Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
aufgefallen, dass es nicht so einfach wird, wie ich gedacht habe.«
Vivian warf mir einen seltsamen Blick zu, sagte aber nichts. Stattdessen setzte sie sich auf das Bett und beobachtete, wie ich im Raum herumkroch, um die Hände über all ihre Bücher, ihr Make-up und die Möbel gleiten zu lassen und überall nach dem Ring zu suchen.
Ich fand ihn nicht, und ich empfing keine nützliche Schwingung von Vivians Sachen – nicht eine einzige. Oh, ich empfing ein paar Bilder, wie sie ihre Lieblingsbücher las oder Make-up auflegte, aber das waren die üblichen Dinge, die ich immer sah, wenn ich Gegenstände in der Art berührte. Fast alles andere in ihrem Zimmer war neu, schick und makellos. Schön für sie, aber schlecht für mich, wenn ich meine Gypsygabe einsetzen wollte.
Schließlich gab ich mich geschlagen, richtete mich wieder auf und klopfte mir an der Jeans den Staub von den Händen. »Nun, du hast recht. Ich habe unter und hinter jedem Möbelstück geschaut, und dein Ring ist hier nirgendwo. Meinst du, du könntest ihn irgendwo anders auf dem Campus verloren haben? Vielleicht hast du ihn vor dem Kampftraining abgenommen und in einem der Spinde liegen lassen?«
Sie zögerte, und in ihren goldenen Augen glitzerte Besorgnis. »Das ist es ja. Ich bin mir nicht so sicher, dass ich ihn verloren habe. Ich glaube … ich glaube, jemand hat mir den Ring gestohlen.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Wirklich? Wer? Ich suche ständig Sachen für andere Schüler, und meiner Erfahrung nach hast du wahrscheinlich recht, wenn du denkst, jemand hat ihn gestohlen. Das passiert öfter, als man meinen sollte.«
Ich war immer wieder überrascht, wie kleptomanisch veranlagt einige dieser Kriegerwunderkinder waren. Die meisten von ihnen besaßen alles Geld der Welt, trotzdem stahlen sie von anderen Schülern und selbst ihren Freunden, aus Hass, Eifersucht oder einfach Bosheit. Inzwischen ging ich davon aus, dass für etwas zu zahlen so dermaßen out war.
Vivian spielte an einem losen Faden ihres Bettbezugs. »Es ist eigentlich ziemlich albern. Sie ist meine Freundin. Sie würde so etwas nie tun. Sie würde mir nie etwas stehlen, besonders nicht diesen Ring. Sie weiß, wie viel er mir bedeutet.«
»Was ist so besonders an diesem Ring?«
Vivian biss sich auf die Lippe und senkte den Kopf. »Er hat meiner Mom gehört. Sie hat ihn mir geschenkt, bevor sie gestorben ist.«
»Oh. Tut mir leid.«
Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte, und ich wusste, dass nichts, was ich sagte, einen Unterschied machen würde. Meine Worte konnten Vivian nicht trösten. Nichts von dem, was irgendwer nach dem Tod meiner Mom zu mir gesagt hatte, hatte auch nur ansatzweise geholfen.
Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist passiert, als ich dreizehn war. Schnitter, weißt du.«
Meine Gedanken wanderten zu Logan. Wie seine Mom und seine ältere Schwester von Schnittern ermordet worden waren, wahrscheinlich genauso, wie es auch bei Vivians Mom geschehen war. Über den Spartaner nachzudenken sorgte dafür, dass sich mein Herz verkrampfte, also zwang ich mich, meine Aufmerksamkeit wieder auf das Mädchen vor mir zu richten.
»Komm schon, Vivian. Du kannst mir genauso gut sagen, wen du des Diebstahls an deinem Ring verdächtigst. Damit erleichterst du mir die Suche gewaltig, weil ich weiß, wo ich anfangen soll.«
Sie seufzte. »Savannah. Ich glaube, es war Savannah. Wie ich vorhin schon gesagt habe, erinnere ich mich daran, den Ring das letzte Mal gesehen zu haben, als wir vor zwei Tagen zusammen abgehangen haben. Sie ist kurz vor der Ausgangssperre um zehn gegangen, und gestern Morgen konnte ich den Ring nicht mehr finden. Er war einfach … weg.«
In Vivians Stimme lag ein Zittern, und sie schlug sich eine Hand vor die Augen. Als würde schon der Gedanke daran, dass Savannah den Ring gestohlen haben könnte, ausreichen, um sie zum Weinen zu bringen.
Ich runzelte die Stirn, während ich über ihre leisen Worte nachdachte. Warum sollte Savannah ihre Freundin bestehlen? Sicher, die Schüler auf Mythos bestahlen einander ständig, aber gewöhnlich waren es nur die superteuren, hochwertigen Sachen, die geklaut wurden – Fernseher, Platinuhren, Smaragdohrringe von der Größe von Haselnüssen. Einen so einfachen Goldring zu stehlen, besonders wenn Savannah wusste, wie viel er ihrer Freundin bedeutete, das klang nach etwas, das nur ein Schnitter aus reiner Bosheit tun würde.
Ich dachte an das rote Aufblitzen in Savannahs Augen, das ich zuerst im
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