Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
für das Spielzeug. Aber selbst wenn die Leute ein Stofftier wollten, war damit trotzdem alles falsch. Statt plüschiger rosa Häschen und schwarzer Bären waren die Stofftiere eher grinsende Greifen oder stoische Sphinxe.
Sobald ich das bemerkt hatte, konnte ich nicht aufhören, es überall zu sehen – und es machte mir ernsthaft Angst. Wer wollte schon auf einen Jahrmarkt gehen, aus dem die Preise dazu verwendet werden konnten, einen umzubringen? Besonders da ich ja wusste, dass irgendwo da draußen im Wintersonnenschein ein echter Schnitter lauerte – der mich töten wollte.
»Ähm, was soll das eigentlich mit den Spielen?«, fragte ich Carson irgendwann, als Daphne gerade eifrig damit beschäftigt war, Pfeile durch einen Metallring zu jagen, dessen Durchmesser kaum größer war als der meines Handgelenks.
»Was meinst du?«, nuschelte er, während er sich einen Bausch Zitronenzuckerwatte in den Mund schob.
»Ich meine, warum ist alles mit Nemeischen Pirschern und gruseligen, verzogenen Schnittermasken verziert?«
Carson runzelte die Stirn. »Wovon redest du eigentlich, Gwen? Die Buden und Spiele sind genauso dekoriert wie immer. Ich finde, es sieht toll aus.«
Ich wollte schon den Mund öffnen, um ihm die nächste Frage zu stellen, als mir klar wurde, dass es nutzlos wäre. Für Carson waren Nemeische Pirscher, Schnittermasken und Scheibenmitten mit Lokis verzerrtem Gesicht vollkommen normal. Er war niemals auf einer anderen Art von Jahrmarkt gewesen, dort draußen in der normalen, sterblichen Welt, wo die Kinder keine Ahnung hatten, dass es wirklich mythologische Monster gab oder dass selbst heute in modernen Zeiten noch ein uralter Krieg geführt wurde. Allerdings gab es in der normalen Welt Clowns. Ich nehme an, Bilder eines bösen Gottes, der sich aus seinem mythologischen Gefängnis befreien wollte, um die gesamte Welt zu versklaven, waren auch nicht unheimlicher als ein Kerl mit großen roten Schuhen, gelb karierten Hosen und weißer Gesichtsbemalung. Clowns hatten mir schon immer Angst gemacht. Sie waren so absolut nicht witzig.
Daphne jagte all ihre Pfeile durch den Ring und gewann einen Plüschgreifen für Carson, bevor wir uns zum nächsten Spiel aufmachten.
Ich hielt in der Menge nach Preston Ausschau, in der Hoffnung, dass wir uns schon vor dem Mittagessen ein wenig unterhalten konnten. Ich wollte ihn auch meinen Freunden vorstellen, aber ich konnte ihn nirgendwo entdecken, was nicht weiter verwunderlich war. Auf dem Jahrmarkt drängten sich so viele Leute, dass es mir schon schwerfiel, Carson und Daphne nicht aus den Augen zu verlieren. Aber ich hatte mein Handy in der Tasche und wartete auf seine SMS . Oder vielleicht war ich sogar mutig und würde ihm zuerst schreiben. Ich hatte mich noch nicht entschieden.
Eine Person, die ich vollkommen mühelos entdeckte, war Logan. Der Spartaner stand am Hau den Lukas , schwang einen Vorschlaghammer und ließ das Gewicht nach oben schnellen, bis die Glocke läutete. Dieser Stand wurde von Trainer Ajax geführt. Seine ebenholzschwarze Haut glänzte im Sonnenlicht. Der Trainer sah mit seinen verschränkten Armen aus wie ein Granitblock, den jemand zusammen mit den ganzen anderen Statuen auf dem Berghang abgestellt hatte.
Kenzie und Oliver standen bei Logan, und die drei wechselten sich mit dem Hammer ab. Ich musterte die Mädchen, die sie kichernd umschwärmten, konnte Savannah aber nirgendwo entdecken. Vielleicht hatten die Spartaner ja einen Männertag oder etwas in der Art. Was auch immer. Mir war egal, was Logan tat oder mit wem er es tat. Es war mir egal. Egal. Vielleicht wurde es ja wahr, wenn ich es nur oft genug wiederholte. Klar. Selbst ich glaubte das nicht, und ich war diejenige, die gerade versuchte, mich selbst zu belügen.
Das Handy in meiner Jackentasche summte und lenkte mich von meinen Gedanken an Logan ab. Ich zog es heraus und las die Nachricht. Bereit zum Essen? Treffen am Hotel in 15 min. P.
»Ist das dein geheimnisvoller Verehrer?«, fragte Daphne und spähte über meine Schulter auf den Bildschirm.
Ich grinste sie an. »Ja, ist er. Er will, dass wir uns im Hotel zum Mittagessen treffen.«
»Oh, okay, also wir kommen mit«, sagte Daphne. »Lass Carson nur schnell fertigspielen.«
Carson spielte eine irre Version von Schlag den Maulwurf , nur dass er versuchte, die Köpfe von Gargoyles zu treffen, die aus dem Metalltisch auftauchten, statt, na ja, Maulwürfe. Aber er war nicht besonders erfolgreich. Ein Gargoyle erschien, und
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