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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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bemerkte, wie ich das Schwert umklammerte.
    Ich zwang mich, meine Hand von Vic zu lösen. »Ich bin mir nicht sicher. Ich habe einfach ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache. Irgendwas stimmt nicht. Lasst uns das Buch finden, schauen, was drinsteht, und dann wieder verschwinden.«
    Endlich erreichten wir die Bibliothek. Sie war viel, viel kleiner als die Bibliothek der Altertümer, aber trotzdem eindrucksvoll. Die Bibliothek hier hatte man aus demselben weißen Marmor errichtet wie den Rest des Kolosseums, und das Dach bestand aus einem einzigen großen Oberlicht, sodass der Raum selbst im Winter hell, sonnig und warm wirkte. An zwei Wänden zogen sich die Regale bis zur Decke, während die dritte Wand mit alten, vergilbten Karten behängt war, die die Aufstellungen großer mythologischer Schlachten und Kampagnen durch die Jahrhunderte zeigten. Normalerweise hätte ich mir Zeit gelassen und wäre von Regal zu Regal und von Karte zu Karte gewandert, bis ich alles gesehen hatte. Aber diese Zeit fehlte uns heute.
    Ich stellte meine Tasche auf einen der Tische, dann sah ich auf den Zettel, den der Museumsangestellte mir gegeben hatte. »Laut dieser Info hier befindet sich das Buch in Sektion G.«
    Es kostete uns ein paar Minuten, das richtige Regalbrett, und dann noch ein paar, tatsächlich das Buch zu finden … aber da stand es, genau dort, wo es sein sollte: Große Transformationen durch die Jahrhunderte und ihre Bewerkstelligung. Ausgabe II .
    Statt sofort nach dem Buch zu greifen, runzelte ich die Stirn.
    »Was ist jetzt los?«, fragte Alexei ungeduldig. Er hatte seinen Rucksack ebenfalls abgestellt und lehnte an einem Tisch.
    »Das ist zu einfach«, sagte ich.
    Morgan schnaubte. »Du findest, dass es einfach war, all diese Recherchen in der Bibliothek der Altertümer anzustellen, sich vom Schulgelände zu schleichen und mich zu bitten, dich herzufahren? Ich finde, du musst das Wort mal neu definieren, Gwen.«
    Ich ignorierte sie. Alexei, Morgan und ich waren die einzigen Personen, die sich in diesem Teil des Kolosseums aufhielten, und wir hörten schon lange keine Unterhaltungen anderer Besucher mehr. Ich hörte nicht mal die Andeutung eines Geräuschs, trotzdem sah ich mich nach der Tür um. Halb rechnete ich damit, dass eine Gruppe Schnitter mit gezogenen Schwertern in den Raum stürmte, bereit, uns mit ihren Klingen aufzuspießen.
    Ich wartete und wartete – aber nichts geschah. Schließlich wandte ich mich wieder dem Regal zu, um das Buch und die Worte auf seinem Rücken anzustarren – Große Transformationen durch die Jahrhunderte und ihre Bewerkstelligung. Ausgabe II .
    Morgan schnaubte wieder und zog das Buch aus dem Regal, wobei grüne Funken aus ihren Fingerspitzen schossen. Ich schnappte nach Luft, aber wieder einmal passierte gar nichts.
    »Siehst du?«, sagte sie. »Es ist nur ein Buch. Du bist total paranoid, Gwen. Können wir uns jetzt bitte beeilen?«
    »Ich stimme der Walküre zu«, sagte Alexei. »Hier wirkt alles vollkommen normal. Also untersuch das Buch mit deiner Magie, und dann verschwinden wir wieder.«
    »Schön«, murmelte ich. »Aber behauptet nicht, ich hätte euch nicht gewarnt, wenn es in die Hose geht und ich anfange zu schreien wie am Spieß.«
    Alexei und Morgan wechselten einen Blick, bevor die Walküre mir das Buch entgegenstreckte. Ich holte tief Luft, nahm es ihr ab und wartete darauf, dass die Bilder und Gefühle in meinem Kopf aufstiegen, um alle Geheimnisse zu lüften, die vielleicht mit dem Buch verknüpft waren.
    Die Erinnerungen überfluteten meinen Geist, und vor meinem inneren Auge blitzten all die Leute auf, die das Buch über die Jahre angesehen, berührt und gelesen hatten. So weit nichts Ungewöhnliches. Enttäuschung breitete sich in mir aus, und für einen Moment dachte ich schon, das wären die einzigen Bilder, die mit dem Buch verbunden waren – aber da lag ich falsch.
    Auf einmal drangen Unterhaltungsfetzen und geflüsterte Worte durch meinen Geist.
    »Eine Seele in einen anderen Körper zu überführen ist schwierig …«
    »Es muss sichergestellt werden, dass die Zielperson außergewöhnlich stark ist …«
    »Sobald die Seele überführt wurde, wird sie die andere überwältigen, bis von der ursprünglichen Person und ihrer Seele nichts mehr übrig ist …«
    Jede der Stimmen war kalt, sachlich und gleichgültig. Es klang, als sprächen diese Leute über Experimente an Laborratten statt an Menschen. Bei den Worten und ihren schrecklichen Implikationen

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