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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Höchststrafe für jemanden ist, der als Schnitter verurteilt wird.«
    Oliver kaute auf seiner Unterlippe. Anscheinend wusste er, dass das Protektorat mich hinrichten lassen konnte, wenn ich für schuldig befunden wurde. Ich fragte mich, ob die anderen es auch wussten. Wahrscheinlich schon. Meine Freunde waren in der mythologischen Welt aufgewachsen. Sie kannten die Regeln – und die Konsequenzen, wenn man sie brach – um einiges besser als ich.
    »Bitte.« Alexei streckte die Hand aus. »Können wir nicht einfach so weitermachen wie in den Ferien?«
    Für einen Moment entspannten sich Olivers Gesichtszüge, als er sich erinnerte. Sehnsucht glänzte in seinen Augen, und er starrte auf Alexeis Hand. Es war offensichtlich, dass er sie ergreifen wollte. Aber dann schüttelte er langsam den Kopf.
    »Gwen ist meine Freundin«, sagte Oliver. »Und ich werde sie nicht im Stich lassen, nur weil sie Probleme hat. Besonders da sie die Dinge nicht getan hat, die das Protektorat ihr vorwirft. Sie ist fast gestorben bei dem Versuch, den Helheim-Dolch zu finden und ihn vor den Schnittern in Sicherheit zu bringen. Du hättest sie in der Nacht sehen müssen, in der wir sie im Wald neben dem Garm-Tor gefunden haben. Sie war am Boden zerstört.«
    Alexei seufzte und ließ die Hand langsam sinken. »Vielleicht war sie das, aber das wird nicht ausreichen, um sie zu retten. Nicht vor dem Protektorat. Sie wird schuldig gesprochen, und genauso wird es jedem ergehen, der sie unterstützt.«
    Die beiden Jungs standen da, traten von einem Fuß auf den anderen und sahen einander nicht an. Schuldgefühle verkrampften mein Herz. Oliver hatte endlich eine Chance auf Glück, und er lehnte sie meinetwegen ab. Ich war mir nicht sicher, ob ich an seiner Stelle dasselbe getan hätte – wenn Logan vor mir gestanden hätte und mich so angefleht hätte. Oliver war ein viel besserer Freund als ich …
    Wieder entdeckte ich eine Bewegung zwischen den Regalreihen. Ich riss den Kopf herum und packte Vic fester.
    »Komm schon«, flüsterte ich. »Zeig dich.«
    Einen Moment später trat der Schnitter in mein Blickfeld.
    Er trug eine schwarze Robe mit hochgezogener Kapuze, schwarze Lederhandschuhe und eine schreckliche Gummimaske. Die Maske zeigte dasselbe zerstörte, geschmolzene Gesicht, das ich sah, wann immer ich die Augen schloss – Lokis Gesicht. Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken. Irgendwie wirkte die Maske an dem Schnitter noch schrecklicher. Vielleicht, weil ich wusste, dass sich darunter eine reale Person verbarg, die Loki Gefolgschaft geschworen hatte. Jemand, der wohlgemut all die schrecklichen Dinge tat, die der böse Gott von seinen Schnittern des Chaos verlangte. Wie seine Freunde anlügen. Leute opfern. Krieger töten. Schüler wie mich ermorden.
    Aber ich zwang mich, den Schnitter genau anzusehen, um vielleicht einen Hinweis darauf zu entdecken, wer sich unter dieser schrecklichen Maske versteckte. Trotz der weiten Robe wirkte die Gestalt schlank. Allerdings konnte sie genauso gut ein Mann wie eine Frau sein, genauso gut alt wie jung. Ich glaubte aber nicht, dass es Vivian Holler war. Vivian hatte ungefähr meine Größe, während dieser Schnitter ein gutes Stück größer war. Außerdem gab es für Vivian keinen Grund mehr, ihre Identität hinter einer Maske zu verbergen, da ich bereits wusste, dass sie Lokis Champion war.
    »Ein Schnitter«, knurrte Vic leise. »Lass ihn uns umbringen, Gwen.«
    Ich nickte dem Schwert zu und setzte mich in dem Moment in Bewegung, in dem ich eine zweite Figur entdeckte, die sich zwischen den Regalen hindurchbewegte. Ich hielt an und blinzelte, während ich mich wieder fragte, ob meine Augen mir einen Streich spielten – aber das taten sie nicht.
    Denn auch diese Gestalt trug eine schwarze Robe – und sie war nicht allein. Zwei weitere Personen schlichen hinter ihr, dann kamen noch ein paar. Es waren so viele, dass ich sie nicht mehr zählen konnte. Das Blut gefror mir bei diesem schrecklichen Anblick in den Adern.
    Schnitter – irgendwie waren Schnitter in die Bibliothek der Altertümer eingedrungen.
    Und gleich würden sie Oliver und Alexei töten.

Der erste Schnitter, den ich entdeckt hatte, hob eine Faust, und die anderen hielten an. Der Anführer gab ein Handsignal, und die restlichen Schnitter verteilten sich, um einen Halbkreis um Oliver und Alexei zu bilden. Die beiden Jungs hatten wieder angefangen zu diskutieren, also bemerkten sie nicht einmal, wie die Schnitter sich an sie

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