Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
traurig machte, obwohl er versuchte, diesen Schmerz hinter bissigen Kommentaren und einem teuflischen Grinsen zu verstecken. Doch statt erleichtert zu sein, war Logan nach meinem Geständnis nur wütend geworden. Ich verstand einfach nicht, was mit dem Spartaner nicht stimmte – oder mit mir.
Die Sache mit Logan und mir war vorbei, bevor sie überhaupt angefangen hatte. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das die Geschichte meines Lebens war. Mein Dad, Tyr, war gestorben, als ich zwei war, bevor ich auch nur die Chance erhalten hatte, ihn kennenzulernen. Meine Mom war ermordet worden und hatte mir nie etwas über Loki und die Schnitter erzählt oder darüber, wie es war, Nikes Champion zu sein. Und jetzt konnte ich auch noch den Helheim-Dolch nicht finden, um ihn vor dem Schnittermädchen zu schützen. Jupp, Scheitern epischen Ausmaßes und tragische Verluste schienen definitiv zu meinem Leben zu gehören.
Ich rollte mich auf den Rücken, während Nott von ihrem Platz auf dem Boden aufstand. Die Fenriswölfin war so groß, dass sie den Kopf mühelos auf das Bett legen konnte. Sie musterte mich aus rostroten Augen – Augen, die nicht mehr Schnitterrot waren, aber eben auch nicht braun – und winselte wieder. Ich ging davon aus, dass sie mich trösten wollte.
Mit einem Seufzen streckte ich den Arm aus und streichelte ihre seidigen Ohren. Nott grummelte genießerisch und schob den Kopf tiefer unter meine Finger. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich besser, als ich sie streichelte – obwohl sie groß genug war, um mich zu fressen. Wieder seufzte ich und kam auf die Beine. Nur weil ich litt, musste die Wölfin nicht dasselbe durchmachen.
Ich duschte, während Nott das Fleisch fraß, das ich aus dem Speisesaal mitgebracht hatte. Dann ging ich nach unten und holte ein paar zusätzliche Decken und Kissen aus einem der Schränke, in denen das Bettzeug aufbewahrt wurde. Ich trug die Decken in mein Zimmer und baute Nott zwischen meinem Bett und dem Schreibtisch eine Art Nest.
»Mir hast du nie so ein hübsches Bett gemacht«, beschwerte sich Vic von seinem Platz an der Wand. »Und ich bin viel nützlicher als so ein dämlicher Wolf.«
»Aber du hast eine coole Lederscheide«, erklärte ich dem schlecht gelaunten Schwert. »Das ist dein eigenes, kleines Nest.«
»Hmpf!« Vic klappte sein Auge wieder zu.
Ich verdrehte die Augen, dann ging ich nach unten in die Küche des Aufenthaltsraumes, den alle Mädchen sich teilten, um dort einen Eimer von unter der Spüle zu holen. Ich trug den Eimer in mein Zimmer, füllte ihn bis zum Rand mit Wasser und ließ Nott trinken, so viel sie wollte. Dann, als die meisten Lichter im Wohnheim bereits ausgegangen waren und alles still war, schlich ich mit der Wölfin nach unten und ließ sie noch einmal nach draußen, bevor die Türen sich automatisch verschlossen.
Schließlich waren wir wieder sicher in meinem Zimmer. Ich dachte darüber nach, das Greifenbuch aufzuschlagen und mit dem Aufsatz für Metis anzufangen, aber stattdessen ertappte ich mich dabei, wie ich das Tagebuch meiner Mom aus der Tasche grub und mich damit auf dem Bett zusammenrollte.
Nott und Vic schliefen beide, aber ich war dafür einfach zu aufgedreht, also knipste ich das Licht über dem Bett an und fing an zu lesen.
Heute beginnt mein zweites Jahr auf der Mythos Academy … So lauteten die Worte auf der ersten Seite des Tagebuches. Ich rutschte ein wenig tiefer unter meine Decke und bereitete mich auf eine lange Nacht des Lesens vor, die mich hoffentlich meine eigenen Probleme vergessen lassen würde.
Das Tagebuch enthielt alles, was meine Mom getan hatte, als sie wie ich siebzehn und im zweiten Jahr auf der Mythos Academy gewesen war. Sie schrieb über ihre Lehrer und Stunden und darüber, wie sehr sie Mrs. Banba verabscheute, die launische Wirtschaftslehrerin.
Ich lächelte, weil ich die Stimme meiner Mom in ihren Worten hörte, fast als wäre sie bei mir, um mir ihr Tagebuch wie eine Gutenachtgeschichte vorzulesen. Es tröstete mich. Besonders mochte ich die Stellen, an denen sie von ihrer Freundschaft zu Metis erzählte. Anscheinend waren die beiden während ihrer Zeit auf Mythos ziemliche Unruhestifter gewesen. Mom beschwerte sich sogar darüber, dass sie nach einem ihrer Streiche vor die Mächtigen von Mythos zitiert worden war. Im Tagebuch steckten auch ein paar Fotos, überwiegend von meiner Mom, die in die Kamera grinste, oder von ihr und Metis Arm in Arm. Diese Bilder legte ich beiseite. Ich
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