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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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der Kreatur gespürt haben, denn sie riss im letzten Moment die Hände zurück, sodass die Schlange nur in leere Luft schnappte.
    Alle erstarrten.
    Doch die Schlange war noch nicht fertig. Sie biss wieder und wieder nach Vivian wie in einem Taumel, als wollte sie das Mädchen unbedingt töten. Ich kannte das Gefühl nur zu gut, denn es gehörte zu mir – eine weitere Empfindung, die ich der Natter gezeigt hatte. Vivian sprang auf die Füße und riss an ihren Handschellen. Anscheinend waren sie nicht magisch verstärkt, denn mit ihrer Walkürenstärke gelang es ihr, die Metallschellen zu zerreißen, ebenso wie die Kette, die sie am Tisch festhielt. Vivian stolperte vom Tisch zurück und stellte sicher, dass sie sich außerhalb der Reichweite der wütenden Natter befand, bevor sie anklagend mit dem Finger auf mich zeigte.
    »Das ist Gwen! Sie hat mit ihrer Magie irgendwas mit der Natter angestellt! Ich weiß es!«, kreischte Vivian.
    Dieses Mal war ich diejenige, die grinste. »Warum sagst du das? Weil die Natter endlich klar sieht und erkannt hat, was für eine Lügnerin du bist? Sie hat versucht, dich zu beißen, Vivian. Dich – nicht mich. Zumindest einer in diesem Raum hat deine Lügen durchschaut.«
    Vivians Blick glitt zum Podium, als suche sie bei jemandem dort Rat oder vielleicht sogar Hilfe – als wäre jemand dort ein Schnitter, genau wie sie. Ich kniff die Augen zusammen und folgte ihrem Blick, aber ich konnte nicht genau erkennen, wen sie ansah. Sergei, Inari, Agrona, Linus. Jeder von ihnen konnte es sein. Ich hielt Logans Dad nicht für einen Schnitter, aber ich hatte zuerst auch nicht vermutet, dass ausgerechnet Vivian Lokis Champion war. Wenn es eines gab, das ich gelernt hatte, seit ich auf die Mythos Academy ging, dann die Tatsache, dass der Schein vollkommen trügen konnte, besonders wenn es darum ging, wem man vertrauen konnte – und wem nicht.
    Anscheinend hatte die Natter bemerkt, dass Vivian nicht mehr in Reichweite war, denn sie hörte auf, in die Luft zu beißen. Stattdessen wand sich die Schlange wieder um mein Handgelenk, bevor sie den Kopf auf meinen Arm bettete. Ihre schwarze Zunge strich über meine Haut, und plötzlich spürte ich ein Gefühl von Verständnis. Die Natter wusste, was in Wahrheit geschehen war. Ich konnte nur hoffen, dass ihre Reaktion auch das Protektorat überzeugt hatte.
    »Hast du das gesehen, Linus?« Nickamedes sprang auf die Füße. »Offensichtlich weiß die Natter, wer schuldig ist und wer nicht. Ich verlange, dass du Gwendolyn sofort auf freien Fuß setzt und alle Anklagepunkte gegen sie fallenlässt.«
    »Der Prozess ist vorbei, Nickamedes«, antwortete Linus, während er die Schlange beäugte. »Aber wir haben uns noch nicht zur Beratung zurückgezogen. In diesem Fall sind die Reaktionen der Natter kaum eindeutig. Wir werden in ausführlicher Beratung entscheiden, wer die Wahrheit sagt – Miss Frost oder Miss Holler –, und werden dementsprechend handeln.«
    Damit schlug Linus ein letztes Mal mit dem Hämmerchen auf den Tisch, und alle standen auf. Nickamedes ging sofort zu Linus, um mit ihm zu diskutieren, während die anderen Mitglieder des Protektorats zusahen, auch Grandma Frost und Metis. Raven kam zu mir, löste vorsichtig die Schlange von meinem Handgelenk und legte sie zurück in ihren Weidenkorb. Dann trat Ajax vor und befreite mich von meinen Ketten. Ich stand auf, während die beiden in die Zelle gingen, aus der Raven den Korb geholt hatte.
    Damit stand ich Vivian allein gegenüber. Obwohl ich mir nichts mehr wünschte, als das Schnittermädchen anzugreifen, wusste ich, dass ich sie nicht einmal erreichen würde, bevor Alexei oder eine der anderen Wachen mich zurückzerrte. Also begnügte ich mich damit, Vivian böse anzustarren.
    »Ich werde dich umbringen«, sagte ich mit kalter Stimme und so leise, dass nur Vivian mich hörte. »Vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht morgen, aber schon bald. Für meine Mom und für Nott und für jeden anderen, den du in deinem ekelhaften Leben verletzt hast.«
    Vivian lächelte. Meine Drohung schien sie nicht im Mindesten zu beunruhigen. In ihren goldenen Augen glomm immer noch dieser schnitterrote Funke. »Oh, ich kann mir vorstellen, dass du es versuchen wirst, Gwen. Aber ich habe am Garm-Tor gewonnen, und auch dieses Mal werde ich gewinnen. Du wirst schon sehen. Bis du meine Pläne durchschaut hast, wird es zu spät für dich sein – und für jeden, den du liebst.«
    Mit diesen unheilvollen Worten

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