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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Ureinwohner wie Kojote und Dachs. Keltische Götter wie Balor und Branwen. Man konnte alle Mitglieder des Pantheons dort oben finden. Es gab nur eine leere Stelle. Dort hätte die Statue von Loki gestanden, aber es gab nirgendwo auf dem Campus Statuen des nordischen Gottes des Chaos. Das war nur allzu verständlich, wenn man bedachte, dass der böse Gott versucht hatte, die Weltherrschaft an sich zu reißen, und seine Schnitter nichts lieber taten, als Krieger zu töten.
    Ich löste den Blick von der leeren Stelle und sah stattdessen zu der Figur direkt über mir auf – Nike, die griechische Göttin des Sieges. Die Statue der Göttin war eine exakte Abbildung ihrer wahren Erscheinung. Haar, das ihr über die Schultern fiel, ein togaartiges Kleid, das um ihren Körper wehte, kleine Flügel auf ihrem Rücken. Für mich war die Göttin gleichzeitig kalt, schön, stark und schrecklich. Das fühlte ich jedes Mal in ihrer Gegenwart – die reine Macht, die in wilden, eisigen Wellen von ihr ausging.
    Wahrscheinlich erschien es mir so, weil Nike die Verkörperung des Sieges war, der letztendlich immer auch unglaublich bitter sein konnte. So hatte ich mich zumindest im Kolosseum gefühlt. Sicher, meine Freunde und ich hatten überlebt – aber andere Schüler waren gestorben. Das würde ich niemals vergessen.
    Sicherlich war es den Mitgliedern des Pantheons in ihrem Kampf gegen Loki ähnlich gegangen. Schwester hatte sich gegen Schwester gewandt, Krieger gegen Krieger, Gott gegen Gott, bis die gesamte Welt am Rande der Zerstörung stand. Und falls Loki jemals freikam, würde genau das wieder geschehen – ein weiterer langer, blutiger Chaoskrieg. Doch ich schwor mir, dass das nicht geschehen würde. Jetzt, da ich wusste, wo ich suchen musste, jetzt, da ich wusste, dass der Helheim-Dolch in der Bibliothek verborgen lag, war ich entschlossen, ihn zu finden – komme, was wolle.
    »Für den Fall, dass du es nicht bemerkt hast, es sieht so aus, als hätte ich ein neues, ähm, Haustier. Ein passenderer Begriff fällt mir nicht ein«, sagte ich. »Willst du mir vielleicht einen Hinweis geben, warum Nott beschlossen hat, mich aufzuspüren?«
    Die Statue bewegte sich nicht, blinzelte nicht, zuckte nicht, tat überhaupt nichts, was darauf hingewiesen hätte, dass Nike irgendwo da drin steckte – oder dass sie mir überhaupt zuhörte. Trotzdem fühlte ich mich immer ein wenig besser, wenn ich Nike Hallo sagte und zu ihr sprach, selbst wenn sie nicht antwortete. Es gab mir das Gefühl, sie säße dort oben auf dem Olymp, oder wo auch immer die Götter heutzutage abhingen, blickte nach unten und wachte über mich.
    »Ich weiß, ich weiß«, fuhr ich fort. »Du kannst mir nichts Genaues sagen wegen des Nicht-Einmischungs-Paktes in menschliche Belange, den die Götter geschlossen haben. Trotzdem, falls du mir mal heimlich einen Tipp zukommen lassen willst, höre ich nur zu gern zu.«
    Die Statue bewegte sich nicht, aber für einen Moment schien es mir, als würden sich ihre Lippen zu einem Lächeln verziehen. Nun, wahrscheinlich gab es Schlimmeres, als eine Göttin zu amüsieren.
    Ich wandte mich von der Statue ab, trat zwischen den Regalreihen hervor und hielt auf den Ausleihtresen zu. Der Hauptraum der Bibliothek war riesig, mit einem Kuppeldach, das die vollen sechs Stockwerke überspannte. Ich hatte immer den Eindruck, die Bibliothek wäre höher, als sie war, als reiche sie weiter und weiter und weiter hinauf.
    Ich legte in dem Versuch, einen Blick auf die Fresken an der Decke zu erhaschen, den Kopf in den Nacken. Die Fresken, die Metis in ihrem Vortrag erwähnt hatte und die mit Millionen in Gold, Silber und Juwelen verziert waren. Doch ich sah nur Schatten. Vielleicht war es besser so. Zweifellos waren die Fresken genauso unheimlich und lebensecht wie die Steinstatuen, die den Rest des Campus zierten. Ich konnte täglich nur ein gewisses Maß an Seltsamkeiten ertragen.
    Der Ausleihtresen stand in der Mitte der Bibliothek vor den Büros, die den gewölbten Raum teilten. Trotz der Tatsache, dass wir heute den ersten Tag nach den Winterferien hatten, war jeder einzelne Tisch voll besetzt – und das nicht, weil wir schon so viel Hausaufgaben aufbekommen hätten.
    Die Bibliothek war der beste Ort in Mythos zum Abhängen und Gesehenwerden. Die Schüler waren zum Lernen hier, sicher, aber sie beäugten auch jeden, der kam und ging, unterhielten sich, schrieben SMS und lästerten so schnell, wie ihre Finger und Münder sich nur bewegen

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