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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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über jeden Band.
    Ich runzelte die Stirn. Warum sollte der Schnitter die Bücher durchsuchen? Warum griff er nicht zuerst nach der Schatulle und dem Schmuck? Außer, die Schmuckstücke waren nicht das Einzige, was der Schnitter gestohlen hatte – und sie zu stehlen war nicht so wichtig gewesen wie das richtige Buch.
    Wieder berührte ich alle Bücher, eines nach dem anderen, konzentrierte mich vollkommen auf die aufsteigenden Bilder und tauchte sogar noch tiefer in die Erinnerungen ein. Wieder beobachtete ich, wie der Schnitter die Bände durchsah, bis er endlich das fand, wonach er gesucht hatte. Der Schnitter schob das Buch in eine Tasche seiner Robe und versteckte es so. Erst dann wandte er sich der Vitrine zu, um das Glas zu zerschlagen und die Artefakte herauszuholen …
    Ich ließ die Erinnerungen los, öffnete die Augen und musterte die Bücher. Jetzt, da ich wusste, dass eines fehlte, war es einfach, die schmale Lücke im Regal zu entdecken. Ich las die Titel der anderen Bücher, in der Hoffnung, so herauszufinden, welches Buch der Schnitter mitgenommen hatte und warum.
    Verschmelzen von Körpern, verschmelzen von Geistern. Seelentausch. Bemerkenswerte Transformationen.
    Bemerkenswerte Transformationen  … An diesem Titel blieb mein Blick hängen, und ich starrte die in Silber geprägten Buchstaben an, als enthielten sie eine versteckte Bedeutung. Transformationen … Dieses Wort hallte in meinem Kopf wider. Ich hatte vor Kurzem gehört, wie jemand etwas über eine Transformation gesagt hatte …
    Die Erinnerung stieg aus einem dunklen Winkel meines Gedächtnisses. Sie stammte aus der Nacht, in der Loki entkommen war.
    Schnell … Schaff ihn auf den Rock, bevor sie das Horn noch einmal blasen. Er ist noch schwach, und wir können nicht zulassen, dass sie ihn fangen. Nicht jetzt. Nicht, bevor er bereit ist für die Transformation.
    Ein Schnitter hatte das gesagt, während Vivian und andere Schnitter Loki auf den Schwarzen Rock gebunden hatten, damit das Mädchen mit dem bösartigen Gott entkommen konnte. Damals hatte ich mich gefragt, wovon der Schnitter sprach. Ich wusste es immer noch nicht, aber ich war entschlossen, es herauszufinden.
    Denn ich hatte das starke Gefühl, dass mein Leben – und das Leben meiner Freunde – davon abhing.

Ich löste die Hände von den Büchern, dann verließ ich die Regalreihen und ging auf den Zentralbereich der Bibliothek zu.
    »Was tust du denn jetzt?«, fragte Alexei. Langsam klang er ein wenig genervt.
    »Recherchieren.«
    Ich umrundete den Ausleihtresen, tippte mein Passwort in einen der Bibliothekscomputer und durchsuchte den Katalog. Dank Nickamedes und seinem Zwang, auch das letzte Stück in der Bibliothek zu katalogisieren und zu etikettieren, konnte ich eine Liste aller Bücher aufrufen, die sich eigentlich auf dem Regalbrett über der zerstörten Vitrine befinden sollten.
    »Nein, nein, nein«, sagte ich, während ich durch die Aufzählung scrollte. »Nein, nein, nein, da!«
    Morgan McDougall und die anderen Schüler an den Studiertischen starrten mich an, weil ich mit mir selbst redete. Aber das war mir egal, weil ich endlich das Buch entdeckt hatte, das nicht mit den anderen im Regal stand. Große Transformationen durch die Jahrhunderte und ihre Bewerkstelligung.
    Okay, das war ein ziemlich langer und hochtrabender Titel, aber eigentlich verriet er mir gar nichts – zumindest nicht, worum es in dem Buch ging. Ich klickte noch ein paarmal und rief so die Zusatzinformationen über das Buch auf. Aber im Katalog standen nur die Signatur und ein paar weitere Schlagwörter.
    Hinter mir seufzte Alexei und lehnte sich gegen die Glaswand des Bürokomplexes. An den Blicken, die er mir zuwarf, erkannte ich, dass er glaubte, ich wäre verrückt geworden. Aber ich ignorierte den Bogatyr und fuhr mit meiner Suche fort. Ich war etwas auf der Spur. Ich spürte es.
    Ich öffnete ein anderes Programm, um herauszufinden, ob es von dem Buch in der Bibliothek noch ein zweites Exemplar gab. Einige Bücher wurden von so vielen Schülern benutzt, dass Nickamedes mehrere Exemplare bestellt hatte. Aber natürlich gab es kein Zweitexemplar von Große Transformationen , denn das wäre ja zu verdammt einfach gewesen.
    Ich kochte ein paar Sekunden vor mich hin, bevor ich meinen Frust verdrängte und mich wieder an die Arbeit machte. Ich suchte weiter und klickte mich durch die Datenbank. Anscheinend war das Buch ziemlich einzigartig, denn ich fand nicht nur kein zweites Exemplar in

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