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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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an. Ich starrte böse zurück.
    »Damit ist die Befragung beendet«, sagte Linus. »Seien Sie versichert, dass wir alles genau abwägen werden, was Sie beide heute gesagt haben …«
    Dann redete er darüber, wie genau das Protektorat seine Entscheidung treffen würde. Es war ziemliches Blabla, also ignorierte ich ihn. Es war offensichtlich, dass das Protektorat mir nicht glauben wollte, aber ich ging auch nicht davon aus, dass sie Vivians Geschichte einfach schlucken würden. Ich konnte selbst in Linus’ Augen gewisse Zweifel an Vivians Darstellung der Vorgänge erkennen. Doch ich war entschlossen, ihnen genau zu zeigen, was für eine Lügnerin Vivian war.
    Professor Metis hatte mir einmal gesagt, dass mir meine Psychometrie mehr ermöglichte, als nur Gegenstände zu berühren und Dinge zu sehen. Darin bestand der mentale Aspekt meiner Macht, aber Metis hatte erklärt, dass meine Magie auch eine physische Komponente besaß. Dass ich Leute berühren und sie tatsächlich beeinflussen konnte. Sie sehen lassen konnte, was ich sie sehen lassen wollte, fühlen lassen konnte, was ich sie fühlen lassen wollte. Ich hatte das einmal mit Nott gemacht, als ich ihr die Erinnerungen an meine Grandma Frost gezeigt hatte. Diese Erinnerungen und meine Liebe für meine Grandma hatten die Wölfin davon überzeugt, Grandma zu Hilfe zu eilen, als Vivian und Preston auf dem Weg gewesen waren, um sie zu töten.
    Ich fragte mich, ob ich dasselbe mit der Schlange machen konnte.
    Ich sah die Maat-Natter an, die immer noch um mein Handgelenk lag. Was würde die Kreatur wohl tun, wenn ich ihr zeigte, was wirklich geschehen war – wenn ich ihr die Wahrheit über Vivian zeigte?
    Ich bildete mir nicht ein, dass das Protektorat mich sofort freisprechen würde. Auf jeden Fall hatte ich genügend Regeln gebrochen, um von der Akademie zu fliegen. Im schlimmsten Fall würden sie mich für schuldig befinden, mit den Schnittern zusammengearbeitet zu haben. Dann würde man mich ins Gefängnis werfen, bis ich schließlich hingerichtet wurde. Das war sogar eine sehr wahrscheinliche Möglichkeit, wenn man bedachte, dass ein Mitglied des Protektorats in Wirklichkeit ein Schnitter war. Entweder die Schlange stürzte sich auf mich und aktivierte damit das Gift, das mich umbrachte, oder das Protektorat erklärte mich für schuldig und hackte mir später den Kopf ab. Egal was geschah, Vivian hätte gewonnen.
    Mir blieb in diesem seltsamen, kranken Spiel, in das Vivian mich reingezogen hatte, nur noch die Möglichkeit, meine Magie auf die Natter anzuwenden. Also konzentrierte ich mich auf meine Erinnerungen an Vivian. Sowohl die, in denen sie sie selbst gewesen war, als auch die, in denen sie sich als Schnittermädchen hinter dieser Gummimaske versteckt hatte. Ich rief all die Bilder von der Nacht am Garm-Tor auf, als Vivian Loki befreit und Nott erstochen hatte. Zusammen mit den Erinnerungen stieg auch die Wut wieder in mir auf, aber ich zwang mich, ruhig zu bleiben und meine Emotionen zu kontrollieren. Endlich, als ich alle Erinnerungen fest im Kopf hielt, konzentrierte ich mich auf die Natter an meinem Handgelenk, auf das angenehme Gefühl ihrer kühlen Haut auf meiner. Dann schob ich die Erinnerungen in Richtung der Kreatur, nutzte meine Psychometrie, um sie der Natter zu zeigen – jedes einzelne Bild.
    Ich fühlte, wie die Natter sich anspannte, als die Erinnerungen ihren Geist überfluteten, diese Bilder und Geräusche und Gefühle, die nicht zu ihr gehörten. Es war nicht so einfach, wie es bei Nott gewesen war, wahrscheinlich weil der Wolf mir vertraut hatte. Es fiel mir schwer, der Natter die Bilder zu zeigen, viel schwerer, als ich gedacht hatte, und bald schon schwitzte ich vor Anstrengung. Ich fühlte, wie die Natter dagegenhielt und versuchte, mich aus ihrem Geist zu drängen. Aber ich gab nicht auf, bis ich das letzte Bild erreicht hatte – wie Vivian auf einem Schwarzen Rock zum Mitternachtshimmel aufstieg, während Loki hinter ihr auf dem Vogel festgeschnallt war. Wie ich hilflos am Boden gelegen hatte, ohne sie aufhalten zu können, weil mein Leben mit meinem Blut an der Stelle aus meinem Körper strömte, wo Preston mich mit dem Helheim-Dolch verletzt hatte.
    Komm schon , dachte ich in Richtung der Schlange. Ich bin diejenige, die hier die Wahrheit sagt, nicht sie. Das wissen wir doch beide. Also mach deinen Job und beiß sie … beiß sie … beiß sie jetzt!
    Die Natter biss nach dem Schnittermädchen.
    Vivian musste die Veränderung in

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