Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
Carson schlug den Hammer direkt darauf – und auf den Daumen seiner anderen Hand, der irgendwie im Weg war. Ich verzog das Gesicht. Und ich hielt mich für unkoordiniert.
»Lass mal«, sagte ich, zog meine Handschuhe aus und stopfte sie in die Jackentaschen. »Ich weiß doch, wie sehr ihr den Jahrmarkt liebt. Ihr bleibt hier. Wir treffen uns nach dem Mittagessen wieder.«
»Also, wenn du dir sicher bist …«
Daphnes Stimme verklang, während sie Carsons Hammer beäugte und dabei zweifellos darüber nachdachte, wie viel besser sie sich damit anstellen würde. Besonders wegen ihrer Walkürenstärke. Wenn Daphne einem dieser Gargoyles auf den Kopf schlug, würde er sich wahrscheinlich nicht wieder erheben. Hätte sie gewollt, hätte sie mit einem einzigen Schlag den gesamten Tisch zerschmettern können.
»Ich bin mir sicher«, sagte ich, während ich Preston antwortete und ihm erklärte, dass ich mich jetzt auf den Weg den Berg runter machte und ihn in der Lobby treffen würde. »Habt Spaß. Ich komme klar.«
»Und was ist mit dem Schnitter?«, fragte Daphne leise. »Du hast nichts mehr gesagt, aber ich weiß, dass du immer noch an ihn denkst, wer auch immer er ist. Bei mir wäre es so. Aber Metis hat gesagt, dass sie sich darum kümmert, richtig?«
Daphne wusste nicht, dass ich darauf verzichtet hatte, mit Metis über den Schnitter zu reden. Stattdessen hatte ich meiner Freundin erzählt, die Professorin wolle Nachforschungen anstellen. Die vage Antwort hatte der Walküre anscheinend vollkommen gereicht. Außerdem hatte ich nicht weiter mit ihr über den Fenriswolf geredet, den ich gestern zwischen den Bäumen gesehen hatte. Ich glaubte immer noch nicht, dass er ein wilder Wolf war, der nur zufällig in der Nähe des Hotelkomplexes herumrannte.
Ich zuckte mit den Schultern. »Seit wir gestern hier angekommen sind, ist nichts passiert. Vielleicht ist er ja nicht mit hergekommen. Oder er amüsiert sich gerade zu gut, um mich heute umbringen zu wollen.«
Ich lachte über meinen lahmen Witz, aber Daphne lächelte nicht. Sie sah mich nur besorgt an. Und sie hatte recht. Ich hatte den Schnitter nicht vergessen. Tatsächlich war er der wahre Grund, warum ich beschlossen hatte, kein einziges der Jahrmarktsspiele zu spielen – damit ich stattdessen die Menge beobachten konnte.
Ich hatte mir jeden angeschaut, an dem wir heute vorbeigekommen waren – alle Schüler, mit denen wir uns unterhalten hatten, alle Professoren an den Buden, alle Hotelangestellten hinter den Ständen mit den Süßigkeiten. Ich hatte sogar meine Handschuhe ausgezogen und zufällig-absichtlich ein paar davon berührt, nur um zu sehen, was für Schwingungen ich auffing und ob ich herausfinden konnte, wer der Schnitter war. Aber ich hatte nichts Außergewöhnliches gesehen. Alle waren auf den Jahrmarkt konzentriert, auf die Spiele, die sie spielen und die Preise, die sie gewinnen wollten.
»Ich nehme den Sessellift und gehe dann direkt ins Hotel«, sagte ich und zeichnete mit dem Finger ein Kreuz über meinem Herzen. »Versprochen. Das wird schon. Du wirst sehen.«
Daphne zögerte immer noch. »Na ja, wenn du dir sicher bist …«
Ich schubste sie leicht. »Ich bin mir sicher. Und jetzt geh und nimm Carson diesen Hammer ab, bevor er sich selbst damit verletzt.«
»Ja.« Daphne seufzte. »Er ist nicht besonders gut in so was, oder? Aber zum Glück gleicht er das auf anderen Gebieten wieder aus.«
Sie schenkte mir ein wissendes Lächeln. Ich verdrehte nur die Augen.
»Also ist Carson ein toller Küsser. Was auch immer«, sagte ich mit einem Grinsen. »Aber mit ein bisschen Glück finde ich nach dem Essen vielleicht heraus, ob dasselbe für Preston gilt.«
Ich ließ Daphne und Carson auf dem Jahrmarkt zurück und stapfte zum Sessellift. Zu meiner Überraschung lief er nicht. Die Sessel baumelten wie Windspiele von den dicken, schwarzen Kabeln. Ein grauhaariger Kerl mit einem Bart, der ihm bis zur Hüfte reichte, kauerte neben einem der Stahlkästen, die aus dem Schnee ragten. Eine Klappe am Fuß des Kastens stand offen, und der Kerl beschnitt und bog die Kabel darin. Offensichtlich arbeitete er an der Stromversorgung des Lifts oder so.
»Ähm, Entschuldigung, aber warum läuft der Sessellift nicht?«
Der Kerl zog den Kopf aus dem Stahlkasten und starrte mich an. Seine buschigen weißen Augenbrauen ließen ihn aussehen wie den Nikolaus. »Wir hatten ein paar Stromprobleme. Ich dachte, ich kümmere mich darum, während ihr alle auf dem Rummel
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