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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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konnten. Wahrscheinlich war die Bibliothek heute Abend so voll, weil alle von ihren Freunden erfahren wollten, was über die Winterferien passiert war. Ganz abgesehen von den Gerüchten, die immer noch über den Schnitterangriff im Umlauf waren – und über meinen Anteil daran. Wieder einmal starrten mich Leute an, bevor sie sich umdrehten und mit ihren Freunden flüsterten. Super. Einfach super.
    Ich trat hinter den Tresen und schob meine Tasche unter den langen Tisch. Mir blieb kaum Zeit, mich vor einen der Computer zu setzen, bevor sich auch schon eine der Türen des Bürobereichs öffnete.
    »Du bist spät dran, Gwendolyn«, sagte eine leise Stimme. »Mal wieder.«
    Ich verdrehte die Augen und wandte mich um. Und tatsächlich, hinter mir stand Nickamedes. Der Bibliothekar hatte die Arme vor der Brust verschränkt und trommelte mit den Fingern seiner rechten Hand auf den linken Ellbogen. Ein klares Zeichen, dass er wütend auf mich war – wieder mal. Aber wann war er eigentlich nicht wütend auf mich? Soweit es Nickamedes anging, konnte ich nichts richtig machen, und ich hatte keine Ahnung, woran das lag.
    Ich schaute zu der sonnenuhrähnlichen Uhr, die an der äußersten Glaswand hing. »Nein, bin ich nicht. Ich bin genau pünktlich.«
    Nickamedes schob den Ärmel seines schwarzen Pullovers nach oben und sah auf seine eigene Uhr. »Nein, bist du nicht. Es ist eine Minute nach, was bedeutet, dass du zu spät gekommen bist.«
    Wieder verdrehte ich die Augen. »Eine Minute? Wirklich? Sie wollen mich anschreien, weil ich eine Minute zu spät gekommen bin?«
    Der Bibliothekar kniff die blauen Augen zu Schlitzen zusammen. »Es spielt keine Rolle, ob es eine Minute ist oder eine Stunde. Zu spät ist zu spät, Gwendolyn. Ich nehme an, du warst wieder eifrig damit beschäftigt, dich vom Campus zu schleichen, um deine Großmutter zu besuchen, obwohl du weißt, dass Schüler unter der Woche den Campus eigentlich nicht verlassen sollen.«
    Sein bissiger Tonfall ging mir schrecklich auf die Nerven. Sicher, ich tat genau das gewöhnlich, aber heute war ich auf dem Campus geblieben, wie Grandma Frost es gewollt hatte. Selbst wenn ich tat, was von mir erwartet wurde, half mir das bei dem Bibliothekar kein bisschen.
    »Tatsächlich bin ich auf dem Campus spazieren gegangen wie ein braves kleines Mädchen«, blaffte ich. »Ich habe heute keinen einzigen Zeh vor die Mauern gesetzt.«
    Eine Hand, ja. Einen Zeh, nein. Aber ich hatte nicht vor, das Nickamedes gegenüber zu erwähnen – und erst recht würde ich ihm nicht von Nott erzählen.
    Nickamedes zog seine schwarzen Augenbrauen nach oben und schenkte mir einen schlecht gelaunten Blick. Offensichtlich glaubte er mir nicht.
    Am liebsten hätte ich wie Nott geknurrt. Erst war Daphne während des Mittagessens in seltsamer Stimmung einfach verschwunden, dann war Professor Metis abgehauen, bevor ich mit ihr sprechen konnte, und jetzt machte Nickamedes mich wegen einer einzigen, jämmerlichen Minute fertig. Ich war die Leute und ihr Verhalten heute gründlich leid, besonders wenn es um Nickamedes ging.
    Meine Wut und Frustration kochten über, brannten wie Säure in meiner Brust. Dann öffnete ich den Mund, ohne wirklich darüber nachzudenken, was ich gerade tat.
    »Warum hassen Sie mich so sehr?«, fragte ich. »Was habe ich Ihnen getan? Das wüsste ich wirklich gerne.«
    Für einen Moment wirkte Nickamedes schockiert, als hätte ich nicht bemerken sollen, wie sehr er mich ablehnte oder wie viel Mühe er sich gab, mich wegen jeder Kleinigkeit anzumachen. Bitte. Selbst wenn ich keine Gypsygabe besessen hätte, hätte ich die kalte Wut gespürt, die jedes Mal von ihm ausstrahlte, wenn er mich sah. Und es schien, als wäre der Hass des Bibliothekars nur schlimmer geworden, seit er mich im Kolosseum mit Logan gesehen hatte. Es war, als würde die Tatsache, dass Logan und ich befreundet waren – oder was auch immer –, seine Wut auf mich noch verstärken. Als hätte ich ihn damit persönlich beleidigt oder irgendwas.
    Nickamedes stand da und starrte mich an, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst.
    »Nun?«, schnauzte ich. »Werden Sie mir antworten? Oder wollen Sie mich noch ein bisschen anschreien? Denn ich habe zu arbeiten und ich habe heute wirklich keine Zeit für Ihre Psychospielchen.«
    Ein wütender Rotton erschien auf Nickamedes’ bleichen Wangen, aber gleichzeitig sah ich etwas in seinen kalten Augen aufflackern – etwas, das sehr wie Trauer wirkte. Als hätte

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