Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
da und beobachtete ihren Abgang. Sicher, die Walküre konnte manchmal ziemlich sprunghaft reagieren, aber das war schon das zweite Mal heute, dass sie so unfreundlich zu mir war. Okay, okay, vielleicht hatte ich Daphne und Metis ja belauscht, aber doch nur, weil ich mir Sorgen um Daphne machte. Verklagt mich doch, weil meine beste Freundin mir etwas bedeutet.
Metis trat aus ihrem Büro, und der Blick ihrer grünen Augen war freundlich und sanft.
Ich seufzte. »Ich nehme an, Sie haben das gehört?«
Die Professorin nickte. »Daphne ist nur durcheinander. Sie dachte, ihre Magie würde das eine werden, und jetzt hat sich herausgestellt, dass sie etwas ganz anderes ist.«
»Schön, aber warum lässt sie das an mir aus?«
Metis legte den Kopf ein wenig schräg. »Weil deine Magie genau das ist, was sie sein soll. Du heißt deine Kräfte willkommen, Gwen, und du versuchst, Gutes damit zu bewirken. Das ist Teil dessen, was dich so stark macht. Sorg dich nicht um Daphne. Das wird schon. Sie wird ein wenig Zeit brauchen, um sich daran zu gewöhnen, aber schließlich wird sie verstehen, dass alles seinen Grund hat. Dass die Götter uns die Gaben schenken, die wir am dringendsten brauchen.«
Die Professorin starrte ins Leere. »Ich war in ihrem Alter genauso. Ich hatte auch gehofft, dass meine Magie physisch wäre und nicht mental.«
»Was meinen Sie damit?«
Metis seufzte. »Grundsätzlich unterteilt man Magie in zwei Kategorien – physisch und mental. Physische Magie beinhaltet zum Beispiel die Feuermagie, die Daphnes Mutter besitzt. Gewöhnlich kann man physische Magie einsetzen, um jemanden zu verletzen, während mentale Magie oft schützende Magie ist, wie zum Beispiel meine Fähigkeit zu heilen.«
»Grundsätzlich heißt das also, dass physische Magie eine tatsächliche Form hat, richtig? Wie Regen bei einem Sturm?«
Metis nickte. »Genau. Sturmregen wäre physische Magie, etwas, das man tatsächlich sehen und fühlen und berühren kann, während Telekinese oder Telepathie Mentalmagie wären, die man nicht notwendigerweise sehen oder berühren kann.«
Aus irgendeinem Grund hallte das Wort Telepathie in meinem Kopf wider wie eine angeschlagene Glocke, aber ich hatte keine Ahnung, warum. Soweit ich wusste, hatte ich nie jemanden mit telepathischer Magie getroffen. Viele Mythos-Schüler besaßen die physische Magie, die Metis beschrieben hatte, wie die Fähigkeit, Blitze aus ihren Fingerspitzen schießen zu lassen oder mit einer einzigen Bewegung der Hand Windstöße heraufzubeschwören. Wahrscheinlich konnte man außerdem die besseren Sinne der meisten Schüler als eine Form von Mentalmagie bezeichnen.
»Aber was ist mit meiner Magie?«, fragte ich. »Was ist mit meiner Berührungsmagie?«
So nennen manche Leute meine Psychometrie – Berührungsmagie.
»Deine Berührungsmagie ist anders«, erklärte Metis. »Sie ist eine der seltenen Fähigkeiten, die gleichzeitig physisch und mental sein können.«
»Wie meinen Sie das?«
Metis tippte sich mit einem Finger gegen die Lippen, als wäre sie sich nicht sicher, wie sie es mir erklären sollten. »Nun, von dem mentalen Teil weißt du offensichtlich. Das wäre, so wie du es ausdrückst, wenn du Dinge berührst und etwas siehst. Wenn die Erinnerungen und Gefühle anderer Leute vor deinem inneren Auge aufblitzen.«
Ich nickte.
»Aber Berührungsmagie hat auch einen physischen Aspekt«, sprach Metis weiter. »Du kannst relativ problemlos Schwingungen von Gegenständen auffangen, aber Personen mit Berührungsmagie wie du können auch Leute beeinflussen. Ich nehme an, Gwen, dass du, wenn du dich nur genug anstrengst, deine Gedanken und Gefühle auf jemanden übertragen kannst und diese Person genau das sehen und fühlen lassen kannst, was du willst. Deine Psychometrie ermöglicht es dir, die Erinnerungen von Leuten zu sehen, sie lässt dich fühlen, was sie gefühlt haben. Wer sagt, dass du nicht auch tiefer in sie hineingreifen kannst? Vielleicht könntest du sogar die Magie von jemandem anzapfen, während du gegen ihn kämpfst, und sie gegen ihn verwenden? Es gibt einige sehr interessante Theorien über Berührungsmagie, obwohl nur wenige von ihnen bewiesen wurden, da es eine so seltene Gabe ist.«
Metis’ Worte sorgten dafür, dass ich wieder an den Schnitterangriff denken musste. Ich erinnerte mich, diesen Funken in Daphne gesehen zu haben, und daran, wie ich mich danach gestreckt und ihn mit meiner eigenen Magie berührt hatte. Für ein paar Sekunden, bevor
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