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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Freunde kamen zu mir und umarmten mich einer nach dem anderen. Oliver, Carson, Daphne und schließlich Logan, der mich eng an sich drückte und nicht mehr losließ.
    »Wie war es?«, fragte er, während er mich aus seinen blauen Augen eindringlich musterte.
    »Schrecklich«, erklärte ich. »Aber das Schlimmste war, dass Vivian aufgetaucht ist.«
    »Was?!« Daphne schrie fast, und rosa Funken explodierten in der Luft um sie herum. »Was hatte sie bei deinem Prozess zu suchen?«
    »Sie wollte mir alles in die Schuhe schieben, was sie getan hat.«
    Wir waren nicht die einzigen Schüler auf dem Hof, und Daphnes Schrei sorgte dafür, dass die anderen in unsere Richtung sahen. Ich erwiderte ihr Starren und spürte wieder, wie ihre Wut mich überschwemmte. Aber diesmal fragte ich mich gleichzeitig, wer von ihnen wohl ein Schnitter war – und sich gegen uns verschworen hatte. Vivian war nicht der einzige Schnitter auf Mythos gewesen, und ich hatte keine Ahnung, wie viele andere Jugendliche mich und meine Freunde ausspioniert hatten. Ja, vielleicht war ich paranoid, aber ich wollte einfach nicht hier auf dem Hof über meinen Prozess reden, wo jeder vorbeikommen und uns belauschen konnte.
    »Kommt«, sagte ich zu meinen Freunden. »Lasst uns aus der Kälte verschwinden, dann erzähle ich euch alles.«
    Es endete damit, dass wir uns alle in mein Zimmer quetschten. Alexei folgte mir wie gewöhnlich. Im Flur vor meinem Zimmer hielt er an und lehnte sich gegen die Wand, wie er es immer tat. Seine Miene war ausdruckslos, aber seine Schultern sackten ein winziges Stück nach unten. Ich konnte erkennen, dass er genauso müde war wie ich.
    Ich blieb in der Tür stehen. »Willst du mit reinkommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre.«
    Ich nickte. Die Strafpredigt, die Linus ihm gestern gehalten hatte, hing ihm wahrscheinlich immer noch nach, und ich konnte es ihm nicht übel nehmen, dass er den Leiter des Protektorats nicht gegen sich aufbringen wollte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, ihm etwas zu schulden. Der Bogatyr hatte in der Bibliothek mit mir und meinen Freunden gekämpft, und er hatte uns dabei geholfen, den Kampf zu überleben. Er war kein schlechter Kerl, sondern einfach nur in einer unangenehmen Situation gefangen. Unter anderen Umständen wären wir vielleicht sogar Freunde geworden.
    »Nun, falls du deine Meinung noch änderst, mach einfach die Tür auf und komm rein.«
    Über Alexeis Gesicht glitt ein Lächeln, das aber schnell wieder verschwand. »Es ist schon okay hier draußen.«
    Ich nickte, trat in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
    Die anderen hatten es sich bereits bequem gemacht. Daphne und Carson saßen im Schneidersitz auf dem Boden, während Oliver auf meinem Schreibtischstuhl lungerte. Vic hing in seiner Scheide an der Wand über Olivers Kopf. Das Schwert riss sofort sein Auge auf, als ich mich ihm näherte.
    »Nun, wurde auch Zeit, dass du zurückkommst«, sagte Vic. »Weißt du eigentlich, wie verdammt langweilig es ist, hier herumzuhängen und sich ständig zu fragen, was geschieht? Hey, heute Nachmittag hat mir nicht mal das Fellknäuel Gesellschaft geleistet.«
    Mein Blick fiel auf Nyx’ leeres Bettchen, und in meiner Brust breitete sich ein hohler Schmerz aus. »Ich vermisse sie auch«, erklärte ich dem Schwert. »Und ich habe dich heute vermisst.«
    Ich tätschelte Vic den Kopf, dann ging ich zu meinem Bett und ließ mich neben Logan fallen.
    »Weißt du, das ist das erste Mal, dass ich in deinem Zimmer bin. Es gefällt mir, aber ich hatte nicht erwartet, dass wir hier drin Publikum haben würden«, flüsterte der Spartaner mir zu.
    Ich verdrehte die Augen, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken. Nur Logan konnte in so einer Situation einen Witz reißen und damit dafür sorgen, dass ich mich besser fühlte.
    »In Ordnung, Gwen«, sagte Daphne und verschränkte die Arme vor der Brust. »Jetzt hast du uns lang genug warten lassen. Spuck’s aus.«
    Ich erzählte ihnen alles, was im Akademiegefängnis geschehen war – von den Fragen des Protektorats über die Maat-Natter bis hin zu Vivian, die behauptete, in Wahrheit Nikes Champion zu sein.
    Als ich fertig war, pfiff Oliver leise. »Vivian ist sogar noch diabolischer, als ich gedacht habe.«
    »Erzähl mir was Neues«, antwortete ich. »Kein Wunder, dass sie in der Theatergruppe war. Sie ist wirklich eine tolle Schauspielerin. Sie war so überzeugend, dass sogar ich ihr vielleicht geglaubt

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