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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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heranschlichen.
    Ich riss den Kopf nach links und hielt nach Logan und Daphne Ausschau, konnte meine Freunde aber nirgendwo entdecken. Hatten die Schnitter … hatten die Schnitter sie bereits erwischt? Hatten sie die beiden bereits getötet? Bei diesem schrecklichen Gedanken wollte ich schreien, aber ich zwang mich, tief durchzuatmen und mich auf das zu konzentrieren, was jetzt wichtig war – Oliver und Alexei zu retten. Ich drehte mich um und huschte tiefer zwischen die Regale.
    »Wo gehst du hin?«, verlangte Vic zu wissen. »Warum rennst du weg? Die Schnitter befinden sich hinter dir!«
    »Ich weiß«, zischte ich meinem Schwert zu. »Vertrau mir einfach!«
    Ich rannte zurück zu der Stelle, an der ich meinen Wagen stehen gelassen hatte, schnappte ihn mir mit der freien Hand, drehte ihn um und raste mit dem Wagen vor mir zurück in die Richtung, aus der ich gekommen war. Als ich die Kreuzung erreichte, bog ich nach rechts ab, um mich drei Regalreihen später wieder nach links zu wenden.
    Am anderen Ende des Regals stand ein Schnitter. Der Größe nach war es ein Mann. In seiner Hand glänzte ein gebogenes Schwert, und er ließ es ein paarmal durch die Luft sausen, während er sich darauf vorbereitete, aus seinem Versteck zu springen und Oliver und Alexei anzugreifen. Ich zwang mich, noch schneller zu laufen. Der Schnitter musste meine Schritte auf dem Marmorboden gehört haben oder vielleicht auch das leise Klappern der Wagenräder, denn er drehte den Kopf in meine Richtung – doch es war schon zu spät.
    Ich rammte ihn so hart wie möglich mit dem Wagen. Der Schnitter fluchte und stolperte nach hinten. Er versuchte sich wieder zu fangen, verlor aber das Gleichgewicht und fiel mit weit ausgebreiteten Armen und Beinen auf die freie Fläche – direkt vor Oliver und Alexei. Die Jungs starrten schockiert erst den Schnitter, dann mich an.
    »Schnitter!«, schrie ich. »Schnitter in der Bibliothek!«
    Plötzlich waren wir von Schnittern umgeben, als hätten meine Worte sie heraufbeschworen. Sie stürmten zwischen den Regalreihen hervor wie ein Schwarm Killerbienen. Vor mir versuchte der Schnitter, den ich zu Boden geworfen hatte, wieder aufzustehen, also rammte ich ihn noch mal mit dem Karren. Er fiel wieder hin.
    Der Wagen verletzte den Schnitter nicht, zumindest nicht richtig – aber Vic schon.
    Ich schob den Wagen aus dem Weg, trat vor und riss mein Schwert hoch, um es dem Schnitter mitten in die Brust zu rammen. Blut spritzte, und mir stieg ein warmer, metallischer Geruch in die Nase. Der Mann schrie einmal auf, dann lag er still. Vielleicht hätte ich mich schlecht fühlen sollen, weil ich ihn erstochen hatte, während er am Boden lag. Aber das tat ich nicht. Ich wusste genau, dass er mir dasselbe angetan hätte, wenn sich die Chance ergeben hätte.
    Ich wirbelte herum. Oliver und Alexei standen Rücken an Rücken, die Fäuste kampfbereit erhoben, während die Schnitter sich immer näher an sie heranschlichen.
    »Oh, schaut«, sagte einer der Schnitter mit tiefer, kehliger Stimme. »Zwei kleine Krieger ohne ein einziges Schwert. Das wird Spaß machen.«
    Der Schnitter, der gesprochen hatte, war der Anführer; derjenige, den ich zuerst bemerkt hatte. Der tiefen Stimme nach war er ein Mann, obwohl etwas daran irgendwie … falsch wirkte. Als spräche er aus irgendeinem Grund mit tieferer Stimme als gewöhnlich.
    Der Anführer lachte, und alle anderen Schnitter lachten mit. In dem leisen Geräusch lag hinterhältige, tödliche Bosheit. Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich verstand, dass der Schnitter recht hatte. Egal wie tapfer oder gut ausgebildet sie waren, ohne Waffen stellten Oliver und Alexei leichte Ziele dar, denn alle Schnitter trugen riesige, gebogene Säbel. Sicher, Oliver war ein Spartaner und brauchte zum Kämpfen eigentlich keine Waffe, aber auch er konnte nicht all diesen Schnittern und ihren Klingen ausweichen – zumindest nicht lange.
    Ich sah mich um, während ich mich fragte, wie ich sie retten konnte. Das Glitzern von Glas erregte meine Aufmerksamkeit. Ich blickte zu der Vitrine, die Alexei sich vorhin angesehen hatte – die Vitrine, in der die zwei Schwerter lagen.
    Ein Schnitter löste sich aus dem Kreis um Oliver und Alexei und rannte auf mich zu. Ich wartete, bis die Gestalt in Reichweite kam, dann schlug ich einen Haken um sie herum und lief zu dem Glaskasten.
    Schlitternd kam ich vor der Vitrine zum Stehen. Auf dem Samt neben den Schwertern glänzte etwas. Es dauerte einen

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