich gesetzt hatte. Ich war ganz sicher nicht diejenige, auf die er stand, also warum sollte er versuchen, mich anzuquatschen? Ich hatte zwar kein kristallklares Bild seines mysteriösen Schwarms empfangen, als ich im Training sein Notizbuch berührt hatte, aber ich hatte genug gesehen, um zu wissen, dass ich es nicht war.
    Doch der harte Blick des Spartaners sorgte dafür, dass ich mich fragte, warum er überhaupt mit dem anderen Mädchen sprach. Schließlich war sie blond, nicht schwarzhaarig wie Olivers geheimnisvoller Schwarm in meiner nebligen Vision.
    Ich verdrängte alle Gedanken an den Spartaner und öffnete die Tür. Die Nachtluft traf kühl und frisch auf meine Wangen, und ringsum schwebten ein paar Schneeflocken zu Boden. Die leichte Brise trug einen metallischen Geruch heran und verriet, dass noch mehr von dem Zeug zu erwarten war. Ich schaute auf. Es gab heute keine Sterne zu sehen, aber für ein paar Sekunden erhaschte ich einen Blick auf die dünne Mondsichel, bevor sie wieder von dicken Wolken verschluckt wurde. Die Weihnachtslichter, die überall im Dorf hingen, blitzten und blinkten rot, grün und golden in der Dunkelheit.
    Ich lehnte mich gegen das Ladenfenster, schob die Hände in die Jackentaschen und atmete einfach nur tief durch. Ein und aus, ein und aus, wie meine Mom es mir beigebracht hatte, wann immer ich Angst oder Panik empfand oder aufgeregt war. Der langsame, gleichmäßige Rhythmus beruhigte mich und vertrieb ein wenig von meiner Wut, der Frustration und dem Herzschmerz. Die Musik der Party hämmerte immer noch, aber hier draußen hörte man sie nur gedämpft – durch das Glas und die Ziegeln des Gebäudes drang bloß der tiefe, rumpelnde Bass.
    Ruhe und Frieden hielten allerdings nur ungefähr zwei Minuten, bevor eine Walküre in einem engen, weißen Rollkragenpulli, einem grünen Ledermini und lächerlich hochhackigen Stiefeln nach draußen wankte, ein paar Meter vorwärtsstolperte, sich vorbeugte und alles Bier wieder hochwürgte, das sie gerade erst getrunken hatte. Ich rümpfte die Nase. Igitt. Ich wollte das absolut nicht sehen.
    Sie richtete sich auf und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab, und da erkannte ich, dass es Morgan McDougall war. Die Walküre spürte meinen Blick und drehte sich zu mir um. Dann standen wir da und starrten uns einfach nur an. Vielleicht lag es nur an dem blitzenden Licht, aber Morgans Gesicht wirkte genauso grün wie ihr Rock und die dazu passenden Stiefel.
    »Brauchst du, ähm, vielleicht Hilfe?«, fragte ich.
    Morgan öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, aber dann klappte sie ihn wieder zu, presste die Lippen aufeinander und schüttelte nur den Kopf. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und torkelte Richtung Hotel, wobei sich ihre Stilettoabsätze wie Speere in den Schnee bohrten.
    Der Anblick von Morgan, die sich die Seele aus dem Leib kotzte, schien mir ein klares Signal zum Aufbruch zu sein. Ich drehte mich um und warf einen Blick durchs Fenster. Es dauerte eine Weile, bis ich Daphne und Carson fand, die immer noch tanzten. Na ja, Daphne tanzte. Ich war mir nicht ganz sicher, was Carson tat.
    Ich dachte kurz darüber nach, reinzugehen und ihnen zu sagen, dass ich für den Abend genug hatte. Aber dann würde Daphne darauf bestehen, die Party ebenfalls zu verlassen, damit sie und Carson mich zum Hotel bringen konnten. Sie war eine so gute Freundin, und Carson war genauso. Die beiden hatten quasi schon den ganzen Tag die Babysitter für mich gespielt – sie hatte ein wenig Zeit für sich verdient.
    Außerdem wanderten hier draußen jede Menge Mythos-Schüler herum, lachten und unterhielten sich und stolperten von einer Party zur nächsten. Der Weg zum Hotel sollte eigentlich vollkommen sicher sein. Ich konnte den Eingang von meinem Standort aus sehen, erleuchtet von eiszapfenförmigen Lichtern. Ich

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